FOOLISH

Kapitel 2

"Namjoon!", donnerte Yoongi, als er in das Büro seines Chefs platzte. "Sag mir, dass das vorhin als dummer Scherz gemeint war!"

Namjoon sah ihn erst erschrocken an, bevor er seufzte.

"Nein, Yoongi, dass war kein Scherz. Außerdem hast du das Hyung vergessen!"

Yoongi's Körper pulsierte förmlich, so wütend war er.

"Ich habe immer ohne Partner gearbeitet, warum jetzt? Und noch dazu ein Omega, du weißt doch genau genau, das jemand wie er für diesen Job nicht geeignet ist!", rief Yoongi und traktierte Namjoon mit seinem Todesblick.

Sein Chef allerdings seufzte nur, fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und sah wenig später wieder auf, um eine Antwort zu geben.

"Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du so eine Anschauung hast. Ja, es mag stimmen, dass Jimin ein Omega ist und es deshalb so aussehen mag, dass er den Job nicht ausführen kann. Aber ich habe ihn nicht umsonst eingestellt, er wurde mir von ganz Oben empfohlen und ich bin von seinen Fähigkeiten überzeugt. Er war einer der besten seines Jahrgangs und hat es trotz seines Geschlechts sehr weit geschafft. Also wäre es angebracht, wenn du mir einmal in deinem Leben vertrauen könntest.", meinte Namjoon mit fester Stimme.

Yoongi wurde noch wütender.

"Wenn er so großartig ist, warum lässt du ihn dann nicht allein arbeiten? Aber nein, stattdessen hängst du ihn an mein Bein. Du weißt doch ganz genau, dass ich das nicht kann!", beteuerte er.

Namjoon schien jetzt ebenfalls kurz davor zu sein, die Fassung zu verlieren.

"Ich kann dich nicht länger allein arbeiten lassen. Es war mir bis jetzt immer möglich, Hoseok in deine Fälle mit einzuschmuggeln, damit die Prüfer nichts bemerken, aber jetzt, da Jeongguk sein Partner geworden ist, geht das nicht länger. Vorschriften sind Vorschriften, und ich werde nicht wegen dir alles aufs Spiel setzen, so Leid mir das auch tun mag.", stellte Namjoon klar.

Yoongi stieß die angehaltene Luft aus und stöhnte frustriert.

"Wieso ist er überhaupt hier?", fragte Yoongi dann und sah Namjoon mit einem verbitterten Gesichtsausdruck an.

Normalerweise war ihre kleine Polizeistation mit wenigen Neuzugängen gesegnet, selbst Jeongguk war mehr oder weniger ein Zufall gewesen. Es war seltsam, dass man diesen Jimin gerade hier her versetzt hatte, anstatt in eines der größeren Präsidien.

Yoongi erkannte schnell, dass er diese Frage nicht beantwortet bekommen würde, anhand Namjoon's langer Pause und seinen Händen, die nervös an einem Stift herumfummelten.

"Es ist nicht meine Aufgabe, dir das zu erzählen. Aber ich bin sicher, dass Jimin es dir erzählen wird, wenn ihr euch erstmal etwas besser kennt.", kam schließlich seine enttäuschende Antwort.

Yoongi zog die Augenbrauen zusammen, fragte aber nicht weiter nach. Er würde so und so nicht die Wahrheit erfahren.

"Ich will ihn nicht kennen lernen.", stellte Yoongi sich quer und funkelte Namjoon an.

"Das muss du aber. Ich habe nicht vor, meine Meinung zu ändern oder dich deinen Pflichten zu entbinden. Wenn du nächsten Montag wiederkommst, erwarte ich von dir Kooperationsbereitschaft. Ihr sollt nicht gleich beste Freunde werden, ich will lediglich, dass ihr ein gutes Team bildet."

"Darauf kannst du lange warten.", nuschelte Yoongi in seinen nicht vorhandenen Bart.

"Was war das?", fragte Namjoon aggressiv.

"Nichts.", beteuerte Yoongi scheinheilig und drehte sich dann herum, um das Büro zu verlassen.

Namjoon hielt ihn nicht auf, aber er hörte das Seufzen seines Freundes. Yoongi ignorierte es.

Der Weg in die Tiefgarage fühlte sich unendlich lang an, länger als sonst und Yoongi wusste, dass es an seinem schlechten Gewissen lag. Namjoon war ein wichtiger Freund, vielleicht nicht zuletzt einer seiner besten Freunde und es fiel ihm deshalb auch so schwer, ihn als seinen Boss zu behandeln.

Yoongi seufzte entnervt, als er sein Auto aufschloss, aber bevor er einsteigen konnte, hörte er eine Stimme.

"Yoongi-hyung?"

Er drehte sich herum und starrte Park Jimin ins Gesicht, dessen Wangen leicht rosa gefärbt waren. Yoongi wollte sich übergeben.

"Für dich ist es immer noch Yoongi-ssi.", platzte er heraus.

Jimin zuckte aufgrund seines harschen Tons leicht zurück und sah aus, als würde er es bereuen, ihn angesprochen zu haben. Nun, besser er tat es.

"Tut mir Leid...Namjoon meinte, es wäre kein Problem...", fing er an, aber Yoongi unterbrach ihn schnell.

"Namjoon hat das nicht zu entscheiden.", stellte er klar und trat einen Schritt nach vorn, um den Omega einzuschüchtern. Es klappte.

Fast sofort stolperte Jimin ein paar Schritte zurück. Er hatte offensichtlich Angst vor Yoongi bekommen, so, wie sich seine Augen weiteten und er sich kleiner machte, als er sowieso schon war. Eine Welle von Macht durchflutete Yoongi. Je schneller Jimin erkannte, dass er nicht die Absicht hatte, sich mit ihm anzufreunden, desto besser. So würde er Yoongi seinen Freiraum lassen und ihm war egal, ob es aus Angst geschah.

Jimin schluckte merklich und starrte Yoongi an, er versuchte wohl, aus seinem Gesicht abzulesen, was er als nächstes tun würde.

Yoongi grinste innerlich.

"Tue mir den Gefallen und lass' mich in Ruhe. Ich hab keine Lust, mich mit dir abzugeben.", zischte er.

In Jimin's Augen traten Tränen und Yoongi fing schon an, sich schlecht zu fühlen, unterdrückte dieses Gefühl aber. Gut, der Junge war ein Omega und Yoongi's Alphainstinkt wollte ihn beschützen, aber er war kein willenloses Tier. In allererster Linie war er ein Mensch, und dieser Mensch hatte bereits entschieden, dass er Park Jimin nicht leiden konnte.

"Bye.", grummelte er und drehte sich, ohne auf Jimin's Antwort zu warten, wieder herum, um in sein Auto zu steigen. Er schlug die Tür hart zu, und beobachtete zufrieden durch den Rückspiegel, wie Jimin die Tiefgarage mit schweren Schritten und gesenktem Kopf verließ. Er hätte schwören können, Tränen gesehen zu haben.

Völlig egal. Soll er doch heulen.

Yoongi lehnte sich in den Sitz und seufzte.

Das Schicksal hasste ihn wirklich. Zuerst wurde er suspendiert, als nächstes bekam er einen Partner und dann zwang ihn Namjoon auch noch dazu, zu kooperieren.

Er ließ den Motor des Wagens an und trat die Heimreise an. Die Fahrt dauerte gefühlte Stunden und Yoongi bemerkte schnell, wie viel Energie ihm dieser Tag geraubt hatte.

Namjoon würde noch bereuen, ihn mit Jimin zusammen gesteckt zu haben.