Kapitel 8

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Jimin seufzte erschöpft, als er das Apartment aufschloss. Er hatte starke Kopfschmerzen bekommen und freute sich auf sein Bett.

Es war bereits später Abend, er hatte noch lange im Archiv verbracht aber nichts brauchbares gefunden. Aus ein paar Minuten waren plötzlich Stunden geworden und Namjoon hatte ihn schließlich mit Sorgenfalten auf der Stirn nachhause geschickt.

Als er den Flur betrat, schlug ihm ein betörender Duft entgegen.

"Jiminie!", rief sein Mitbewohner freudig, streckte den Kopf aus der Küche in den Flur und kam ihm schließlich schnell entgegen.

Taehyung nahm ihn in eine fast zerquetschende Umarmung und kicherte ihm ins Ohr.

"Du hast so lange gebraucht, ich hab mir Sorgen gemacht!"

Taehyung zog schmollend die Unterlippe hervor, als er ihn wieder losgelassen hatte. Jimin lächelte müde und und zog schnell seine Schuhe aus, legte den Schlüssel auf die Kommode und strich sich seine Haare aus der Stirn.

"Tut mir leid, Tae. Ich hab ein wenig die Zeit vergessen.", gab er ehrlich zu und sah ihn entschuldigend an.

"Du siehst erschöpft aus. Hat dieser Yoongi dir schon wieder weh getan?", fragte sein Freund auf einmal verärgert und erhob drohend die Faust.

"Er hat mir nie weh getan..."

"Du weißt, wie ich das meine.", erwiderte Taehyung und verschränkte die Arme. Sein Blick war stechend und er erwartete eine ehrliche Antwort.

"Er war nur etwas unfreundlich...", gab Jimin nun zu.

Taehyung verdrehte die Augen. "Etwas unfreundlich, ja? Was du mir letztes Mal erzählt hast lässt darauf schließen, dass er alles andere als nur unfreundlich war."

Jimin wollte das Thema wechseln. Zuhause wollte er nicht über Yoongi und seine verletzenden Bemerkungen nachdenken müssen, aber Taehyung ließ ihm keine Wahl.

"Jaa...", er zog die Silbe unnatürlich lang und versuchte dem Blick seines besten Freundes auszuweichen. "Ich erzähle es dir. Aber bitte lass mich erstmal ankommen."

Sofort besänftigte sich Taehyungs Blick und er spürte eine tröstende Hand auf seiner Schulter.

Es dauerte nicht lange, bis sich Jimin, eingewickelt in eine dicke Decke und einem heißen Kakao, auf dem Sofa wiederfand, neben ihm Taehyung, der einen Arm um ihn gelegt hatte.

Jimin erzählte ihm von seinem Tag, ließ kein Detail aus, aber brauchte eine Weile, die passenden Worte zu finden.

"Ich mach ihn kalt.", meinte Taehyung und ballte seine linke Hand zu einer Faust.

"Er ist auch dein Hyung, Taehyung, vergiss das nicht. Außerdem ist er Polizist.", erwiderte Jimin warnend.

"Das gibt ihm aber nicht das Recht, dich so mies zu behandeln. Du solltest auch wütend auf ihn sein."

Taehyung streichelte seine Schulter und Jimin fühlte sich wie automatisch etwas besser.

"Können wir das Thema wechseln?", fragte er leise und lehnte sich mehr an seinen besten Freund.

Er merkte, dass Taehyung weiter darüber sprechen wollte, aber er gab ohne Widerrede nach.

"Und worüber?", fragte er dann.

Jimin fing an zu grinsen.

"War Jeongguk heute wieder bei euch im Laden?", fragte er verschmitzt und zwikte Taehyung neckisch in die Seite.

"...ja.", antworte dieser leise.

"Uuuund?", fragte Jimin und noch immer grinste er wie verrückt.

"Er hat keine Freundin."

"Oh, Taehyung! Siehst du? Ich hab es dir doch gesagt!", rief Jimin freudig und gab Taehyung eine feste Umarmung.

Sein bester Freund fing leise an zu lachen und schmiegte sich an Jimin.

"Ich bin verliebt. Ich glaube, er hat sogar mit mir geflirtet...", meinte er dann.

"Das wird ja immer besser! Ich geb euch noch eine Woche, dann seid ihr zwei in der Kiste!"

"Jimin!", beschwerte Taehyung sich sofort und schlug ihm leicht auf den Arm, lief dabei unfassbar rot an.

Jimin lachte ununterbrochen und schnappte verzweifelt nach Luft, hustete ein paar Mal und ließ dann einen langen Seufzer raus.

"TaeTae, ihr zwei seid doch völlig ineinander verschossen! Ich hab ihn übrigens heute auf dem Präsidium gesehen. Er hat mit Hoseok geredet und meinte, dass er heute wieder den süßen Florist besuchen geht."

Taehyung's Gesicht nahm jetzt eine dunkelrote Farbe an und im nächsten Moment versteckte er es in seinen Händen und fing an zu quietschen.

"Du bist so ein Spinner, Jimin, das musst du mir doch nicht auf die Nase binden!", protestierte der Jüngere halbherzig und schlug Jimin mehr sanft als alles andere auf den Arm.

Jimin kicherte nur und drückte sich an seinen besten Freund, der erst ein Schmollgesicht machte aber bald in Jimin's Umarmung zusammensank und sich beruhigte.

"Ich frage mich, wie er so außerhalb seiner Uniform ist...", wisperte Taehyung dann und seufzte leise.

"Ich wette ganz nach deinem Geschmack. Er könnte äußerst schlecht im Bett sein und er würde dir trotzdem gefallen.", meinte Jimin scherzhaft.

"Was? Hast du mal seine Oberschenkel gesehen? Das schreit doch förmlich nach einem guten Liebhaber!", meckerte Taehyung sofort herum und sah Jimin empört an.

"Du verteidigst ihn also schon.", stellte Jimin schmunzelnd fest.

"Ich...- nein! Also, ...ja, aber...", stotterre sein bester Freund herum, bevor er laut die Luft ausstieß. "Schon gut, du hast gewonnen."

Jimin grinste schelmisch in sich hinein.

Es blieb still. Es dauerte nicht lange, da war Taehyung an seiner Schulter eingeschlafen, aber Jimins Blick glitt durch das Wohnzimmer und seine Gedanken schweiften zurück zu Yoongi. Allein der Gedanke an seinen Namen war schmerzhaft und Jimin hatte keine Ahnung gehabt, das es solche Schmerzen verursachen konnte.

Yoongi war ein attraktiver, intelligenter Alpha und Jimin würde lügen, wenn er sagen würde, dass er ihn nicht anziehend fand. Nur befand er sich jetzt in einer unangenehmen Situation. Einerseits wollte er ihm nahe sein, denn das war das, was sein Instinkt ihm sagte, aber auf der anderen Seite tat es so furchtbar weh, abgewiesen zu werden, dass er lieber Distanz wahren wollte.

Er fühlte sich hin und hergerissen. Vielleicht wäre es einfach das Beste, wenn er den Fall aufgeben und kündigen würde, dann wäre Yoongi ihn los und Jimin müsste ihn nicht mehr sehen.
Aber das wäre unverantwortlich und nicht professionell.

Jimin seufzte leise und entspannte dann seine Muskeln etwas, bevor er die Augen schloss und den Kopf anlehnte. Langsam fühlte er, wie die Erschöpfung ihn übermannte und er langsam in den Schlaf glitt.
Das Letzte, woran er dachte, war Yoongi's Gesicht, mit einem sanften Lächeln darauf und fast glaubte er, es wäre an ihn gerichtet.

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