Kapitel 17

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Dunkelheit.
Es war stockduster, nur der Schein seiner Taschenlampe verschaffte ihm spärliche Orientierung.

Kalt.
Nass.
Es klang, als wäre er in einer Tropfsteinhöhle und eine Gänsehaut zog aufgrund der unangenehmen Kühle über seine Haut.

Jimin schluckte. Für einen Moment wollte er umkehren, diese Idee verwerfen, sich aus dem Staub machen-

Das ging nicht. Er musste das tun. Wenn ihm das gesamte Polizeipräsidium keinen Glauben schenkte, wenn Yoongi ihm keinen Glauben schenkte, dann musste er es eben selbst in die Hand nehmen. Es gab kein Zurück mehr.

Jimin schluckte seine aufkommenden Tränen hinunter.

Tapfer. Er musste mutig bleiben.

Seine Beine steckten bis zum Schienbein tief im verdreckten Wasser und es stank bestialisch. Er kämpfte sich weiter vorran, immer weiter.

Der Tunnel erschien ihm unendlich lang. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie verwinkelt dieses Kanalsystem war - ohne seine Karte, die er heimlich dem Archiv entwendet hatte, hätte er sich bestimmt bereits verlaufen.

Er zitterte und mit jedem weiteren Schritt stieg seine Angst.

Ich will hier raus.

Jimin ignorierte die Stimme in seinem Kopf und bog in die nächste Abzweigung. Er dürfte nicht mehr weit entfernt sein.
Den vermuteten Knotenpunkt müsste er bald erreicht haben...nur noch ein wenig weiter!

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und ihm nächsten Moment zog er seine Waffe, drehte sich hektisch um und beleuchte den Tunnel hinter sich.

Hatte er sich das eben eingebildet?
Er war fast sicher, etwas gehört zu haben.

Ein weiteres Mal musste er den Kloß in seinem Hals herunterschlucken.

Verdammt...

Jimin zwang sich, wieder nach vorn zu schauen, aber die Waffe immer noch im Anschlag.

Ein paar Meter weiter tauchte im Schein der Taschenlampe eine Treppe auf. Sie war nicht besonders hoch - am oberen Ende war eine Gittertür zu erkennen.

Bevor er sich Gedanken darüber machrn könnte, ob er da überhaupt weiterkam, hörte er wieder das Plätschern hinter sich.

Im Bruchteil einer Sekunde hatte er sich ein weiteres Mal herumgedreht, beleuchtete mit der Taschenlampe hektisch jeden Winkel des Tunnels, die Waffe in der zitternden Hand folgte.

Wieder nichts...ich bilde mir das nicht ein...oder?

Er ging ein paar Schritte rückwärts.

"Na, wen haben wir denn da?"

Die Stimme ließ ihn erstarren. Er spürte warmen Atem in seinen Nacken, und bevor er handeln konnte, spürte er einen harten Schlag auf seinen Hinterkopf.

Seine Sicht verschwamm, er taumelte, versuchte sich festzuhalten, aber bekam nichts in die Hände. Er fiel zu Boden und ins Wasser, schlug ein weiteres Mal mit dem Kopf auf.

"Nehmt ihn mit."

Er vernahm die Stimme wie in Trance, war unfähig, etwas zu fühlen. Im nächsten Moment wurde es schwarz vor seinen Augen.

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Yoongi fuhr sich mit den Händen durch seine zerzausten Haare. Er hatte nicht mehr als drei Stunden geschlafen, bevor Namjoon ihn ins Präsidium gerufen hatte, mit dem Hinweis, sich gefälligst zu beeilen.

Er gähnte, einmal, zweimal, schaute in den Spiegel des Fahrstuhls und erschrak sich beinahe selbst. Er sah tatsächlich absolut furchtbar aus.

Das bekannte Ding verkündete ihm die Anluft auf der richtigen Etage.
Mit schlurfenden Schritten und hängendem Kopf steuerte er direkt aus Namjoons Büro zu, ignorierte Woozi's Gruß und dessen schelmisches Grinsen.

Sobald er das Büro des Alphas betrat, schien alles zu eskalieren.

Ein wütender Kim Taehyung stand mitten im Raum, vor ihm Namjoon, der verzweifelt versuchte, den aufgebrachten jungen Mann vor sich zu beruhigen. Jeongguk hielt den aufgebrachten Omega nur mit Mühe und Not zurück hnd Hoseok, der anscheindend aufgrund seines verwirrten Gesichtsausdrucks gar nicht mehr verstand, stand daneben und sah schrecklich hilflos aus.

"Er ist weg, hörst du? Weg!", schrie Taehyung wie am Spieß.

"Er könnte doch auch einfach irgendwo hin gefahren sein, oder nicht? Es ist doch erst ein Tag!", meinte Namjoon in gezwungen ruhigem Ton.

"Chim war noch nie solange weg! Er hat sich immer abgemeldet, wenn doch! Er hat immer zuhause geschlafen, in unserer WG!", rief der Omega, inzwischen den Tränen nahe.

Yoongi's Blut schien mit einem Mal zu gefrieren. Ihm war plötzlich furchtbar kalt, beinahe so, als hätte ihn jemand in eine Kühltruhe verfrachtet.

"Jimin ist...weg?", fragte Yoongi fassungslos, sobald er die Situation erfasst hatte.

Alle drehten sich zu ihm, Angst in den Gesichtern und Hilflosigkeit, besonders Taehyung schien am Rande eines Nervenzusammenbruchs zu stehen.

"Du!", quickte Taehyung dann, aber es klang bösartig. "Du! Du hast ihn dazu getrieben, wegzulaufen, richtig? Er hat mir erzählt, wie sauer du auf ihn geworden bist nachdem er dir alles erzählt hat!"

Wenn Yoongi's Körper sich nicht schon vorher gewehrt hätte, ihm zu gehorchen, wäre es allerspätestens jetzt passiert.

"..."

Er schwieg. Er versuchte, dass Gesagte zu verstehen. Jimin sollte wegen ihm weggelaufen sein...?

Taehyung fing nun wirklich an, zu weinen. Dicke Tränen liefen über seine Wangen eun er schmiss sich förmlich in Jeongguk's Arme, der ihn perplex auffing.

"Ihr müsst ihn finden...ich hab ein schlechtes Gefühl bei der Sache...", wimmtere der Omega und nun warf auch Jeongguk Yoongi einen bösen Blick zu.

Namjoon und Hoseok sahen Yoongi ebenfalls vorwurfsvoll an.

Ich...? Ich hab Jimin...ich habe ihn...verjagt? Was, wenn ihm was passiert ist?

Yoongi schaffte es nun nicht länger, seinen Instinkt zu unterdrücken. Sein Alpha knurrte, tief und laut und im nächsten Moment stand er vor Namjoon, fasste diesen hart am Jackett und sah ihn mit verbitterter Miene an.

"Schicke sofort die Spezialeinheiten an den allerersten Tatort, den wir in diesem Fall hatten! Sie sollen die Kanalisation öffnen, und zwar so schnell es geht! Jimin ist da unten, ich weiß es!"

Namjoon sah ihn kurz perplex an, aber sobald Yoongi ihn losgelassen hatte, griff er hastig nach seinem Telefon, wählte die erste Nummer.

Yoongi wollte dich nicht vorstellen, was Jimin zugestoßen sein mag, er betete inständig, dass sie ihn noch nicht gefunden und getötet hatten - oder ihn gerade folterten während er hier herumgestanden hatte.

Ich hätte ihm glauben sollen! Ich hätte bei ihm bleiben sollen! Was bin ich nur für ein verdammter Idiot!

"Das Team ist unterwegs! Wir fahren da jetzt alle zusammen hin. Yoongi, ich hoffe, dass du damit recht behälst!"

Yoongi nickte Namjoon energisch zu und lief dann schnellen Schrittes aus dem Gebäude, sprang in seinen Wagen und fuhr mit quietschenden Reifen aus dem Parkplatz, in Richtung des ersten Tatorts.

Er würde Jimin kein zweites Mal im Stich lassen. Dass könnte er sich niemals verzeihen.

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