Kapitel 6

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Wise men say
only fools rush in
but I can't help falling in love with you

Jeongguk hatte keine Ahnung, wie er Taehyung beschreiben sollte.
Gutaussehend, feine Gesichtszüge, schlanke Figur und dieses wunderschöne Lächeln. Es waren nur ein paar Worte, lange nicht genug, um seine Schönheit zum Ausdruck zu bringen.

Und wieder stand Jeongguk vor dem Blumenladen, in dem Taehyung arbeitete. Inzwischen war er hier als Stammgast bekannt und und die Chefin des Ladens - Taehyung's Oma - sah in ihm wohl mittlerweile so etwas wie einen Adoptivsohn. Sie freute sich immer, wenn er kam - und er hoffte, dass es Taehyung genauso ging.

Mit klopfendem Herzen betrat Jeongguk schließlich das Blumengeschäft und sofort wurde er von dem breiten Lächeln seines Schwarms begrüßt.

"Willkommen!", rief seine tiefe Stimme, die wie immer einen Schauer über seinen Rücken laufen ließ.

"Hallo!", grüßte er nicht minder freudig zurück und hoffte dabei, nicht rot zu werden.

Er trat näher an den Tresen, sah sich einen Moment um und besah sich die neuen Blumengestecke, die offensichtlich Taehyung gemacht hatte. Sein Herz durchflutete Wärme, die Sträuße waren so schön wie Taehyung selbst.

"Jeongguk, mein Junge! Schön dich zu sehen!", rief die alte Frau, die um die Ecke kam, in ihrer Hand ein Tablett mit Käsekuchen. Ihr Name war Kim Hyunjae und man sah ihr kaum an, wie alt sie war, der Ausdruck in ihren Augen war nicht gealtert.

"Guten Tag, Mrs. Kim.", begrüßte er sie nun ebenfalls höflich.

"Ach, wie oft habe ich dir gesagt, dass du mich Hyunjae nennen sollst?", lachte die Dame herzhaft. Taehyung stimmte in das Lachen mit ein und Jeongguk lief ein angenehmer Schauer über den Rücken.

Nun war er bestimmt rot geworden.

"Was führt dich heute her?", fragte Taehyung dann, lächelte ihn sanft an.

"Das Übliche."

Du. Du führst mich her.

"Also sollen es wieder Rosen sein? Möchtest du die Roten oder die Weißen? Wir haben auch ein paar Pinke...-", begann Taehyung zu brabbeln und Jeongguk konnte sich nicht verkneifen, bei dem Anblick zu lächeln.

"Diesmal... hätte ich gern ein Gesteck...mit Tulpen.", meinte er dann.

Taehyung's Augen wurden kurz größer.

"Ahh...dann...", lächelte er, kam hinter dem Tresen hervor und zeigte zu seiner Rechten.

Taehyung's Oma verließ den Laden durch eine der Türen und zwinkerte Jeongguk noch einmal zu. Er hatte das Gefühl, dass sie wusste, wie er für ihren Enkel fühlte.

Er folgte Taehyung schließlich in eine Ecke des Ladens, in der Kübel mit den verschiedensten Blumen standen.

Er schaute dem Mann vor ihm schweigend zu, wie er das Gesteck aus Tulpen in vielen Farben und Gräsern zusammensetzte.

"Für....wen sind denn die Blumen?"

Jeongguk hätte sich fast an seinem eigenen Speichel verschluckt, so unerwartet kam Taehyung's Frage. Sein Gegenüber sah ihn nicht an, aber die Neugier hatte man stark herausgehört.

"Für meine Mum.", log er schnell, in Panik etwas Falsches zu sagen. Er konnte wohl kaum erzählen, dass er diesen Laden nur wegen Taehyung selbst betrat und er dessen Blumen als Erinnerung an ihn so lange auf seinem Schreibtisch stehen ließ, bis sie verwelkten.

"Also nicht für deine Freundin?"

