Kapitel 25
Gefühle eines Androiden
Detroit, Michigan
9. November 2038
21:30 Uhr
Die Beifahrertür wurde geöffnet und der Gurt klickte. Langsam kehrte Celestes Bewusstsein zu ihr zurück, als sie jemand vom Autositz zog und rücklings auf die Straße legte. Sie blinzelte und zwischen den auf sie nieder schwebenden Schneeflocken erblickte sie das Gesicht eines asiatischen jungen Mannes.
„Ist alles in Ordnung bei dir?", erkundigte er sich.
Sich den Kopf haltend, richtete sie sich mit angestrengter Miene auf. „Mir ... ist schwindelig." Celeste spürte eine seltsame Wärme am Haaransatz über ihrer Schläfe, begleitet von einem dumpfen Schmerz.
„Ihr Blut! Pass bloß auf Chris, sie ist ein Mensch!", plärrte eine andere männliche Stimme.
„Bleib ruhig, Sebastian."
Wie sich herausstellte gehörte sie einem blonden Kerl, direkt neben einem anderen, dunkelhaarigen Mann, der Alisters Körper gerade aus dem Auto hievte und ebenfalls auf den eisigen Asphalt bettete.
„ALISTER!" Jeglicher Schmerz und Schwindel waren vergessen und Celeste raste in Windeseile zu ihm herüber. Die beiden Männer wichen zurück, als sie vor ihm auf die Knie ging. „Alister! Wach auf, Alister! Bitte! Alister, hörst du mich?", schluchzte sie und blickte hilfesuchend um sich. Erst jetzt bemerkte sie, dass die drei Männer allesamt Androiden waren. Jeder von ihnen besaß eine LED. Sie erkannte, dass Chris ein Modell der AP700 Reihe war und Sebastian vom gleichen Modell wie der Abweichler bei der Geiselnahme auf der Dachterrasse. Während diese beiden normale Klamotten anhatten, trug der dunkelhaarige Android ein rot-weißes Kurzarmshirt. Seine Bezeichnung auf der Brust konnte sie nicht erkennen, aber sie war sich sicher, dass es sich bei ihm um einen der Verkaufsandroiden aus den Cyberlife-Geschäften handelte. „K-könnt ihr mir sagen, ob er noch am Leben ist?", fragte sie schniefend und mit zitternder Stimme, worauf der Dunkelhaarige vor Alister in die Hocke ging und dessen Hand ergriff. Bei der Berührung kam das weiße Material unter der Haut der Androiden zum Vorschein. Wie sie nun lesen konnte, war VB800 seine Modellbezeichnung.
„Er ist in einem schwachen Zustand. Sein Thiriumpumpenregulator wurde beschädigt. Ich sehe es mir mal genauer an", berichtete der Android und knöpfte Alisters Weste sowie das darunter liegende mit blauen Blutflecken besudelte Hemd auf. „Ich heiße Aaron, übrigens."
„Freut mich. Ich bin Celeste", stellte sie sich hastig vor.
In einer kreisförmigen, weißen Fläche zeichnete sich ein kreisförmiges Element ab, an dessen Rand Thirium herausquoll. Außerdem wies sie einige feine Risse auf und Celeste erinnerte sich, dass ihr Vater ihn dort mit dem Schürhaken getroffen hatte.
„O mein Gott", stieß sie entsetzt hervor.
„Sieht aus als sei der Regulator undicht."
„Es ... Es tut mir so leid", verkündete Chris. „Ich bin zu spät nach den anderen über die Straße gerannt und ... als mich die Scheinwerfer blendeten da ... konnte ich mich nicht mehr rühren. Es war nicht meine Absicht, jemanden zu verletzen. Ich ... hoffe du kannst mir verzeihen."
Schweigend sah Celeste den Androiden für einen Moment an. Für den Schaden an Alisters Biokomponente konnte er nichts, aber ob sie die Gefühle aufbrachte, um ihn sein Missgeschick zu verzeihen, hing dennoch von etwas ab.
„Wird er überleben?", fragte sie Aaron, der sich nun wiederaufrichtete.
„Wenn der Pumpenregulator zeitnah ersetzt wird..." Er legte die Stirn in Falten.
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Binary
FanfictionAls Celeste Chandler 10 Jahre alt ist, erhält ihr Vater, ein renommierter Architekt aus Miami, von einem angesehenen Cyberlife-Mitarbeiter ein einzigartiges Androiden Modell als Geschenk für seine herausragende Arbeit. Der Butler-Android mit dem Nam...