Kapitel 9

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Der nächste Tag begann nicht besser. Allein das Aufstehen war für Jimin die reinste Qual, aber er konnte sich auch nicht einfach krank melden, besonders nicht, wenn Namjoon sich auf ihn verließ.

Er ignorierte also seine Kopfschmerzen und warf sich mehrere Tabletten ein, um den Schmerzen standhalten zu können. Sein Rücken tat von der Nacht auf der Couch weh und er konnte sich nicht erinnern, ob er Taehyung bemerkt hatte, der sich wohl bereits früher auf den Weg zum Blumenladen gemacht hatte.

Grummelnd saß er nun vor seinem heißen Kakao am Küchentisch und aß lustlos ein paar Happen von Taehyung's Müsli und hoffte, dass dieser Tag vielleicht etwas weniger anstrengend werden würde.

Wie auf Kommando und als Verneinung seiner Hoffnung klingelte sein Handy und zeigte ihm Namjoon's Nummer an.

Jimin seufzte und nahm ab.

"Ah- Jimin. Gut, dass ich dich so früh erwische. Hör zu, ich weiß, dass kommt jetzt ein wenig unerwartet, aber ich habe eine Bitte an dich.", quasselte sein Chef auch schon drauf los.

"Okay?", meinte Jimin fragend.

"Du bist ein Engel! Pass auf, du weißt ja, ich bin verheiratet. Nun, mein Seokjin ist krank geworden und ich muss dafür sorgen, dass er zum Arzt geht. Allerdings habe ich heute ein Meeting mit dem Polizeipräsident und das ist äußerst wichtig. Könnten du und Yoongi bitte das für mich übernehmen? Er hat sicherlich neue Anweisungen für den Fall und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr das für mich entgegen nehmt.", redete Namjoon auch schon drauf los.

"Äh...ja, natürlich...!", antwortete er, nicht fähig, nein zu sagen und gleich darauf hörte er ein erleichtertes Schnauben von Namjoon.

"Danke, ich schulde dir was!"

Namjoon hatte sofort aufgelegt und Jimin starrte verwirrt sein Handy an.

Was war das denn eben gewesen? Er schüttelte den Kopf und wendete sich wieder seinem Müsli zu, ließ seine Gedanken erneut schweifen.

Namjoon's Ehemann - Seokjin - konnte sich glücklich nennen. Jimin hatte sich auch schon immer so einen Alpha gewünscht, der sich sorgenvoll um ihn kümmerte, das lag einfach in seiner Natur. Dennoch hatte er in all den Jahren niemanden getroffen, der ihn länger als nur für eine Nacht haben wollte und das senkte sein Selbstvertrauen enorm.

Jimin schob sein Müsli zur Seite. Sein kaum vorhandener Appetit war ihm vergangen und plötzlich fühlte er sich wieder so allein gelassen.

Schnell stand er auf und eilte ins Bad, um sich mit seinem Parfüm einzusprühen, damit Yoongi später seine Einsamkeit und Angst nicht roch. Denselben Fehler machte er sicherlich kein zweites Mal, schließlich hatte sich der Ältere bereits darüber beschwert und damit Jimin's Verdacht, dass er allgemein nicht gut für Alphas roch, bestätigt.

Ein kurzer Blick auf die Uhr und es war Zeit, sich auf den Weg zu machen. Ansonsten würde Yoongi nur wieder wütend werden.

Die Fahrt mit dem Bus dauerte lang und war anstrengend, da er zwischen all den Menschen eingequetscht war und sich nicht bewegen konnte, mal abgesehen von dem etwas älterem Beta, der neben ihm schmatzend sein Frühstück verdrückte.

Als er endlich austeigen konnte, atmete er tief ein und ignorierte den Gestank der Abgase, bevor er das Präsidium betrat und sofort von einem breit lächelnden Hoseok begrüßt wurde.

"Jimin!", rier der Ältere glücklich und umarmte ihn fest.

Er bemerkte Jungkook, der ihn freundlich anlächelte.

"Guten Morgen.", meinte Jimin höflich und Hoseok lachte.

"Wie immer absolut feine Manieren.", erwiderte er dann und wuschelte Jimin surch die Haare. "Wie ist es dir gestern mit Grumpy Grandpa ergangen?"

Jimin zuckte nur die Schultern. Er wollte nicht hier und nicht mit Hoseok oder Jungkook darüber sprechen. Schließlich kannten sie Yoongi länger und würden es vielleicht als unhöflich auffassen, wenn er sich über ihn bescherte. Er blieb lieber still und ertrug es würdevoll.

Hoseoks Lächeln verschwand langsam von seinem Gesicht und auch Jungkook sah verwirrt aus, als er nicht antwortetete. Gerade, als Hoseok wieder sprechen wollte, kam Yoongi höchstpersönlich um die Ecke und starrte sie finster an.

Jimin machte sich augenblicklich kleiner, in der verschwindend geringen Hoffnung, Yoongi würde ihn übersehen.

"Was macht ihr da? Kaffeekränzchen? Wir haben verdammt viel zu tun, also macht euch besser an die Arbeit. Und du Jimin, solltest jetzt besser mitkommen."

Yoongi's Stimme war tief und dunkel, versuchte offensichtlich, ihn einzuschüchtern. Und was sollte Jimin sagen, es funktionierte. Yoongi's versteckte Drohung bewirkte, dass er anfing zu zittern, aber sich trotzdem sofort in Bewegung setzte.
Er lächelte Hoseok und Jungkook zum Abschied kurz an, bevor er Yoongi hinterhereilte, der sich bereits wieder umgedreht und das Foyer verlassen hatte.

Er konnte spüren, dass die Beiden ihm verwirrt nachschauen, aber er stoppte nicht und versuchte sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Er hoffte innerlichst, das sie Namjoon nichts davon sagen würden, dass er und Yoongi offensichtlich nicht die besten Freunde waren.

"Wir haben heute einen straffen Zeitplan. Wir treffen 11:00 Uhr den Polizeipräsident, wie Namjoon dir sicherlich bereits gesagt hat, aber davor müssen wir das auswerten, was ich gestern herausgefunden habe."

Jimin schluckte und nickte, sobald sie Yoongi's Büro betreten hatten. Es war aufgeräumt und sauber, aber auf seinem Schreibtisch stapelten sich leere Kaffeetassen und unzählige Ordner.

Der typische Schreibtisch eines Work-a-holics.

"Setz dich.", meinte Yoongi, aber es klang nicht nett, eher wie ein ungeduldiger Befehl, den Jimin sofort befolgte. Er ließ sich auf einem der zwei Ledersessel vor den Schreibtisch nieder jnd rutschte ein wenig hin und her, in der Hoffnung, es sich damit etwas bequemer zu machen und und seiner Angst ein Ventil zu geben.

"Die Familien der Opfer konnten mir nichts Brauchbares erzählen. Die Zwei haben offensichtlich eine Beziehung geführt, aber niemand konnte mir Verdächtige nennen und sie selbst scheinen auch sauber. Das führte also erstmal ins Leere.", rasselte Yoongi die Kurzform seines gestrigen Besuchs bei den Familien nieder.

"Oh.", meinte er dann leise. "Aber ich denke, die Beziehung war für den ein oder anderen nicht so...angebracht?"

"Wie meinst du das bitte?", fragte Yoongi verwirrt und ein wenig ungeduldig.

"Naja...eine Omega-Omega Beziehung ist selten und...nicht jeder findet das gut oder... natürlich...", meinte Jimin langsam und vorsichtig.

Yoongi runzelte die Stirn.

"Mhm.", meinte er dann nachdenklich.
"Ich werde es im Hinterkopf behalten."

Plötzlich sah Yoongi's Gesicht anders aus. Die harten Züge waren beinahe verschwunden und seine Augen waren beinahe sanft.

Jimin zwinkerte verwirrt und im nächsten Moment sah Yoongi wieder wie immer aus.

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