16. Kapitel

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Den ganzen Tag sitzen wir mit Sam in der Bar. Ich habe es erst nicht geglaubt, aber es ist wirklich so; es lenkt mich irgendwie ab. Sam macht seine Bar um sieben Uhr auf und stellt sich hinter die Theke. Jeff und ich nehmen uns zwei Barhocker und setzen uns dazu. Die Bar füllt sich langsam aber sicher und ich muss wirklich sagen, dass es mir hier gut gefällt. Wir bleiben bis kurz vor Mitternacht. Wir sind beide müde und haben Jetlag. Es dauert nicht lange, bis wir wieder im Hotel angekommen sind. Ich falle praktisch in mein Bett.

An Schlaf ist nicht zu denken. Sobald ich dort liege und das Licht aufgeschaltet habe, denke ich an Louis. Louis Louis Louis. Wieder einmal ist nur er in meinen Gedanken. Was er jetzt wohl gerade macht? Heute Abend war ein Konzert. Morgen hat er einen Tag frei. Ich nehme mir mein Handy. Sollte ich es tun? Vermutlich nicht. Kann ich es noch schlimmer machen, als es schon ist? Wohl kaum.

Ich öffne Google und gebe in der Leiste seinen Namen ein. Direkt kommen Links zu diversen Seiten. Seine Internetseite ist dabei, links zu seinen Musikvideos, aber auch viele Vorschläge für Social-Media-Accounts, Fanpages und Update Seiten. Ich entscheide mich für die erste, die mir angezeigt wird. Es ist auf Instagram. Ich sehe die Fotos durch. Dort sind Unmengen an Bildern von dem Konzert heute. Einige Videos sind auch dabei.

Ich scrolle weiter hinunter. Bei einem Video stoppe ich verwundert. In der Beschreibung sind viele, weinende Emojis zu sehen. Ich starte das Video. Ein Fan hat es aufgenommen. Er oder sie stand in den ersten Reihen bei der B-Stage. Es ist das Ende von Always you. Die Handyqualität des Videos und das durchgängige Wackeln der Kamera macht es nicht gerade einfach, Louis genau zu erkennen, doch es reicht aus. Er wischt sich über die Augen. Ich schlucke.

Ich war bis dato davon ausgegangen, dass es ihn mehr oder weniger nicht interessiert. Er hat sich nicht um mich gesorgt, er hat mich nicht einmal angerufen. Wieso also scheint es plötzlich so. Aber ich ignoriere diesen Gedanken. Was weiß ich, was der Grund dafür ist. Es kann alles mögliche passiert sein! Es ist über einen Tag her, seitdem ich ihn das letzte Mal gesprochen oder gesehen habe und er ist auf Tour. Es fällt ständig irgendetwas neues an. Das Video geht weiter und ich erkenne die ersten Töne von Strawberries and Cigarettes. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, um es nicht allzu nah an mich heran zu lassen.

Dieser Song bedeutet uns beiden so viel. Es ist meine Antwort auf Always You gewesen. Schon automatisch und ohne das ich darüber nachgedacht habe, greift meine Hand nach der Kette. Als ich die abgerundeten Kanten des Papierfliegers spüre, wird dieses brennende Gefühl in meinem Brustkorb schlagartig stärker. Ich vermisse Louis. Ich spüre bis ins Mark, dass ich nicht ohne ihn kann und das ich ihn brauche. Ich seufze. So war das eigentlich nicht geplant. Ich wollte nur schauen, ob er das Konzert gemacht hat. Mehr nicht.

Er singt die erste Zeile und bricht dann ab. Er singt nicht mehr. Die Fans singen für ihn und er lässt seine Hand mit dem Mikrofon hängen. Sofort mache ich mir Sorgen um ihn. Wieso singt er nicht mehr? Was ist da passiert?!

Die Musik verstummt. Louis sieht wieder geradeaus. Er atmet tief durch. Dann sieht er zur Band nach hinten und deutet ihnen, dass sie den nächsten Song anspielen sollen. Das Video endet. Ich lasse mein Handy hinunter auf die Bettdecke gleiten. Einen Moment später wird er Bildschirm schwarz. Er hat den Song wirklich übersprungen. Er hat weiter gemacht, als wäre nichts geschehen.

Ist nichts geschehen? Louis tut so. Vielleicht ist es wirklich etwas anderes. Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken darüber und es war nichts.

Ich werde geweckt, als jemand an meine Zimmertür klopft. Immer und immer wieder. „Ja doch.." rufe ich und noch bevor ich aufstehen kann. Jeff kommt ins Zimmer und setzt sich zu mir. „Was gibts?" frage ich verschlafen und setze mich auf. „Wir haben ein Problem." sagt er ernst. Verwundert und ein wenig skeptisch schaue ich ihn an. „Was ist passiert?" Er sieht kurz auf sein Handy. „Wie spät ist es überhaupt?" will ich wissen. „Erst acht Uhr." sagt Jeff. Dann seufzt er und sieht mich kurz entschuldigend an. „Wir müssen zurück." - „Was?" frage ich ihn perplex und ein wenig entgeistert. „Nein!" widerspreche ich sofort.

Es ist nicht so, dass ich Louis nicht wiedersehen will. Es liegt eher daran, dass ich unglaubliche Angst habe, was passiert, wenn wir uns wiedersehen. Wir sind nicht mehr zusammen, aber noch wurde ich damit nicht wirklich konfrontiert; jedenfalls nicht von ihm. Ich habe Angst davor, dass er in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt. Oh Himmel... ich würde es nicht überleben, ihm mit jemand anders zu sehen. Wenn er jemanden abschleppt, ins Hotel bringt und ich es wohl möglich mitbekomme. Das wäre ein absoluter Albtraum.

