Kapitel 18

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Jimin erwachte mit dröhnendem Schädel. Orientierungslos versuchte er, herauszufinden, wo er war, aber er sah nichts. Es war stockdunkel.

Er begann zu zittern. Angst kroch ihm durch den gesamten Körper, als er sich erinnerte, was passiert war. Er schluckte seine Tränen hinunter, versuchte tapfer zu sein, aber es gelang ihm kaum.

Er saß auf einem Stuhl, er spürte die Lehne in seinem Rücken, seine Hände wurden dahinter mit etwas zusammengeschnürrt, dass sich wie Kabelbinder anfühlte. Es schnitt ihm ins Fleisch und nach den Schmerzen zu urteilen, musste das sich bereits entzündet haben.

Noch dazu war es unerträglich kalt. Er trug nicht mehr viel, dass spürte er, nur eine dünne Hose, die lose um seine Beine flatterte und ein Hemd, das sich irgendwie zerfetzt anfühlte.

Er bekam eine Schnappatmung.
Sie hatten ihn gekriegt. Sie würden mit ihm dasselbe anstellen, wie mit all den anderen Omegas. Sie würden ihm den Bauch-

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er ein lautes, metallenes Geräusch vernahm, als würde jemand eine Stahltür öffnen.

Ein schummriges Licht erfüllte den Raum und panisch sah er sich um. Er saß in einem Raum, der mit Backsteinen gebaut wurde. Überall waren Pfützen. Er entdeckte eine Sekunde später den Mann, der im Türrahmen stand und ihn dreckig angrinste.

Ein Schauer lief über Jimins Rücken.

"Na? Gut geschlafen?", fragte er Mann hönisch, er war offensichtlich ein Alpha.

Jimin versuchte, ihn böse anzufunkeln, aber die Angst hinderte ihn daran.

Der Mann war groß, breit gebaut, typisch für seinen Alphastatus. Sein durchdringender Blick fühlte sich an, als könnte er in ihn hinein sehen. Ein weiteres Zittern erfasste ihn.

Der Mann zog ein Messer aus einer Tasche am Hosenbein.

"Wollen wir dann anfangen?"

Jimin riss die Augen auf und einen Moment später strömten die Tränen über sein Gesicht. Innerlich schlug er sich selbst. Er musste stark bleiben, kooperativ sein - vielleicht würden sie ihn dann am Leben lassen.

Der Mann nahm sich einen verrosteten Klappstuhl, setzte dich damit dicht vor ihn, drehte das Messer in seinen Händen hin und her, grinste.

"Wir hätten nicht erwartet, dass jemand herausfindet, wo wir uns aufhalten, aber jetzt bist du hier. Alleine...dumme Entscheidung, nicht?"

Das eklige Grinsen verschwand nicht.

"All diese kleinen Schlampen, die wir umgebracht haben, haben es verdient. Dumm waren sie - und du genauso. Es ist wohl kein Zufall, dass du auch ein Omega bist, was?"

Ein Lachen entfloh dem Mann - laut und durchdringend - unangenehm für Jimins Ohren.

"Naja. Lange hast du jetzt auch nicht mehr, so viel ist dir vielleicht sogar klar - nun zittere doch nicht so, dass hast du dir selbst eingebrockt.", sagte er.

Jimin schüttelte heftig den Kopf, atmete tief unt zittrig ein. "Bitte, tun sie das nicht!", rief er dann.

Jimin wusste, dass es nichts nutzte, zu flehen und zu betteln. Er würde heute und hier sterben, ohne jeden Zweifel. Aber vielleicht, nur vielleicht, wenn er etwas Zeit herausschlug, würde Yoongi ihn vielleicht finden?

"Wir haben dich und deinen Alpha beobachtet. Wie süß ihr doch wart...", meinte der Mann mit sarkastischem Unterton. "Und wie er dich dann sitzen gelassen hat, herrlich."

Ein weiteres Lachen.

Weitere Tränen.

Der Mann redete weiter, aber Jimin hörte  ihm nicht mehr zu, er konnte nicht.
Er dachte an Yoongi, an dessen wütendes und enttäuschtes Gesicht, als er Jimin abgewiesen hatte.
Taehyung und Jungkook kamen ihm in den Sinn, sie würden irgendwann heiraten...und er würde nicht dabei sein können. Taehyung würde seine Großmutter und seinen besten Freund verlieren.
Jimin würde seine Träume nicht mehr erreichen können. Er würde hier sterben, allein und mit Schmerzen.

"Dann fangen wir wohl mal an!", rief der Mann vor ihm und stand so ruckartig auf, dass der Stuhl hinter ihm unkippte und Jimin sich heftig erschrak.

"Bitte!", wimmerte er, leise, aber laut genug, damit der Mann es hörte. Aber der lachte nur.

Jimins Tränen kam wieder. Er begann bitterlich zu schluchzen und flehte weiter, aber ohne Erfolg.

Die Schnitte, die der Mann über seine Brust und Arme zog, waren nicht tief, aber sie bluteten und schmerzten immer mehr, jeh zahlreicher sie wurden. Jimin vergaß die Zeit, schrie sich die Seele aus dem Leib, heulte und schluchzte, versuchte verzweifelt dich zu befreien.

Ein Knall durchdrang plötzlich die Luft.

Ein Pistolenschuss?

Weitere Knallgeräusche ertönten und plötzlich ließ der Mann vor ihm das blutige Messer fallen, als hätte es ihn verbrannt. Er zog ebenfalls eine Pistole und kurz dachte Jimin, er würde ihn erschießen, aber stattdessen rannte er aus dem Raum.

Ein wildes Durcheinander aus Schüssen und Stimmen, die durcheinander schrien, ertönte, bis plötzlich, nach gefühlten Stunden mit unendlichen Schmerzen, die Tür zu seinem Raum wieder aufgestoßen wurde. Er erschrak sich, und Tränen der Angst verließen seine Augen.

Aber es war nicht dieser Mann, der herein kam.

Yoongis Gesicht kam zum Vorschein, dreckig und blutig, genau wie deine Uniform.

"Jimin!", schrie er, rannte humpelnd auf ihn zu.

Jimin wollte seinen Augen nicht trauen, aber schließlich, als Yoongi seine Hände befreite und dann Jimin's Gesicht umfasste, seine Tränen wegwischte, ihn umarmte und dann vom Stuhl herunterhob, kam schließlich die Erleichterung.

"Yoongi...", wimmerte er.

"Shhh..."

Yoongi strich ihm mit einer Hand über die Haare, bevor er ihn richtig hochhob, einen Arm um seinen Rücken, der andere unter den Knien.

Jimin schloss die Augen, bekam nur am Rande mit, dass er an den Rettungsdienst übergeben wurde, Yoongi, der ihm während der Fahrt ins Krankenhaus zur Seite stand und seine Hand hielt.

Es dauerte lange, ehe er wieder richtig zu Bewusstsein kam.

Er lag in einem Bett, dass in einem weißen Raum stand, große Fenster an einer Seite. Yoongi saß auf einem Stuhl, nah am Bett, hatte sich mit dem Overkörper auf die Matratze gelegt und schlief offensichtlich, hielt immer noch seine Hand. Sein Gesicht schien friedlich und war inzwischen von Blut und Schmutz befreit.

Jimin versuchte, sich zu bewegen, aber es wollte nicht richtig funktionieren. Durch seine Anstrengungen erwachte Yoongi aus seinem Schlummer.

"Hey, Jimin, ganz ruhig...", versuchte er sofort, ihn zu beruhigen. Seine sanfte Stimme bewirkte Wunder.

"Yoongi-hyung..."

"Es tut mir Leid, Jimin, dass ich dich damit allein gelassen habe, es tut mir so Leid...", meinte Yoongi, fast den Tränen nahe.

Unfähig, etwas zu sagen, streichelte Jimin über Yoongi's Finger und lächelte ihn leicht an. Hoffentlich würde sich der Alpha dadurch beruhigen lassen. Tatsächlich zeigte es schnell Erfolg.

Yoongi drückte einen Kuss auf Jimin's Schläfe und legte dann seinen Kopf auf seiner Brust ab, lauschte seinem Herzschlag.

Jimin schlief schnell wieder ein, endlich ohne schlechte Träume.

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