13. Dezember

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"Es tut mir Leid", sage ich, als Claire mit verschränkten Armen in der Tür steht. Ihr Blick deutet meinen Tod an und ich ziehe meine Bettdecke wieder über den Kopf. Wenn ich gewusst hätte, dass Claire so sauer auf mich sein wird, hätte ich einfach die Zähne zusammengebissen und wäre im Kino geblieben.

"Wo warst du gestern Abend?"

"War mit Harry bei Starbucks", murmle ich und höre, wie Claire aufseufzt. Dann setzt sie sich neben mich und zieht mir die Decke vom Kopf weg.

"Ich hab mir Sorgen gemacht, Annie." Dann fängt sie langsam an zu lächeln und nimmt mich in den Arm. "Hat er irgendwas schlimmes gemacht, wofür ich ihm die Eier abschneiden muss, damit sein Erbgut nicht weiter in die Welt herausgetragen wird?"

"Mit dem komme ich schon zurecht", fange ich leise an zu lachen und mich überkommt diese familiäre Wärme, die man als Kind immer gespürt hat, wenn man einfach nur glücklich war.

"Warum machen wir uns, nachdem wir die Betten für alle Verwandten, die morgen alle hier antanzen werden, nicht einfach einen gemütlichen Abend zusammen, ohne die Jungs?", sagt Claire und sieht mich mit ihren funkelnden Augen an. Ich fange an zu grinsen. Claire ist die liebevollste, aber auch gestresste Person, die ich kenne, weil sie immer alles richtig machen möchte, was auch schon in der Schule so war.

Ich nicke, zupfe ihr einen Fussel von ihrem grünen Wollpullover und räkle mich noch einmal in dem weichen, großen Bett, aus dem es mir wirklich jeden Morgen schwerfällt aufzustehen. "I'll be there with my love this christmas", fange ich an zu singen und steht auf.

Claire lacht und steht ebenfalls auf. "Santa called to make sure you're prepared." Und wirft mir einen roten Pulli, der neben dem Bett auf dem Boden liegt, ins Gesicht. "Matt ist übrigens da, also wenn du ihm nicht begegnen willst, solltest du dir Zeit lassen."


Fertig angezogen und auf meinen dicksten Kuschelsocken laufe ich leise in die Küche. "Guten Morgen Miss Annie, kann ich irgendetwas für sie tun oder wollen sie mir Gesellschaft leisten?", begrüßt James mich und hält mir sofort eine große Tasse Cappuccino entgegen.

Ich drehe meinen Kopf in Richtung des Esszimmers, aus dem das Gelächter von Steve, Claire und Matthew zu uns rüber dringt. Dann lächle ich den älteren Herren an und setze mich auf einen der Barhocker. "Ich werde heute bei ihnen in der Küche frühstücken, wenn das kein Problem ist." Beim Gedanken daran, jetzt mit Matthew in einem Raum zu sitzen, fühlt es sich an, als würde sich mein Herz zuschnüren. Diese plötzliche Nähe gestern, dieses eindeutige Flirten und dann dieser Spruch, der einfach nur unter die Gürtellinie ging, war einfach zu viel für mich.

"Natürlich nicht, ich freue mich immer über ihre Gesellschaft", lächelt er, wobei sich kleine Fältchen um seine Augen bilden und stellt einen Teller mit Rührei und Bacon vor mich. "Guten Appetit."

Die Küche ist warm und alles ist so gemütlich, weshalb ich leise das Weihnachtslied, welches im Radio läuft, mitsinge. "Ihr Cappuccino ist sogar besser als der von Starbucks, wenn ich das so sagen darf", lobe ich James, welcher daraufhin sogar ein bisschen rot wird.

"Vielen Dank Miss Annie, das freut mich wirklich."

"Ah Annie, hier bist du ja, ich dachte schon, dass du heute gar nicht mehr aufstehst ", kommt Steve gut gelaunt in die Küche und überreicht James eine Liste. "Das sind die Essensvorschläge der nächsten Tage, für die Claire sich entschieden hat." Er winkt mir zu." Kommst du nicht mit rüber?"

Ich schüttle den Kopf und schiebe mir eine Gabel Rührei in den Mund." Da hinten ist es so kalt, ich bleibe lieber in der warmen Küche und leiste James ein wenig Gesellschaft." 'Gut gerettet', denke ich mir und nehme einen Schluck aus der großen Tasse.

A Christmas Wedding - Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt