Kapitel 10 Wie eine Marmorstatue

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Kapitel 10

Wie eine Marmorstatue

Einige Male schon hatte Celeste ihn darum gebeten, den Wäschekorb abzustellen und sie ihre Kleider selbst einräumen zu lassen und bisher kam der Android ihrer Bitte, zumindest gelegentlich, nach.

„Was machst du da?", fragte sie ihn, nachdem sie die Tür geschlossen hatte und auf ihn zu ging, worauf er ihr in einem selbstverständlichen Ton erklärte, dass er wie immer die frisch gewaschene Kleidung in den Schrank legte. „Das gehört zu meinen Aufgaben."

„Alister,", begann sie sanft. Die Drohungen, sowie die herabwürdigenden Worte ihres Vaters mussten ihn so sehr geängstigt haben, dass er jedem Befehl blind folgen würde. „Ich habe es dir doch schon so oft gesagt. Lass den Korb stehen und ich kümmere mich selbst darum." Sie suchte den Blick des Androiden, doch er konzentrierte sich bloß darauf die Sachen ordentlich in den Kleiderschrank zu räumen und schenkte der jungen Frau keinerlei Beachtung. Bis sie schließlich nach seiner linken Hand griff und er ihr ruckartig sein Gesicht zuwandte. Behutsam hielt sie seine Finger fest, damit er nicht einfach weiter mit seiner Arbeit machen würde.

„Du musst das nicht tun.", sprach sie beinah im Flüsterton. Irritiert blickte er sie an und es blinkte für einen Augenblick gelb an seiner Schläfe. „Nichts von dem musst du tun. Und du musst dich vor allem nicht wie ein Stück Dreck behandeln lassen." Vorsichtig trat Celeste noch einen Schritt näher an ihn heran und schaute ihm eindringlich in seine braunen Augen, die sie nun neugierig ansahen.

„Niemand hat darauf ein Recht, so mit dir umzugehen und du hast es auch nicht verdient, so niedergemacht zu werden.", sprach sie weiter und bekam dabei glänzende Augen. Kurz davor weitere Tränen an diesem Abend zu vergießen, legte sie ihre Arme um den Androiden, nicht sicher, ob sie es tat um ihn oder sich zu beruhigen. Den Kopf auf seiner Schulter, kniff sie fest ihre Augen zusammen und piepste: „Du brauchst keine Angst zu haben. Niemand wird dir hier wehtun, okay? Egal was passiert, ich bin für dich da." Mühsam schluckte sie den Kloß in ihrem Hals herunter und ließ Alister ganz langsam wieder los. Während sie mit ihren Emotionen kämpfte sah sie in Alister's makellosem Gesicht nichts dergleichen. Er hätte genauso gut eine Marmorstatue in einem Museum abgeben können. Für Celeste ergab sich daraus, dass er nichts von dem verstanden hatte, was sie ihm sagte. Betrübt ließ sie ihren Kopf sinken und fragte sich letztendlich, was es für ihn auch zu verstehen hätte geben sollen. Sein Wille rührte lediglich von einer Programmierung, die dafür geschaffen wurde, um ihn die Hausarbeit und andere Aufgaben erledigen zu lassen. Es wurde dunkel in ihrem Herzen und die junge Frau kam sich mit einem Mal verloren vor, wäre da nicht diese kleine Licht gewesen, winzig wie ein Glühwürmchen, welches in ihrem tiefsten Inneren loderte und ihr sagte, dass Alister sehr wohl einen freien Willen hatte, unabhängig von jeglichen Nullen und Einsen. Er selbst wusste es bloß noch nicht und sie erkannte, dass sie ihn nicht aufgeben darf. Entschlossen hob sie ihr Haupt und flehte den jungen Mann ihr gegenüber mit gedämpfter Stimme an: „Wach auf!"

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