„Jeff.." sage ich leise. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ein ungutes Gefühl macht sich in meiner Brust breit. „Was ist mit Louis?" Er brauchte es nicht auszusprechen, ich habe es gemerkt; schon wie er den Raum betreten hat. Er hat nicht gewartet, bis ich ihm aufgemacht habe. Er hat eine Schlüsselkarte, das wusste ich, aber ich war bis jetzt davon ausgegangen, dass er sie nicht benutzen wird. Jeff respektiert meine Privatsphäre wirklich sehr und daher muss irgendetwas passiert sein. Er ist ruhig, gefasst und angespannt. Irgendetwas stimmt nicht und genau das sagt mir, dass es etwas mit Louis zu tun hat.

„Geht es ihm gut?" frage ich direkt weiter, ohne dass Jeff die Chance hat zu antworten. Er nickt nur. „Ja, es geht ihm gut. Mehr oder weniger." - „Was ist mir ihm?" frage ich sofort weiter. Meine Augen sind groß und Adrenalin strömt durch meine Adern.

„Es ist nichts passiert, Harry." erwidert er und deutet mit einer Hand an, dass ich mich ein wenig beruhigen soll. „Noch nicht." fügt er hinzu. „Es ist so: Louis will eine Pause." - „Aber wir sind doch schon getrennt.." sage ich leise. Unsere Beziehung ist doch vorbei? Wieso sagt er dann, dass er eine Pause will. Es ergibt keinen Sinn für mich. Dann halte ich inne und ein schlimmer Gedanke bildet sich. „Er will mich nicht mal mehr als Fotografen." sage ich leise und schlucke.

Er möchte nicht, dass ich zurück komme. Er will nicht, dass er mich sehen muss. Ich spanne mich an und Tränen treten mir in die Augen. Er will mich wirklich nicht mehr. Überhaupt nicht mehr. Nicht mal mehr als Fotografen.

„Was? Nein!" widerspricht mit Jeff kopfschüttelnd. „Nicht?" frage ich leise. Er verneint erneut. „Er will die Tour beenden."

„Was?!" frage ich entgeistert und geschockt. „Das kann er doch nicht machen! Es fehlen noch gute zehn Wochen!" Er nickt. „Ich weiß, aber keiner kann ihn vom Gegenteil überzeugen. Ich atme tief ein und wieder aus. Dann schüttle ich den Kopf. Das kann doch nicht sein! Wie soll das funktionieren?! Damit würde er sich alles, was er in den letzten Jahren aufgebaut hat, mit einem Mal kaputt schlagen. Alles würde vorbei und verloren sein.

„Wieso will er das machen?!" frage ich ihn weiter. „Das sagt er nicht." antwortet er mir. „Mr. Payne hat mich heute morgen angerufen. Gestern Abend bei dem Konzert ist er fast von der Bühne gegangen." Ich nicke leicht. „Ich habe das Video gesehen." murmle ich und kurz wirkt Jeff überrascht. Dann spricht er aber weiter. „Er will hinschmeißen. Er sagt, er kann das alles nicht und dass es ihm zu viel wird. Mr. Payne hat mich gebeten, dass wir zurück fliegen." erklärt er weiter. „Er hat mich inständig gebeten, dass wir uns beeilen."

Ich schüttle leicht den Kopf. Das passt doch alles nicht zusammen! „Louis hat mich nicht einmal angerufen." sage ich. Jeff steht auf und wirft die Arme in die Luft. „Sein Ego ist dafür ja auch viel zu groß!" erwidert er aufgebracht. „Er ist einfach nur dämlich!" Kurz hält er inne. „Das habe ich nicht offiziell gesagt!" fügt er hinzu, als er realisiert hat, was er da gerade von sich gegeben hat. Ich lache leise und nicke. „Schon okay."

„Die Tickets sind gebucht. In zwei Stunden geht der Flug." sagt Jeff. „Was?" - „Beeil dich. Wir treffen uns in einer viertel Stunde am Eingang." Perplex blicke ich ihm nach, als er das Zimmer verlässt. Wir fliegen wieder zurück? Ich schlage die Bettdecke zurück und gehe ins Bad. Ich muss duschen. Als das warme Wasser über meien Haut läuft, versuche ich zu verstehen, was gerade passiert ist. Wieso will Louis nur seine Tour absagen? Dieser Idiot! Aber er hat mich nicht einmal angerufen. Er hat nicht versucht mich zu erreichen, also wieso sollte ich ihn davon abhalten können, es wirklich durchzuziehen? Wie soll das funktionieren? Wie stellt Liam sich das vor?

Ich packe trotzdem meine Sachen zusammen. Jeff und ich fahren direkt zum Flughafen. Wir holen uns dort eine Kleinigkeit zu essen. Es geht über Düsseldorf zurück nach Amerika. Wir fliegen nach New York. Dort holt Saywer uns dann ab. Aber wir sind noch lange nicht da. Es dauert noch ein paar Stunden. Ich sehe auf mein Handy. Vor mehr als 15 Stunden hat Jeff mich geweckt. Ich lehne mich ans Fenster und es dauert nicht lange, bis ich abdrifte und einschlafe.

bald sehen sie sich wieder! Ob das so gut ist? Und auf was für ideen kommt louis immer nur! Was soll das?

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Always Forever || Larry Stylinson AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt