70. Kapitel

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Am nächsten Morgen wache ich frierend auf. Es wird gerade hell. Die Sonne scheint noch nicht durch die Terrassentür. Lediglich der erste Schimmer des Tageslichtes ist zu sehen. Ich schließe die Augen einen Moment und ziehe die Decke enger an mich heran. Es ist aller spätestens sieben Uhr morgens. Mit Glück. Ich konzentriere mich, ich versuche ruhig zu bleiben. Ich will es nicht. Ich rede mir ein, dass ich es mir nur einbilde, dass es gar nicht stimmt.

Aber dann geht es nicht mir. Ich stehe auf und eile mit großen Schritten ins Bad. Ich schließe die Tür hinter mir, lasse mich auf die Knie fallen und übergebe mich. Verfluchter Mist! Ich zittere stärker und mir wird wieder kalt. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper, als ich vor dem Waschbecken stehe und mir den Mund auswasche. Dabei versuche ich aber so leise, wie nur möglich zu sein. Louis schläft noch und ich möchte ihn nicht wecken. Ich gehe zurück ins Wohnzimmer. Die Tür der Terrasse steht offen. Mist, ich habe die gestern nicht richtig zu gemacht. Ich laufe mit unsicheren Schritten zu ihr und schließe sie. Ich dachte wirklich, ich habe sie zugemacht.

Es ist kalt draußen. Außerdem ist das Sofa nicht der beste Schlafplatz. Ich lag genau im Durchzug zwischen der Balkontür und der Tür zum Flur, die nicht isolierend wird und unten und oben dünne Spalten zum Boden und zum Rahmen aufweist.

Ich habe das Gefühl jegliche Kraft in den Gliedmaßen verloren zu haben. Aber dennoch schleppe ich mich in die Küche und beginne, Tee zu kochen. Wenigstens das kann ich ja tun. Mir ist leicht schwindelig, als ich dort stehe und warte. Ich schließe die Augen, aber dadurch wird es nur noch schlimmer. Ich fluche innerlich.

Der Tee ist fertig und ich trinke einen Schluck von meiner Tasse. Es dauert erneut nur wenige Sekunden, bis mein Magen erneut rebelliert. Der Tee ist eigentlich gut gewesen, aber mein Magen sieht das wohl anders. Ich stelle die Tasse auf den Tisch und laufe zum Badezimmer, wo ich erneut vor die Toilette falle. Ich hasse es!

„Harry?" höre ich Louis' Stimme. Es klopft an der Tür. Ich murmle ein „Warte kurz." aber das hört er scheinbar nicht. Die Tür öffnet sich und leider dreht sich mein Magen in dem Moment erneut um. Ich merke, dass er sich neben mich setzt und ich spüre, wie er meine Locken nach hinten streicht. Ich atme tief ein und wieder aus. Dann betätige ich die Spülung und setze mich auf. Wieso musste er mich nur hören? Ich wollte wirklich leise sein. Er sollte ausschlafen. Es ist doch viel zu früh!

Ich wage es nicht, ihn anzusehen. Ich möchte nicht, dass er mich so sieht. Ich stehe zittrig auf und gehe zum Waschbecken. Louis legt einen Arm um meine Taille. Mein Gleichgewichtssinn ist immer noch nicht wirklich vorhanden. Ich spüre mir den Mund aus und sehe ihn einen kurzen Moment durch den Spiegel an. Ich habe tiefe Augenringe und meine Nase ist rot.

Louis sieht mich besorgt an und alleine das, lässt mein Herz schmerzhaft brennen. Es tut weh. Wir verlassen das Badezimmer, ohne etwas gesagt zu haben. Erst als er die Tür schließt, sage ich leise. „Dein Tee steht in der Küche..." - „Was?" fragt er verwundert. „Ich habe dir Tee gemacht." wiederhole ich unsicher. „Weil wir doch gleich los müssen."

Mehr lasse ich mir nicht sagen. Ich gehe ins Schlafzimmer, hole mir meine Sachen und gehe duschen. Danach fühle ich mich aber auch nicht besser. Ich friere durchgehend. Ich versuche das zittern zu unterdrücken. Es ist eigentlich nicht kalt hier drin. Ich bin sicher, meine Stirn ist auch warm. Dieses Gefühl ist einfach nur ekelhaft... und dazu kommt mein stetig schmerzendes Herz.

Ich sehe Louis nicht an. Es ist eine merkwürdige Stimmung zwischen uns. Ich habe ihm gesagt, dass ich gestern wohl etwas Falsches gegessen habe. Natürlich ist er mit dieser Antwort nicht zufrieden, aber mehr sage ich ihm nicht. Genervt dreht er sich von mir weg, als wir am Flughafen ankommen. Er steigt aus und folgt sofort Liam. Jeff bleibt mit ein wenig Abstand bei mir. Ich rede mit niemandem, lasse mich einfach auf den Sitz am Fenster bei der Crew fallen und sehe nach draußen. Immer wieder muss ich niesen. Ich glaube ich verbrauche alleine im Flugzeug drei Packungen Taschentücher. Wie gut, dass Andy wieder gesund ist und die übrig hat.

Aber auch weiterhin werden meien Kopfschmerzen nicht weniger, mir wird nicht wärmer und übel ist mir auch noch. Das Frühstück habe ich ausfallen lassen. Ich bin sicher, dass mich erneut hätte übergeben müssen, wenn ich auch nur einen Bissen gegessen hätte. Ich hasse es krank zu sein. Aber wieso lasse ich Idiot auch die Tür offen; und das die ganze Nacht lange? Noch dazu saß ich gestern Stundenlang auf der Bank. Ich schätze, das war auch nicht meine klügste Entscheidung.

Louis sitzt vorne bei Mr. Lee und Liam. Sie besprechen den weiteren Ablauf der Tour und diskutieren über die Pause, die Louis angekündigt hat. Hiatus nennen sie es. Ich mag dieses Wort irgendwie nicht. Ich kann an nichts anderes, als unseren Streit denken. Ich verstehe immer noch nicht, weswegen Louis mir vorher nichts gesagt hat. Ich bin irgendwie enttäuscht, traurig, und ich versuche herauszufinden, welchen Grund er dafür hatte.

Wenn er das machen möchte, dann habe ich da nichts gegen; solange es nur eine Pause ist jedenfalls. Er soll seine Traum nicht für mich auf geben! Das könnte ich niemals verlangen! Das würde ich niemals verlangen! Wir landen nach kurzer Zeit schon wieder. Als ich die Flughafenhalle betrete, werde ich nervös und unsicher. Ich sehe mich hektisch um. Es ist voll und wuselig. Mein Herz schlägt schneller und en drückendes Gefühl macht sich in meiner Magengegend breit.

Aber ich versuche ruhig zu atmen. Im Prinzip kann ich mich doch überhaupt nicht schon wieder übergeben, oder? Ich habe seit Stunden nichts gegessen. Wir fahren direkt zur Halle. Louis verschwindet erst in der Garderobe, dann in der Halle, wieder in der Garderobe und schließlich beginnt das Konzert. Ich sitze nur auf dem Sofa und sehe allem zu. Anteilslos beobachte ich all die Menschen, die ständig hin und her laufen. Ich ziehe die Jacke enger um mich. Es bringt nichts. Liam sieht ab und an bei mir vorbei, aber ich meine immer nur, dass es mir gut geht, dass nichts ist.

Louis hat einige Male zu mir gesehen, aber er hat mich nicht angesprochen. Es ist, als würde eine unerträgliche Funkstille zwischen uns herrschen. Meine Finger sind mittlerweile Eiskalt. Meine Füße vermutlich auch. Die kreischenden Fans hört man bis hierhin und sofort spanne ich mich an. Ich spüre das Adrenalin meinen Körper fluten und wünschte, ich wäre nicht hier. Nicht in der Halle. Es ist so viel!

Aber ich bleibe sitzen. Wenn ich jetzt aufstehe, tragen mich meine Beine mit Garantie nicht. Ich esse dann schließlich doch etwas. Ein Stück Baguette muss reichen. Es dauert nicht lange und mir wird wieder schlecht, aber ich zwinge mich, es drin zu behalten. Ich konzentriere mich, versuche ruhig, tief und gleichmäßig zu atmen und irgendwann wird die Übelkeit wieder erträglicher. Trinken tue ich zwischen durch immer ein bisschen. Mehr geht einfach nicht.

Um mich abzulenken, habe ich versucht Gemma anzurufen. Sie hat mir letztens die neue Ultraschallaufnahme geschickt. Sie und Michal planen schon. Sie meint zwar selbst, dass sie sicherlich alles noch dreimal über den Haufen werfen wird, aber sie lassen sich nicht davon abhalten. Es ist noch Zeit, bis Gemma das Baby bekommt, aber wenn sie davon erzählt, was Michal alles vorhat, muss auch ich lächelnd und werde aufgeregt und gespannt.

Das Konzert endet. Louis geht duschen. Andy ist zwar wieder mehr oder weniger gesund, aber als er zum Van geht, ist ihm die Anstrengung doch deutlich anzusehen. Ace hingegen sehe ich heute nur kurz. Reden tun wir nicht miteinander, da er alle Hände von zu tun hat. Verdammt, wieso bin ich nur krank geworden?! Okay, unnötige Frage. Aber so unbedacht handle ich doch sonst nicht!

Wir fahren zum Hotel in die Suite. Ich gehe ins Bad und versuche mit meine strähnigen Locken aus dem Gesicht binden. Ich fühle mich schwach. Ich habe keine Kraft und ich bin müde. Ich zittere vor Kälte und meine Kopfschmerzen werden wieder schlimmer. Ich greife nach meiner Badezimmertasche und fische eine Packung Ibuprofen heraus. Ich schlucke eine Tablette mit Leitungswasser, aber wieder finde ich mich über der Kloschüssel wieder.

Ich war davon ausgegangen, dass Louis schon im Bett liegt, aber er kommt nur einige Sekunden später ins Badezimmer. Ich rapple mich irgendwie auf. Meine Ohren dröhnen und ich habe Mühe, meine Augen offen zu halten. Ich könnte auf der Stelle schlafen.

„Geh schlafen, Louis... morgen ist ein Konzert." murmle ich abwesend.

harry ist also krank :( der arme. was macht Louis jetzt? oder wie geht es ihm? und wie geht es weiter?

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