18. Dezember

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„Würden sie mir mal bitte die grüne Schleife dort reichen, Margaret?", frage ich Steves Mutter, welche mit einem großen Zettel in der Mitte des Eingangsbereiches steht und alle Anwesenden umherscheucht. Mit einer hochgezogenen Augenbraue reicht sie mir die Schleife, welche ich am Geländer der breiten Treppe befestige. Leider haben die O'Brien Eltern nicht auch noch ihr Dekorationsteam von zu Hause mitgebracht, weshalb wir heute den ganzen Tag damit verbringen werden das Haus für den traditionellen Weihnachtsball zu schmücken, worüber wir natürlich alle sehr erfreut sind.

Alle sind da und helfen mit. Bis auf Matthew, welcher nach der gestrigen, wirklich komischen Situation sofort nach Hause gefahren ist und heute abgesagt hat, da er "arbeiten" muss. Als wäre er nicht selbstständig und hätte ein ganzes Haus voller Mitarbeiter, welche ihm 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen. Ich beiße mir auf die Lippe und versuche die nächste, diesmal goldene, Schleife am Treppengeländer zu befestigen. Warum auch immer ich heute hochhackige Schuhe trage, aber Claire und die anderen Frauen, welche in diesem Haus herumlaufen machen das auch, als werde ich auch an einem Tag, an dem wir eigentlich nicht das Haus verlassen, diese, wie Claire mir Stolz mitteilte, nudefarbenen Jimmy Choo's anlassen, welche sie von Jimmy Choo persönlich geschenkt bekommen habe.

„Nein, die Getränke bitte hintenrum reintragen, ihr bringt doch den ganzen Schnee ins Haus", hört man Margaret sagen, woraufhin Glenn, Daniel und Harry mit den Getränkekästen stöhnend wieder die Treppen herunterlaufen und hinter das Haus gehen, wo sie von Steve, Harold, Peter und James in Empfang genommen werden.

Claire, Jennifer und die Zwillinge sitzen im Esszimmer und besprechen das Essen für den Weihnachtsball, wofür sich Charlotte und Paul als wirklich nützlich für diese Aufgabe herausstellen, da natürlich auch noch andere Kinder anwesend sein werden und auch deren Essensinteressen vertreten sein müssen. Sie sollen ja schließlich nicht verhungern.

Im Wohnzimmer sitzen die kichernden Zwillinge und eine gelangweilte Hailey, welche, natürlich auch nach Tradition, echte Cranberry-Popcorn-Girlanden machen müssen, weshalb es im ganzen Haus nach Popcorn und Cranberrys riecht. Eigentlich bin ich mit meiner Arbeit die ganze Dekoration zusammen mit Michelle aufzuhängen ziemlich gut weggekommen, doch da Margaret uns und alles was wir auf- oder abhängen mit Argusaugen beobachtet und wir in jedem Raum so viele winzige Kleinigkeiten an Dekoration bewältigen müssen, ist selbst diese Arbeit ziemlich anstrengend und eintönig.

Gerade als ich die letzte Schleife am Treppengeländer mit dem durchsichtigen Faden festgemacht habe, erscheint Margaret am Treppenabsatz. „Annie? Ich habe mich umentschieden. Die Schleifen sollten doch alle drei Stangen und nicht alle zwei aufgehängt werden."

Gerade als ich etwas sagen möchte, stellt Michelle sich mit verschränkten Armenneben Margaret. „Warum haben Sie das denn nicht früher gesagt, Margaret? Die arme Annie hat jetzt bestimmt 40 Schleifen umsonst aufgehangen, wenn sie wieder von vorne anfangen kann."

'46'denke ich, aber trotzdem nicke ich Michelle dankbar zu. Der gute Wille zählt.

„Ich musste es doch erst im Gesamten sehen um entscheiden zu können, ob ich das gut oder schlecht finde und außerdem wird es Annie sicherlich nicht umbringen, nicht wahr ?"

Ein böser Blick in meine Richtung lässt mich leicht zusammenzucken, woraufhin ich nicke und die Lippen zusammenpresse. Eineinhalb Stunden habe ich damit verbracht die großen grünen und goldenen Schleifen jeweils abwechselnd an jede Zweite der Stangen zu befestigen. "Nein, wird es nicht", lächle ich gequält und fange an die grüne Schleife, die ich gerade festgemacht habe, wieder zu lösen.

„Sehen sie. Annie wird weiterhin atmen", sagt Margaret leicht triumphierend zu Michelle, welche mir nur einen mitfühlenden Blick schenkt und sich wieder ihrer Arbeit beim Polieren der Treppenstufen zuwendet. Margaret sieht auf ihre Liste und hackt einen Punkt ab. „Jetzt werde ich noch ein paar Barkeeper anrufen, wir sollten ja nicht ohne dastehen, nicht wahr?", sagt sie mehr zu sich selbst und geht ins Wohnzimmer um in Ruhe zu telefonieren, da Michelle und ich bei unserer Arbeit ja auch definitiv lauter sind als Verena und Lorena.

A Christmas Wedding - Adventskalender 2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt