Kapitel 19

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"Yoongi, du musst schlafen. Du siehst völlig erschöpft aus."

Namjoon stand hinter ihm, mit einer Hand auf seiner Schulter. Yoongi schüttelte sie mit einer kurzen aber effektiven Bewegung ab.

"Namjoon, das Zeug muss gesichtet und dem Richter übergeben werden, das duldet keinen Aufschub."

Namjoon seufzte hörbar, zuckte dann mit den Schultern und setzte erneut zum sprechen an, aber Yoongi unterbrach ihn sogleich.

"Lass mich tun, was ich tun muss. Bitte.", meinte er in sanftem Ton und drehte sich zu seinem Freund um, um ihn anzusehen.

Namjoon seufzte ein weiteres Mal, ließ es aber schließlich gut sein.

"Gut...nur pass auf, dass du dich nicht völlig überarbeitest. Jimin würde darüber traurig sein."

Seine Stimme klang traurig, aber auch irgendwo hoffnungsvoll.

Jimin.

Seit Yoongi's letztem Besuch war eine ganze Woche vergangen. Seitdem war Jimin auch nicht noch einmal aufgewacht. Die Ärzte meinten, es läge an den tiefen Verletzungen, die er erlitten hatte, aber Yoongi's Bauchgefühl sagte ihm, dass es wohl auch an dem Trauma lag. Er hatte Jimins angsterfüllte Augen genau gesehen.
Er wollte nicht wieder ins Krankenhaus zurück. Jimins Anblick in dem weißen Zimmer, angeschlossen an die ganzen Maschinen, war zu viel für ihn gewesen.

Yoongi schüttelte den Kopf, um das Bild aus seinen Gedanken zu verbannen.

"Die Richterin erwartet die Beweise nächsten Dienstag, wenn der Prozess beginnt. Bis dahin dürfen wir die Täter verhören.", wechselte Namjoon plötzlich das Thema. "Ich hatte gehofft, du hilfst mir?"

Yoongi sah seinen Freund lange an, bevor er langsam nickte.

Er wollte diesen ekligen Menschen nie wieder ins Gesicht sehen, aber er hatte sowieso keine Wahl. Das hier war sein Fall, also konnte er nicht kneifen. Jimin würde das auch nicht tun.

Sie haben meinem Omega weh getan!

Yoongi zwang sich, ruhig zu bleiben. Sein Alpha wollte diesen Idioten den Kopf abreißen, sie so lange foltern, bis sie um den Tod bettelten -

Namjoon riss ihn abermals aus den Gedanken, indem er sich laut räusperte.

"Also, kommst du?"

Yoongi ließ die Akte in seinen Händen auf den Tisch vor sich fallen. Er nickte wieder, folgte dann Namjoon mit schweren Schritten. Mit jedem weiteren Schritt Richtung Arrestzellen wurde seine Atmung kürzer und schneller.
Als sie schließlich den Korridor erreichten, schlug ihm der Geruch der Alphas entgegen, die sie festgenommen hatten.

Jeder einzelne Täter war ein Alpha gewesen und Yoongi schämte sich für seine Spezies mehr und mehr.

Namjoon klopfte ihm noch einmal auf die Schulter, bevor er den ersten Häftling aus der Zelle zog und ihn an Handschellen durch den Gang schob.

Die anderen Alphas gröhlten ihm zu, aber Namjoon ignorierte es gekonnt. Yoongi ging mit festem Schritt hinter ihm her.

Nur keine Schwäche zeigen.

Der kleine Verhörraum am Ende des Ganges war dunkel und nur spärlich belichtet, aber es reichte zu, um die ekligen Gesichtszüge dieses Mörders genau sehen zu können.
Yoongi wollte sich übergeben, aber er zügelte sich.

"Also was wollt ihr Wichser noch von mir? Ich hab euch doch schon alles erzählt.", meinte der Mann abfällig, versuchte offenbar, sie einzuschüchtern, was ihm aber nicht gelang, den Namjoon lächelte nur müde und überging den herablassenden Kommentar und Yoongis eiserne Miene ließ keine Emotion zu.

Sofort änderte sich die Stimmung im Raum, denn nun wurde der Alpha plötzlich klein laut. Er hatte nicht erwartet, dass die Polizisten so ruhig bleiben würden.

"Also sas wollt ihr?", fragte er erneut, diesmal mit verbissenem Unterton.

"Du hast uns die Taten gestanden, richtig. Aber was fehlt, ist das Motiv.", meinte Namjoon ruhig.

"Oh kommt schon, dass habt ihr mittlerweile doch schon rausgefunden! Wozu mich hier her schleifen?", fing der Mann nun etwas verwirrt an.

"Wir würden es gern aus deinem Mund hören.", meinte Namjoon., Der sich inzwischen ihm gegenüber auf einen Stuhl niedergelassen hatte, nicht ohne vorher die Handschellen am Tisch zu befestigen.

"Und wenn ich nicht will?", fragte der Kerl herablassend.

"Dann fällt deine Strafe wohl schlimmer aus, wegen Kooperationsverweigerung."

Namjoon war noch immer völlig ruhig, aber Yoongi wurde langsam ungeduldig. Das war der Typ, der Jimin weh getan hatte. Und er wollte Rache. Blutige Rache.

Namjoon schien seine Unruhe zu spüren, denn er bedeutete ihm mit einer Handgeste und einem bedeutungsvollem Blick, sich ebenfalls zu setzen. Yoongi gehorchte.

"Also?", fragte er den Mann dann.

Dieser funkelte Namjoon wütend an, bevor er schließlich in einen wilden Redefluss verfiel.

"Diese Schlampen haben es nicht anders verdient! Ich und die anderen waren uns darüber einig, dass man sie in ihren Platz zurückweisen muss! Deshalb haben wir alle, die aus der Reihe tanzten, aus dem Weg geräumt!", rief er aufgebracht.

Yoongis Fass der Geduld lief über.

"Diese Omegas waren zum Teil noch so jung! Ihr habt gemordet, weil ihr euch in eurem Stolz angegriffen gefühlt habt, und das ist abartig!", meinte Yoongi.

Seine Stimme war zwar ruhig, aber innerlich kochte er vor Wut.

Der Alpha vor ihm starrte ihn kurz an, bevor er erneut sprach. Viel mehr schrie er fast.

"Deine Schlampe von Omega ist genau so, wie ein Omega nicht sein sollte! Ich hätte ihm die Kehle aufschlitzen sollen, sobald ich die Schüsse gehört habe!"

Yoongis Augen flammten rot auf und nun erkannte Namjoon offenbar den ernst der Lage. Er sprang auf, um Yoongi zurückzuhalten, der nun ebenfalls aufgestanden war, um dem Mann an die Kehle zu springen.

"Yoongi! Beruhige dich!"

"Er gehört mir, hörst du? Du bist erbärmlich, nichts weiter als der Dreck unter meinen Schuhen! Du wirst ihn nie wieder anrühren und ich sorge persönlich dafür, dass du im tiefsten Verlies verrottest!"

Namjoon zog ihn aus dem Raum, schmiss die Tür zu und drückte Yoongi dann an die Wand.

"Was sollte das gerade?", rief er.

Namjoons Wut ebbte sofort ab, als er Yoongis Tränen sah, die drohten über seine Wangen zu rollen. Er seufzte, zog Yoongi dann in eine Umarmung.

"Er wird Jimin nichts mehr antun können, niemandem, um genau zu sein. Er ist so gut wie hinter Gittern, da wo er hingehört, wie alle anderen auch. Und Jimin wird sich erholen, davon bin ich überzeugt. Mit dir an seiner Seite kann es gar nicht schief gehen!"

Er ließ Yoongi wieder los, rüttelte ihn dann sanft an den Schultern.

"Und jetzt wisch dir die Tränen ab. Wir haben diesem Arschloch noch ein paar Dinge zu predigen!"

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Oh my god.

Das Buch ist fast beendet und ich kann es kaum glauben, dass es so lange gedauert hat. Aber irgendwie bin ich total zufrieden. Es kommen noch ein bis zwei Kapitel, aber ich bin trotzdem froh, wie es gelaufen ist und ich könnte sogar sagen, dass es das Beste bis jetzt ist, dass ich auf die Beine gestellt hab. Und es kam auch noch gut an, also doppelt abgesahnt.
Ich möchte jetzt schon mal alles Danken.

Bis bald!
민지민

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