Kapitel 28 Auch ein Androidenherz kann man brechen

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Kapitel 28

Auch ein Androidenherz kann man brechen

„Sebastian, warte! Jetzt warte doch!" Immer wieder hatte Celeste nach dem blonden Androiden gerufen, aber er hörte nicht auf sie.

„Lass mich in Ruhe! Ich will einfach allein sein."

„Ich will dich bloß etwas fragen, danach lasse ich dich in Ruhe, versprochen." Die junge Frau glaubte ein leises Schluchzen gehört zu haben und ging ihm weiter nach. „Bitte, Sebastian."

Er resignierte schließlich, indem er stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. „Na schön. Dann frag, was du fragen willst."

Celeste trat näher und stellte fest, dass sie einige Augenblicke zuvor richtig gehört hatte. Tränen glänzten im grellen Strahl ihrer Taschenlampe und der Android sah ihr mit gequältem Blick in die Augen. Sie richtete das Licht etwas nach unten. „Wir fragen uns, was los mit dir ist. Ist es wegen Jericho oder macht es dir so sehr zu schaffen, dass ich euch begleite?"

„Du hast ja keine Ahnung", krächzte er, worauf Celeste ihn bat, sie aufzuklären. „Dass ich dir anfangs nicht vertrauen wollte, liegt weniger daran, wie die Menschen uns gerade bekämpfen." Gedemütigt senkte er den Blick.

„Was meinst du damit?", wollte Celeste wissen.


Celeste fiel der Groschen. „Chris!"

Mit einem Nicken bestätigte er sie.

„Tja." Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. „Auch ein Androidenherz kann gebrochen werden. Es tut mir leid für dich, dass du solchen Schmerz empfinden musstest. Ich hoffe, du kommst inzwischen klar damit."

„Es geht mir besser, aber ganz verarbeitet habe ich es noch nicht. Und ich verstehe es bis heute auch nicht. Übrigens tut es mir auch leid." Unter gesenkten Lidern sah er die junge Frau an. „Wie ich mich dir gegenüber verhalten habe war nicht fair." Eine Hand lag plötzlich auf seiner Schulter und er blickte wieder auf.

„Man war DIR gegenüber nicht fair und ich verstehe, was in dir vorging. Das alles liegt jetzt hinter uns. Lass uns also zurückgehen und mit den anderen besprechen, wie wir weiter vorgehen wollen." Mit einem ermutigenden Lächeln, zwinkerte Celeste ihm zu und die Lippen des Androiden formten sich daraufhin zu einem engelsgleichen Lächeln.

Zurück in der Station setzte die Gruppe sich zusammen, um sich zu beratschlagen. Celeste saß zwischen Alisters Beinen und lehnte umschlungen von seinen Armen an seiner Brust. Zu schwere Augenlider und ein zu erschöpfter Körper wirkten auf sie ein wie eine Narkosespritze und ließen sie in einen tiefen Schlaf fallen. Erst ihr knurrender Magen holte sie am nächsten Morgen zurück aus dem Reich der Träume. Ihre Augen reibend richtete sich die junge Frau auf und bemerkte, dass sie zugedeckt auf der Bank in der Nähe des Bahnsteigs lag, die Alister für sie zu einem Schlafplatz umfunktioniert hatte. Staubpartikel glitzerten am Fuße der Treppe, die hinauf zur Straße führte. Einige Sonnenstrahlen hatten es bis nach unten geschafft und tauchten die U-Bahn-Station in ein spärlich goldenes Licht. Celeste schob die Decke von sich und schlurfte zu den drei Androiden. „Wo hast du denn die neuen Kleider her?", fragte sie Alister, der in Jeans, einem grauen Oberteil, darüber eine dunkelrote Jacke und neuen Schuhen vor ihr saß. Gähnend fügte sie ein müdes Guten Morgen, übrigens hinzu.

Alister kicherte und auch die anderen beiden Androiden, die neben ihm an der Wand saßen, mussten schmunzeln. Dabei fiel ihr auf, dass auch Aaron in neuen Klamotten steckte.

„Sebastian war draußen unterwegs und hat mir wenig auffälligere Kleidungsstücke beschafft", erklärte er.

„Und, da ich wusste, dass du mit Sicherheit hungrig sein wirst, habe ich dir auch etwas zu Essen mitgebracht." Der blonde Android hielt Celeste eine Tüte vor die Nase.

„Danke sehr!" Freudig hockte sie sich vor die drei und begann damit, die Sandwiches zu vertilgen.

Alister schaute ihr zufrieden dabei zu. „Da ist noch etwas. Sebastian hat unterwegs jemanden getroffen, der uns über die Grenze nach Kanada bringt", verkündete er.

Beinah hätte Celeste sich beim Essen verschluckt. „Im Ernst? Das ist ja wunderbar!"

„Wir warten bis es Nacht ist und treffen uns dann im Schutz der Dunkelheit auf einem Parkplatz zwei Blocks weiter. Er nimmt uns dann in seinem Wohnmobil mit."

„Wie sagt man so schön: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich woanders eine neue", erwähnte Chris beschwingt von dem Gefühl neuer Hoffnung.

è Weiterlesen bei Kapitel 30!

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