19|recht behalten

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„Das weißt du nicht Kenan.", gab ich ganz leise von mir und es machte mich so traurig zu wissen, dass er schon sehr früh so entschieden und überlegt denken und handeln musste.

~

Heute begegnete ich Kenan nicht.
Wollte ich ehrlich gesagt auch nicht. Seit gestern Abend fühlte ich mich irgendwie Fehl am Platz neben ihm. Ich bedeutete ihm anscheinend nicht viel, wenn er davon ausgehen konnte, dass seine Liebe zu mir verschwinden könnte und er von der Ehe sprach als wäre ich nicht seine Partnerin.

„Seren was ist los?", fragte mein Opa mich. Ich zuckte mit den Schultern und rührte durch meinen Reis.
Morgen war ich schon eine Woche hier. Eine Woche lang weg von zuhause in einem Dorf, welches ich elf Jahre zuvor besuchte.
Ich legte meine Gabel in den Teller und stand auf.

„Ich gehe spazieren.", gab ich Bescheid und verließ schnell das Haus. Dieses Dorf wurde mit jedem Tag immer kleiner, immer wieder riss Selbe.
Es machte mich verrückt!

Ich ging zum Café um mir eine Flasche Wasser zu holen, da saßen auch schon Cenk und Cesur. Ohne ihnen Beachtung zu schenken bat ich um eine Flasche.

„Oh prenses..", fing Cenk schon an. Ich verdrehte meine Augen und sah zu ihnen. Cesur sah mal wieder bloß auf meinen Körper und sobald er mir in die Augen sah senkte er wieder den Blick auf seine Flasche.
(Prinzessin..)

Dieser Junge hatte was von einem Psychopathen! In seiner Umgebung fühlte ich mich total unwohl. Angewidert sah ich wieder zu Cenk.

„Beni rahat bırak!", fauchte ich und griff nach der Flasche. Schon ging ich mit schnellen Schritten aus dem Café und nahm einen Schluck.
(Lass mich in Ruhe!)

Gedankenverloren ging ich umher und streifte mit meinen Turnschuhen den Sand auf dem Boden umher.
Ich wollte in mein Zimmer. Meinen Kopf senkte ich und ging einfach geradeaus ohne Ziel vor den Augen. Immer wieder trank ich was von der Flasche bis sie leer war.
Nach einer Zeit sah ich wieder auf und blickte verwirrt umher.
Hier war ich noch nie.

„Hallo?", rief ich und schnaubte schon auf. Wie konnte ich mich in einem winzigen Dorf verlaufen und zwischen Apfelbäume gelangen, die dicht nebeneinander lagen und mir jede Sicht versperrten?
Ich kratzte mich an der Kopfhaut und suchte die Sonne am Himmel, doch sie ging unter.
Es dämmerte. Fuck!

Ich ging den Weg zurück und hoffte hinauszugelangen, aber es fühlte sich an als würde ich immer tiefer hineingelangen.

„Birisi var mi burda?", rief ich schon leicht panisch und drehte mich um die eigene Achse.
(Ist hier jemand?)

Ohne eine Antwort zu erhalten hielt ich mich an einem der Bäume fest und strich erschöpft gegen meine Stirn. Ich hatte Kopfschmerzen und mir wurde schwindelig.

„Seren?", ertönte plötzlich eine Stimme und ich drehte mich um,„Senin burda ne işin var?" Ich antwortete Cenk nicht sondern konzentrierte mich auf meinen Atem.
(Was suchst du hier?)

„Iyimisin?"
(Geht es dir gut?)

Ich schüttelte den Kopf und er kam auf mich zu. Ohne Hintergedanken ließ ich zu, dass er mich auf den Boden setzte und mich von Kopf bis Fuß musterte.

„Gerçekten güzelmişsin.", sagte er. Ich verzog mein Gesicht und hörte ihm bloß mit halbem Ohr zu. Irritiert sah ich zu ihm auf.
(Du bist wirklich schön.)

Er grinste pervers auf und strich meine Haare zurück.

„Ne yapıyorsun? Bırak beni!", fauchte ich und versuchte mich zu raffen. Ich wollte aufstehen, doch Cenk hielt mich an den Schultern fest.
(Was machst du? Lass mich los!)

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