Taehyung war heute außerordentlich neugierig und das machte Jeongguk stutzig. Normalerweise erledigte er seinen Job recht still und führte nur wenig Smalltalk, aber die Frage ging wesentlich tiefer.

"Ich habe keine Freundin.", gab Jeongguk ehrlicherweise zu.

Taehyung schien erstaunt zu sein, allerdings verbiss er sich wohl weitere Fragen, denn er biss sich auf seine Lippe.

Jeongguk runzelte die Stirn. Allerdings hatte er nicht lange Zeit, sich über Taehyung's seltsames Verhalten zu wundern, denn im nächsten Moment drückte er ihm bereits den fertigen Strauß in die Hände.

Er war schön wie immer, und diesmal fand Jeongguk sogar den Mut, ihn dafür zu loben.

"Der ist wirklich schön. Ich glaube ich habe nie einen besseren Floristen kennen gelernt."

Er setzte dabei das sanfteste Lächeln auf, dass er besaß.

Taehyung wurde schlagartig rot und riss die Augen erstaunt auf, öffnete den Mund, um etwas zu sagen - aber kein Ton kam heraus. Stille breitete sich aus und Jeongguk verfluchte sich selbst für seinen Kommentar.

"Nun schau doch nicht so. Das meine ich vollkommen ernst.", versuchte er die Situation zu lockern und tatsächlich schien sein Gegenüber aus seiner Trance zu fallen.

Taehyung's Mund fiel noch ein paar Mal auf und und zu, bevor sich ein kleined Lächeln auf sein Gesicht schlich.

Jeongguk hätte auf der Stelle dahinschmelzen können.

Der kleine Moment zwischen ihnen wurde zerstört, als Taehyung's Großmutter sich lautstark räusperte.

Erst jetzt bemerkte Jeongguk, wie nahe er und Taehyung sich waren und nahm sofort einen Schritt Abstand.

"Danke für die Blumen. Wie viel schule ich euch?", fragte er, um die Peinlichkeit zu überdecken.

"Das geht auf's Haus, Junger Mann.", lächelte Hyunjae und klopfte ihm dann auf die Schulter. "Es ist Bezahlung genug, wenn du herkommst und meinen Tae zum Lächeln bringst."

"Grandma!", rief Taehyung peinlich berührt, der wieder rot geworden war.

"Ich schildere nur die Fakten.", verteidigte sich Hyunjae und zwikte ihrem Enkel in die Wange. "Tu nicht so, als wäre das nicht das Highlight deines Tages."

Jeongguk verstand die Welt nicht mehr.

"Außerdem sieht unser Jeongguk in seiner Polizistenuniform sehr gut aus, hab ich recht, Taehyung?"

Hyunjae nahm kein Blatt vor den Mund und Jeongguk wusste genau, dass es ihr Spaß machte, Taehyung zu ärgern.

"J-jaa...", stammelte Taehyung dann, drehte sich schnell herum und verschwand wieder hinter dem Tresen, den Rücken zu ihnen gedreht. Jeongguk sah ihn an, bis Hyunjae seine Aufmerksamkeit forderte.

"Ich bin froh, dass ich euch so gut versteht.", meinte sie und dabei flackerte ein seltsamer Ausdruck in ihren Augen. "Pass für mich gut auf ihn auf, ja?"

"Natürlich...", meinte Jeongguk verwirrt.

Die alte Dame lächelte ihn noch einmal an, bevor sie sich herumdrehte und durch den Vorhang in den hinteren Bereich des Ladens verschwand.

Jeongguk stand noch ein paar Sekunden wie angewurzelt da, ehe er Taehyung ein schnelles Bis bald zurief und dann das Blumengeschäft schnellen Schrittes verließ.

Als er endlich in sein Auto stieg, sah er die Blumen in seiner Hand an und fuhr sanft mit zwei Fingern über die Blüten der Tulpen.

Nicht einmal Blumen sind so schön wie er.

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