Kapitel 16

364 33 3
                                    

Jimin deckte sich in Arbeit ein. Die nächsten Tage verbrachte er ausnahmslos in den Archiven, in Hoffnung, etwas zu finden, etwas, dass diesen Alptraum zu einem Ende führen würde.

Yoongi versuchte mehrere Male, ihn aus seinem Loch zu holen, brachte ihm Kaffee, eine Decke, als die Nacht hereinbrach und Jimin noch nicht nachhause gehen wollte.
Er blieb bei ihm, so lange Jimin wollte und gab ihm Raum zum Denken, wenn es nötig wahr.

Aber all das half nicht. Stattdessen versank er immer weiter, je tiefer er in die Akten vordrang, je mehr Papiere er durchlas.

Er fand nichts.

Nicht einen einzigen Hinweis.

Nach dem dritten Tag schließlich schlief er vor Erschöpfung einen halben Tag lang. Yoongi blieb an seiner Seite, half ihm, sich etwas zu beruhigen und eine Pause zuzulassen.

"Ruh dich aus, Jiminie. Du kannst weiterschlafen...", meinte Yoongi, sobald er wieder wach geworden war.

"Hyung...wir müssen diesen Fall lösen.", hauchte Jimin, wie im Delirium.

Er wollte aufstehen, aber seine Beine gaben sofort nach, weshalb Yoongi ihn wieder auffangen musste.

"Jimin, du musst essen. Und weiterschlafen, du bist zu schwach für all das!", meinte Yoongi, seine Stimme inzwischen energisch.

Jimin wollte widersprechen. Aber in dem Moment, in dem er den Mund aufmachen und Yoongi seine Meinung geigen wollte, schoss plötzlich ein Gedanke durch seinen Kopf.

Jimin's Augen weiteten sich, während Yoongi auf ihn einredete. Er verstand nicht, was er sagte, viel zu sehr abgelenkt von seinem Einfall.

In rasender Geschwindigkeit analysierte er die Schauplätze der Morde. Das Bild setzte sich mehr und mehr zusammen.

Plötzlich fand er seine Kraft wieder, stand ruckartig auf und lief zu dem Tisch, auf dem er die aktuellen Akten gestapelt hatte, wühle in ihnen herum.

Es dauerte nicht lange, bis er die Fotos in der Hand hielt, die seinem Gedanken Stütze brachten.

Er atmete scharf ein, drehte sich herum, starrte Yoongi in die Augen, der ihm gefolgt war, drückte ihm im nächsten Moment die Fotos in die Hand.

"Sieh sie dir an!", forderte er.

Yoongi sah ihn verwirrt an.

"Jimin, diese Dokumente haben wir bereits zum tausendsten Mal durchgesehen...die Fotos ebenso, worauf willst du hinaus?"

Jimin stöhnte.

"Siehst du es noch nicht? Guck dir die Bilder genau an! Siehst du es nicht?"

Yoongi sah ihn noch immer fassungslos an. So wie als wöllte er fragen: Hast du den Verstand verloren?

"Die Kanalisation, Yoongi! Hörst du mich? Das ist die einzige Erklärung, wie die Mörder entkommen sein können, ohne entdeckt zu werden! So haben sie auch die Leichen transportiert! Irgendwo muss alles zusammenlaufen, bestimmt ist da unten irgendein Komplex, wo sie alles planen und durchführen!"

Jimin starrte Yoongi erwartungsvoll an, so als würde er auf seine Bestätigung warten, aber mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, sah er verwirrter aus, verwirrt darüber, dass Yoongi ihm nicht zujubelte.

"Jimin, du hast nicht genug geschlafen.", meinte Yoongi dann leise, trat auf Jimin zu, legte die Fotos zurück auf den Tisch und sah ihn dann sanft an. "Komm, ich bringe dich nachhause!"

"Wieso hörst du mir nicht zu?", rief Jimin plötzlich, als Yoongi versuchte, nach seiner Hand zu greifen, um ihn mit sich mit zu ziehen.

"Hast du nicht gehört, was ich dir eben gesagt habe? Das ist die Lösung!", rief er weiter, rüttelte Yoongi dann an den Schultern.

"Jimin, dass ist...bitte, sei doch vernünftig! Wovon redest du da? Du redest wirres Zeug, Jiminie, bitte.", versuchte er, ihn zu besinnen.

Aber es schien nicht zu funktionieren. Jimin sah ihn fassungslos an.

"Was?"

"Jimin!"

"Nein! Du hörst mir jetzt zu! Ich hab dir eben die Lösung des Problems erklärt, Yoongi! Nur so macht es Sinn! Mag sein, dass ich erschöpft bin, aber mein Verstand arbeitet noch! Bitte, Hyung!"

Seine Gefühlswelt geriet furchtbar ins Schwanken, je offensichtlicher es wurde, dass Yoongi ihm kein Wort glaubte und ihm offenbar gerade seinen gesunden Menschenverstand absprach. Er konnte verstehen, dass es verrückt klang, vor allem nach den endlosen Nachforschungen ohne irgendeinen Anhalt. Er hatte nicht erwartet, dass Yoongi so reagieren würde. Nicht er. Nicht Yoongi, der ihn erst vor wenigen Tagen so getröstet hatte, bei ihm geblieben war und sich um ihn gekümmert hatte. Es war, als würde plötzlich ein anderer Mensch vor ihm stehen.

Es blieb fürs erste still. Das half nicht unbedingt, sich zu beruhigen und Jimin wurde immer ungeduldiger und vor allem wuchs die Angst.

"Ich hätte es lassen sollen."

Dieser Satz schließlich brachte das Fass dazu, überzulaufen.

"Was...?"

"Du bist offensichtlich total verrückt. Ich kann nicht glaube, dass ich angefangen habe, dir zu vertrauen. Offensichtlich hast du überhaupt keine Kompetenz für Realität!", rief Yoongi, laut genug, um Jimin zu verunsichern.

Er war so geschockt, dass es ihm unmöglich war, zu antworten. Yoongi's Worte taten unglaublich weh und er konnte nicht sagen, ob er je mehr verletzt war. Es war beinahe so, wie in den Büchern, die er las, wenn der Liebhaber einen zurückwies. Es sollte ihm nicht so weh tun, er wusste das, aber er konnte das Gefühl nicht aufhalten

So blieb er also still, starrte Yoongi nur an, in der Hoffnung das der Alpha gleich loslachen und ihm sagen würde, dass es nur ein Scherz war, aber nichts dergleichen geschah.

Stattdessen bohrten sich Yoongi's Worte tiefer ins Jimin's Herz, immer weiter, bis der Schmerz fasst unerträglich wurde und Tränen in seine Augen stachen.

"Ich brauche frische Luft. Räum' dieses Chaos auf.", knurrte Yoongi und verließ dann schnellen Schrittes das Archiv, ließ Jimin zurück, der inzwischen zitterte und leise schluchzte.

Der erste laute Schluchzer kam heraus, sobald die Tür zuschlug und ihn allein im Raum ließ. Er fühlte sich leer, seine Entdeckung völlig vergessen. Er sah um sich herum, betrachtete die Papiere, die über den Boden verbreitet waren, den Kaffee, den Yoongi ihm gebracht und den er noch nicht ausgetrunken hatte. Alles fühlte sich an, als wäre es das Ende, und vielleicht war es das auch. Sein Ehrgeiz war verschwunden, diesen Fall zu beenden.

Er sackte in sich zusammen, setzte sich zitternd und weinend auf den Boden, vergrub das Gesicht in den Händen. Vielleicht hatte Yoongi recht.

Vielleicht gehörte er nicht in diesen Job.

---

Oh God I'm so sorry.

Ich hab viel zu lange gebraucht, um dieses Kapitel zu beenden und zu posten. Ich hoffe allerdings, dass es sich gelohnt hat. Es kommt ein wenig Fahrt in die Story und so sind wir fast am Höhepunkt. Ich hoffe es gefällt euch!

FOOLISHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt