Kapitel 9 Wie ein buddhistischer Mönch

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Kapitel 9

Wie ein buddhistischer Mönch

Schon so oft hatte Celeste ihn dazu aufgefordert, den Wäschekorb abzustellen und sie ihre Kleider selbst wegräumen zu lassen. Bisher hatte er sich auch meistens daran gehalten, aber heute, ausgerechnet heute nicht und das trieb sie gerade zur Weißglut. Nachdem sie von ihrem Bett aufgesprungen war, schloss sie ungestüm die Tür, stampfte auf Alister zu und zischte ihn an. „Was zur Hölle treibst du da? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du das lassen sollst?" Verärgert riss sie ihm ein Oberteil aus den Händen, worauf der Android sie irritiert anblinzelte.

„Alister!", packte sie ihn fest an den Schultern. „Du musst das nicht tun! Lass dich nicht wie einen Sklaven behandeln, hörst du?" Die junge Frau starrte eindringlich in seine braunen Augen und bemerkte ein gelbes Blinken an seiner Schläfe. „Keiner hat ein Recht dazu, dich so herabzusetzen! Das hast du nicht verdient! Also lass es dir nicht gefallen, wenn man so rücksichtslos mit dir umgeht!" Während die junge Frau tobte, gab Alister sich tiefenentspannt und sah sie unbekümmert an. Celeste hätte genauso gut versuchen können, einen buddhistischen Mönch, aus seiner Meditation zu reißen. Enttäuscht musste sie feststellen, dass Alister von all dem, was sie sagte rein Garnichts verstanden hatte, weshalb sie niedergeschlagen ihre Hände herabsinken ließ und den Blick auf den hellen Parkettboden richtete. Was gab es da für ihn auch zu begreifen? Sein Wille rührte lediglich aus einer Programmierung, die dafür geschaffen wurde, um ihn die Hausarbeit und andere Aufgaben erledigen zu lassen. Es wurde dunkel in Celeste's Herzen und sie kam sich mit einem Mal verloren vor, wäre da nicht dieses kleine Licht gewesen, winzig wie ein Glühwürmchen, welches in ihrem tiefsten Inneren loderte und ihr sagte, dass Alister sehr wohl einen freien Willen hatte, unabhängig von jeglichen Nullen und Einsen. Er selbst wusste es bloß noch nicht und ihr wurde klar, dass sie ihn auf keinen Fall aufgeben darf. Entschlossen schaute sie ihm in sein perfektes Gesicht und krallte ihre Finger schließlich erneut um die Schultern des Androiden. Ihre Miene bekam einen Ausdruck von Wahnsinn als sie ihn rüttelte und mit erhobener Stimme sagte: „Wach auf!"

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