Kapitel 2

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„Es wäre ein trauriges Leben wenn man nie einen tiefen Atemzug von diesem süßem, wucherndem Duft Tortugas eingezogen hätte. Klar soweit?" Fragte mein herzallerliebstes Brüderchen einen jungen Mann, während sie über den Platz schlenderten. Ich zog angewidert meine Nase hoch. Ich glaube Jack sollte sich mal wieder die Nase putzen, denn dieser Gestank war weder süß, noch ein Duft. Der Mann sah nicht wirklich wie ein Pirat aus, zu einfach angezogen,und vor allem zu gepflegt. Nebenbei schnappte sich Jack von einem Typen, der an ihm vorbeitaumelte, einen recht hübschen Spazierstock. Dieser bemerkte es nicht einmal mehr, so betrunken war er. „Was sagst du dazu?" fragte mein Bruder erwartungsvoll.

Der junge Mann betrachtete einen Kerl der unter zwei Fässern saß und sich mit Wein überschütten lies, auf welchen eine Frau mit sehr tiefen Ausschnitt saß. Wem es gefällt.

„Er wird anhaften!" Diese Aussage brachte mich zum Schmunzeln. Definitiv kein Pirat. Tja, diese Stadt ist definitiv nichts für jeden, und die anderen mussten sich eben notgedrungen gewöhnen. Da führte kein Weg dran vorbei. „Ich sage dir mein Freund, wenn jede Stadt auf der Welt so wäre wie diese, hätte kein Mann das Gefühl nicht begehrt zu sein" Ich verzog das Gesicht. Dann würde die Menschheit leider auch jämmerlich an zu viel Alkohol, oder dem Kater der darauf folgte, zu Grunde gehen. Eine Frau mit roten Locken und überschminktem Gesicht eilte auf Jack zu. Für meinen Geschmack hatte sie eindeutig zu viel Schminke im Gesicht. Aber was sollte man auch anderes von einer Hure auf Tortuga erwarten. Ich ahnte was jetzt kommen würde. Das hatte ich nämlich schon das eine oder andere Mal gesehen.

„Scarlett!" rief Jack und marschierte freudig auf die Frau zu, die denselben Namen trug wie ich. Die scheuerte ihm sofort eine und ging wieder. Ich kicherte bei seinem Gesichtsausdruck. „Die hab ich nicht verdient!" wandte Jack dem anderen Mann gegenüber ein. Nein, natürlich nicht. Ironie lässt grüßen. Kaum hatte er sich wieder umgedreht da trat schon eine Frau mit blonden Haaren und genauso überschminktem Gesicht vor ihn. Gespannt verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Giselle" ertönte es erneut freudig von Jack. „Wer war das?" fragte sie ihn zuckersüß, aber mit bösem Unterton. Und natürlich gab mein Bruder die dümmst mögliche Antwort um sich heraus zu reden. „Wer?" Ich musste meine Lippen aufeinander pressen um nicht lauthals loszulachen, als auch Giselle ihm eine klatschte. „Oh, die hab ich vielleicht verdient!" kam es nun etwas dümmlich Jack.

Ab diesem Moment konnte ich nicht mehr anders und prustete laut los. Was war los mit mir, so wenig Selbstbeherrschung kannte ich gar nicht von mir. Ich sollte mich endlich mal wieder mehr beherrschen. Jack hatte mein Lachen gehört drehte sich zu mir um. Seine Augen begannen aufzuleuchten. „Madam Cat!" Ich sah den jungen Mann die Augen verdrehen, während ich auf sie zu ging. Wahrscheinlich dachte er, ich sei, wie die zwei anderen Schnepfen, eine seiner ehemaligen Liebhaberinnen. Im Vorbeigehen schnappte ich mir wieder eine ungeöffnete Flasche Rum die an mir vorbei geschmissen wurde, entkorkte sie und trank. Im Hintergrund hörte ich einen empörten Ausruf, den ich jedoch gepflegt ignorierte.

„Captain Jack Sparrow, erfreut euch wieder zu sehen. Wurde auch mal wieder Zeit. Ihr habt euch wirklich in keinster Weise verändert." säuselte ich und nahm einen Schluck. Jack blickte auf die Flasche dann wieder auf mich. Ich wollte ihm gerade mit einem schelmischen Grinsen die Flasche reichen als wieder jemand an meinem Stiefel zog, sodass ich nach vorn zu Boden fiel. Die Flasche zerbrach in meiner Hand, schlitze zum Glück nur meinem Handschuh und nicht auch meine Hand auf. Fuchsteufelswild drehte ich mich zu dem Mann um der mich mit seinen Augen gierig musterte. Hatte man hier als Frau keine 10 Minuten Ruhe?

Ich versuchte mich loszureißen und sah vollkommen entnervt zu Jack. Dieser bedachte den Kerl mit einem dämonischen Blick der sogar meinen übertraf. Sein Augen wanderte fragend zu mir. Ich wusste was in seinem Kopf vorging. Ich wusste es immer. Er würde ihm am liebsten den Gehstock über den Schädel ziehen, und das nicht zu sanft. Der Ausdruck in meinen Augen nahmen etwas sanfteres an. Ich linste kurz in Richtung von Jacks Begleitung. Wir hatten Glück. Der junge Mann wurde gerade von einer schlanken, allerdings ziemlich zerrupften Frau herum gewirbelt und mit geschleift. Der ekelhafte Typ hatte sich wieder an mein Schienbein geklammert. Als er nach oben sah erbleichte er. Das letzte was diese verdammte Seele sah waren meine glühenden Augen und meine scharfen Zähne die durch meine grinsenden Lippen hervor lugten. In diesem Moment schlug Jack zu.

Es war ein Knacken zu hören und er sackte unbewegt zusammen. Ob tot oder bloß ohnmächtig war mir herzlich egal. Hauptsache das widerliche Insekt war weg von mir. Mein Bruder half mir auf und zog mich besitzergreifend etwas von dem Kerl weg. „Elendiger Bastard" murmelte er in seinen Bart. Ich lächelte und murmelte nur ein „Bleib ruhig, Brüderchen." zurückKurz sahen wir zu dem anderen Mann der noch immer beschäftigt war die betrunkene Frau loszuwerden ehe er mich fest in seine Arme schloss. So etwas konnten wir normalerweise nicht in der Öffentlichkeit tun, nur hier auf Tortuga, oder hinter verschlossenen Türen war es möglich, denn hier interessierte es entweder niemanden, oder sie waren zu betrunken um sich morgen noch daran erinnern zu können. Ich seufzte entspannt und begann zu schnurren. Jack lachte leise und lies mich wieder los. Es war so viel Zeit vergangen seit dem wir uns das letzte mal gesehene hatten.

Nebeneinander lehnten wir uns an die dreckige Holzwand einer der unzähligen Bars und Tavernen und warteten bis der Grünschnabel sich endlich losgerissen hatte. Es war wirklich lustig seinen Fluchtversuchen zuzusehen. Fest, und immer noch besitzergreifend, hatte mein großer Bruder dabei meine rechte Hand in Beschlag genommen. Leider kam die Begleitung viel zu schnell wieder und regte sich dann darüber auf warum Jacky ihm mit der „Lady" nicht geholfen hätte. Ich hätte fast erneut losgelacht. Ich lies mich wirklich schleifen.

Jack trat lächelnd einen Schritt auf ihn zu, wobei er meine Hand unauffällig loslassen musste. Er hielt einen Finger vor dem Gesicht des Mannes in die Höhe. „Erstens, ich bin nicht deine Amme, ich soll dich nur zu deiner allerliebsten Herzensdame bringen, nicht dir deine Milch aufkochen. Zweitens,-" Er hob einen zweiten Finger. „- du wirst doch wohl Manns genug sein, eine Frau abzuwehren." Jack zog etwas hämisch die Augenbraue nach oben bevor er einen dritten Finger hob. „- Drittens, ich komme sehr oft hierher und habe bisher nur eine wahre Lady in diesem ganzen verlausten Haufen gesehen."

„Mit wem hab noch ich denn noch die Ehre Captain Sparrow?" meinte ich etwas schelmisch. „Das ist..." fing Jack an wurde aber von ihm unterbrochenen. „William Turner, und mit wem hab ich das Vergnügen?"

„Wenn ihr das wüsstet, wärt ihr für die Royal Navy euer Gewicht in Gold wert, und mehr. Aber wenn ihr es unbedingt wissen wollt, allgemein bekannt bin ich unter dem Namen Red Eye Cat." William war innerhalb weniger Sekunden weiß wie ein Laken geworden als er meinen Namen hörte. Sehr gut.

„Aber nun zu euch Captain Sparrow, was führt euch an einem so wunderschönen und friedlichen Abend nach Tortuga?" fragte ich während hinter mir ein toter Mann vom Vordach stürzte. Was, dachtet ihr es würde mich interessieren? Das Zuschauen dabei hatte hier schon längst seinen Reiz verloren. Es war nur noch lustig wenn ein Spanisches Schiff so dumm war hier anzulegen. Ihr müsst wissen, jeder Spanier der hier seinen Fuß an Land setzte stand mit diesem bereits im Grab. Die Stadt, samt Insel war zwar unabhängig von jeglicher Kontrolle der Englischen Krone, gehört aber dennoch zu den englischen Kolonien. Und ich glaube ich brauche euch nicht von den Endlosen Schlachten der beiden Seegroßmächte erzählen, die sie gefühlt um jeden Fuß Land und jedes Gramm Gold führten.

„Habt ihr zufällig Gibbs irgendwo gesehen?" riss Jack mich nun aus meinen Gedanken. Ich legte den Kopf schief und überlegte. „Die alte Rumamphore? Nein, aber hast du schon in seinem Stammstall nachgesehen?" Will sah immer wieder zwischen mir und Jack hin und her, als könnte er nicht fassen wie locker er mit mir umging und von was zur Hölle wir eigentlich sprachen. Mein Mundwinkel zuckte. Wenn er wüsste...

„Wahrscheinlich schläft er seinen ewig währenden Rausch aus! Wer hier ist wird nicht nüchtern, bis er die Insel verlässt. Wenn du ihn wecken willst dann solltest du dir einen Eimer Wasser mitnehmen, ansonsten bekommst du ihn wahrscheinlich nicht wach."

Ich schaute ihn an. Da fiel mir etwas auf. Mein Bruder hatte keine Alkoholfahne. Ein seltsamer Gedanke. Jack, plus Tortuga, ist immer gleich betrunken. William war bereits entnervt auf dem Weg zum nächstbesten Brunnen.

Hast auch nur einen Tropfen Rum getrunken, seit du in Tortuga bist?!" fragte ich wie nebenbei. Er sah mich aus gespielt traurigen Augen an. „Nein." Ich hielt ihm einfach nur meine Flasche entgegen. Er nahm sie grinsend an und leerte sie, während wir William zum Brunnen folgten. „Nicht alles auf einmal, du Depp." rief ich empört und stieß ihm spielerisch mit dem Ellenbogen in die Seite.

Also hier noch am selben Tag ein neues Kapitel.

Bb

eure

Shadowmoon13

Red eye Cat - The curse of the Black PearlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt