Kapitel 24
Keine Diskussionen mehr
Sofort eilte Celeste nach Oben in das Schlafzimmer ihrer Eltern, wo sich Alister aufhielt. „Alister!" Sie schloss die Zimmertür und stürzte auf den Androiden zu, der gerade dabei war, eines der Kopfkissen zu beziehen. „Meine Eltern! Sie wollen dich der Polizei aushändigen! Wir müssen uns schnell etwas einfallen lassen!" Vor lauter Aufregung war sie völlig außer Atem.
„Was? Aber ..."
„Ich habe sie reden gehört, als ich unten war. Wir haben nicht viel Zeit!"
So als hätte er etwas verloren, blickte Alister um sich. „Was sollen wir tun? Wohin könnten wir gehen?"
Die junge Frau überlegte. „Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir das Land verlassen. Wir könnten über die Grenze nach Kanada. Dort gibt es keine Gesetze für Androiden und wir wären in Sicherheit, falls es hier zu Ausschreitungen kommen sollte. Auf die Tat von heute Mittag wird sicher ein Echo folgen, da bin ich mir sicher. Wir könnten zur Flucht das Auto nehmen, mit dem du mich immer fährst", schlug sie vor und glaubte die perfekte Lösung gefunden zu haben.
Der Android jedoch zeigte sich weniger zuversichtlich und wies sie stirnrunzelnd auf die Schwachstellen ihres Plans hin. „Es wird unmöglich sein auf offiziellem Wege über die Grenze zu gelangen. Ich habe keinen Pass und deine Eltern werden uns und das Auto samt Kennzeichen melden."
Verdammt, dachte Celeste und grübelte über eine Alternative. „Wahrscheinlich würde Amy uns Unterschlupf gewähren, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht, dass sie und ihre Mutter Schwierigkeiten bekommen. Am besten, sie weiß gar nichts von alldem. Wenn uns die Polizei sucht, werden sie bei ihr mit Sicherheit als erstes vorbeischauen." Sich die Haare raufend ließ sie sich auf die Bettkante fallen. Entmutigt warf sie einen Blick auf die Anzeige des digitalen Weckers auf dem Nachttisch. Die Sekunden verstrichen unaufhaltsam und Celeste sprang im nächsten Moment wie von der Tarantel gestochen wieder auf. Sie packte Alister, der sie mit bedauerndem Blick ansah, an den Schultern. „Pass auf, uns läuft die Zeit davon. Wir müssen von hier verschwinden, bevor meine Eltern die Polizei rufen und die dich mitnehmen. Wo wir unterkommen oder wie wir es über die Grenze schaffen, können wir uns dann immer noch überlegen." Eindringlich sah sie ihn an, doch das Bedauern in seinen Augen wollte nicht weichen.
„Es könnte gefährlich werden da draußen. Sollte dir etwas zustoßen, könnte ich mir das nie verzeihen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich alleine fliehe."
Empört stemmte Celeste die Hände in ihre Hüften. „Nein, nicht mal im Traum! Ich könnte es mir ebenfalls nicht verzeihen, wenn ich dich alleine gehen lasse und dir dabei etwas passiert, also komme ich mit! Du bedeutest mir alles und wir beide schaffen das. Gemeinsam, okay?" Seinem Gesichtsausdruck entnahm die junge Frau, dass er nach wie vor nicht recht überzeugt war. „Wir haben schon viel zu viel Zeit mit Reden verschwendet. Ich packe mir jetzt eine Tasche und dann hauen wir ab! Und jetzt keine weiteren Diskussionen mehr", setzte sie nach, nahm sein Gesicht in beide Hände und besiegelte ihr Vorhaben mit einem Kuss.
Oft verfluchte Celeste die riesen Villa, in welcher sie lebte. Durch die vielen Zimmer und deren Größe kam sie sich häufig verloren und einsam vor und fragte sich unter anderem immer wieder, wieso man als dreiköpfige Familie vier Badezimmer benötigte. Heute aber war sie froh über diese Palastverhältnisse, denn das verhalf ihr und Alister dazu sich völlig unbemerkt davonstehlen zu können. In dem Moment, in dem ihre Eltern etwas merkten, würden sie bereits im Auto sitzen und auf die Straße fahren. Und genau so kam es auch.
„Also", begann Celeste, als sie durch die verschneite Nachbarschaft fuhren, „wie kommen wir über die Grenze? Da wir nicht den legalen Weg nehmen können, müssen wir wohl auf den illegalen ausweichen und dafür ... müssen wir über den Fluss." Hoffnungsvoll blickte sie zu Alister, der konzentriert am Steuer saß.
„Dir ist klar, dass wir bei der Kälte nicht schwimmen können, oder?"
So langsam ging es der jungen Frau auf den Geist, dass er in allem immer nur Probleme sah, jedoch hatte der Android zweifellos recht und das musste sie wohl oder übel einsehen. Ein resigniertes Seufzen konnte Celeste sich dennoch nicht verkneifen. „Vielleicht finden wir ja jemanden, der uns mit dem Boot rüberfährt." Sie lehnte den Kopf an die Fensterscheibe und sah besorgt auf zu dem vorbeihuschenden Licht der Straßenlaternen. „Jedenfalls sollten wir auch das Auto bei Gelegenheit loswerden. Wir stellen es irgendwo ab und nehmen uns ein ..." Die Worte blieben ihr im Halse stecken als sie plötzlich eine menschliche Gestalt vor ihnen auf der Straße ausmachte und Alister fluchend das Lenkrad herumriss, um dem Mann mit quietschenden Reifen auszuweichen. Das Auto geriet auf der glatten Fahrbahn ins Schleudern und krachte schließlich gegen einen Laternenmast auf der Gegenspur.
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Binary
FanfictionAls Celeste Chandler 10 Jahre alt ist, erhält ihr Vater, ein renommierter Architekt aus Miami, von einem angesehenen Cyberlife-Mitarbeiter ein einzigartiges Androiden Modell als Geschenk für seine herausragende Arbeit. Der Butler-Android mit dem Nam...