Kapitel 13 Heiligabend

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Kapitel 13

Heiligabend

Angekommen bei dem kleinen Haus der Familie Johnson, wurden Celeste und Alister an der Haustür mit Weihnachtsgrüßen und Umarmungen herzlichst empfangen. Drinnen hing der Android seinen Wollmantel mit der blauen Binde am Oberarm zusammen mit Celeste's Winterjacke am Garderobenständer auf. Die junge Frau überreichte Amy derweil eine Flasche Rotwein und ihr stieg bereits der deftige Geruch von Fleisch in die Nase. Als sie sich schließlich alle in der kleinen Küche einfanden, stellte sie Alister und Veronica zunächst einander vor, bevor diese sie alle bat, an dem runden, gedeckten Tisch platz zu nehmen, welchen sie mit einer roten Tischdecke, einem Tannenzweig und einer Kerze in der Mitte dekoriert hatte. Ihre Freundin stellte die Flasche Wein darauf ab, um anschließend noch drei Gläser aus einem der Hängeschränke zu holen. Aus dem Wohnzimmer um die Ecke trällerte ein Radio fröhliche Weihnachtsmusik. Während sich Amy und Celeste angeregt unterhielten, blickte Alister sich neugierig um. Es dauerte nicht lange und Amy's Mutter setzte den Mädchen einen Teller mit jeweils einer Scheibe Schmorbraten, grünen Bohnen, Kartoffeln und Karotten vor.

„So, ich hoffe es schmeckt euch auch.", sagte sie, als sie sich an den Tisch dazusetzte. „Falls nicht habe ich noch Tiefkühlpizza im Angebot.", brachte sie Amy und ihre Freundin zum Kichern. „Vielen Dank übrigens für den Wein, Celeste. Soll ich uns davon gleich mal was einschenken?"

„Gerne und ja, gerne.", gab sie zurück und Amy, die bereits den Mund zu voll hatte, um zu antworten, pflichtete ihr durch ein vehementes Nicken bei.

Während dem Essen fragte Veronica die Freundin ihrer Tochter nach ihren Eltern und dem Urlaub. Danach richtete sich ihr Interesse an den jungen Mann, der bisweilen keinen Ton von sich gab und nur gelegentlich seinen Kopf bewegte, um zwischen den drei Frauen hin und her zu schauen.

„Und Alister, wie steht es mit dir?", wollte Amy's Mutter wissen. Der Android legte auf ihre Frage den Kopf leicht schräg. „Verzeihung Mrs,..."

„Veronica.", stellte sie klar und der Android begann seinen Satz von neuem.

„Verzeihung... Veronica, aber ich bin mir nicht sicher, worauf sie hinaus möchten?"

„Was gibt es über dich so zu erzählen? Ich kenne dich noch nicht und würde gerne mehr über dich erfahren." Während sie kaute, schaute sie gespannt zu ihm rüber.

Alisters Lippen zuckten und er legte seine Stirn in Falten. „Nun, da gibt es nicht viel. Ich bin ein Android und leiste Dienst im Haushalt. Darunter zählen Dinge wie Putzen, Kochen, manche Sachen im Haus zu reparieren oder instand zu halten und andere weitreichende Aufgaben, welche man mir aufträgt."

„Und die besonderen Dinge lässt du etwa aus?", warf Celeste ein und wischte sich dabei mit einer Serviette über den Mund. Alister drehte ihr sein Gesicht zu und sie beide sahen einander an.

„Was meinst du damit?", fragte er ahnungslos.

„Vor fast einem halben Jahr, als wir noch in Miami gewohnt haben, ist unsere Nachbarschaft einem heftigen Tornado zum Opfer gefallen. Unser Haus wurde dabei schwer beschädigt. Der Sturm war so schlimm, dass er ein Auto hochgewirbelt hatte, was im Garten landete und dann ungebremst durch unser Wohnzimmerfenster gekracht ist. Wäre Alister nicht gewesen, weiß ich nicht, ob meine Mutter und ich das überlebt hätten. Er hat uns damals beschützt und in Sicherheit gebracht.", erzählte die junge Frau. Veronica schluckte mit großen Augen ihr Essen herunter und kippte einen großzügigen Schluck Wein hinterher. „Wow.", machte sie, als sie das Weinglas wieder vor sich abstellte. „Und sowas verschweigst du uns, Alister?"

Ein zaghaftes Lächeln formte sich auf den Lippen des Androiden. „Was soll ich sagen? Dass ich die Familie bei Gefahr beschütze gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben.", worauf der Rest der Runde sich ein heiteres Lachen nicht verkneifen konnte.

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