Kapitel 22
Auflehnung der Androiden
Die letzten Wochen auf der Highschool vergingen wie im Flug. Nachdem Celeste Nigel auf dem Abschlussball hatte sitzen lassen, suchte sie in den darauffolgenden Tagen das Gespräch mit ihm. Im Nachhinein wurde sie sich bewusst, was Nigel an diesem Abend wohl durchmachen musste und es tat ihr leid. Doch alles was er danach noch für sie übrig hatte war: „Lass mich bloß in Ruhe, du verrückte Schlampe." Er spuckte die Worte aus als wären sie Gift und würdigte Celeste keines Blickes. Mehr wurde aus dem, von ihr geplantem Gespräch nicht und sie gingen sich seitdem aus dem Weg.
Die Liebe zwischen Alister und Celeste vor den Eltern geheimzuhalten funktionierte, auch wenn es für die junge Frau nun noch schwerer zu ertragen war, dass der Android deren Befehlen gehorchen musste. Damit sie zusammenbleiben konnten musste dieses Spiel jedoch gespielt werden und glücklicherweise arbeiteten Celestes Eltern oft sehr lange, sodass die beiden genug Zeit füreinander hatten. Und selbst, wenn sie zuhause waren, ließ Alister es sich nicht nehmen, seiner Liebsten in ihrem Zimmer einen heimlichen Besuch abzustatten.
Eines Tages im November, schöpfte Celeste Hoffnung, dass dieses Spiel bald ein Ende haben könnte. Eine Gruppe von vier Abweichlern – so wie man Androiden mit eigenem Willen nannte – drang unbemerkt in den Nachrichtensender der Stadt ein und sendete von dort aus live eine Aufforderung an die Menschen. Überall im Fernsehen war das hautlose, weiße Gesicht eines Androiden zu sehen, der eine friedliche Rede hielt und für alle Androiden Gleichberechtigung, Freiheit sowie Anerkennung forderte. Die öffentliche Meinung über die Abweichler und diese Aktion war zunächst gespalten. In den Medien sprach man von terroristischem Vorgehen.
In erschreckend kurzer Zeit wurden plötzlich immer mehr Fälle über die sogenannten Abweichler bekannt. Meistens griffen diese ihre Besitzer an. In mancher Quelle, die nicht allzu weit reichte, hieß es, das aggressive Verhalten der Maschinen werde durch emotionale Schocks ausgelöst wie etwa durch Misshandlungen.
Einer der ersten Fälle, der seinen Platz in den Nachrichten fand, war die bewaffnete Geiselnahme eines kleinen Mädchens durch einen Androiden namens Daniel, Modell PL600. Der Hausandroid stand am Rand einer Dachterasse im 70. Stock und drohte das Mädchen zu erschießen oder mit ihr zu springen, nachdem er zuvor bereits den Familienvater erschossen hatte. Den späteren Berichten zufolge, sollte er gegen ein neueres Modell ausgetauscht werden und wurde wohl deshalb zum Abweichler. Geschockt hatten Celeste und ihre Eltern das Geschehen im Fernsehen verfolgt. Die Geiselnahme konnte glücklicherweise unter Kontrolle gebracht und das Mädchen gerettet werden.
Nachdem die Abweichler also den Nachrichtensender am 8. November gekapert hatten, ließ eine weitere Aktion, um auf sich aufmerksam zu machen, nicht lange auf sich warten. Angeführt von einem gewissen Markus, dem Androiden, der die Rede im Fernsehen hielt, befreiten mehrere Abweichler in der Nacht des 9. Novembers dutzende Androiden aus Cyberlife-Geschäften überall in der Stadt und wandelten sie ebenfalls in Maschinen mit freiem Willen um. Noch am selben Tag starteten die Androiden eine weitere Aktion, um ihre Freiheit und ein Ansehen als lebendes Wesen zu erlangen.
Detroit, Michigan
9. November 2038
20:53 Uhr
Vor ihrem PC sitzend, verfolgte Celeste die Nachrichten. Hunderte Androiden marschierten am Mittag, durch die Stadt. Markus ging allen voraus.
Gleiche Rechte! Wir sind ein Volk! Keine Sklaverei mehr! Wir sind lebendig!, riefen sie im Chor und schritten langsam voran. Jedenfalls so lange, bis sich das Sonderkommando ihnen in den Weg stellte.
Einem Augenzeugen zufolge, hatte man die Androiden dazu aufgefordert, auseinander zu gehen oder man eröffne das Feuer. Markus gab daraufhin zu verstehen, dass sie friedlich demonstrierten und sie bloß ihre Freiheit wollten. Er sagte wohl, dass er und sein Gefolge niemandem etwas getan haben und auch nicht die Absicht haben, jemandem etwas zu tun. Dies hatte jedoch zur Folge, dass die ersten Androiden zu Boden gingen, getroffen von den Kugeln der Polizisten, und Markus entschied sich nach der zweiten Warnung zum Gehen. Dass die Androiden sich zurückzogen hielt die Beamten letztendlich nicht davon ab, einen Kugelhagel auf sie los zu schicken...
Celeste konnte die Bilder nicht aus ihrem Kopf verbannen, wie etliche Frauen und Männer tot auf der Straße lagen; wie sie in Todesangst in alle Richtungen davonrannten. Für sie unterschieden sich die Androiden nur durch die blaue Farbe ihres Blutes von einem Menschen.
Die Androiden haben nichts getan. Die Cops haben sie ... einfach abgeknallt, es war ein Massaker!, erzählte ein geschockter Augenzeuge dem Reporter.
Ich weiß, es sind nur Maschinen, aber sie ... sie sehen aus ... wie ... Menschen. Menschen, die frei sein wollen, sagte ein anderer Zeuge und Celeste war froh darüber, dass die Leute offenbar Verständnis entwickelten.
Nun war wieder die Nachrichtensprecherin auf dem Bildschirm zu sehen. Die Behörden verlangen eine sofortige Auslieferung aller Androiden an das nächste Polizeirevier oder die nächste Militärkaserne.
Dass die Androiden in den Medien ansonsten als eine unberechenbare Gefahr dargestellt wurden, betrübte Celeste wiederum.
Plötzlich klopfte es vier Mal an ihrer Zimmertür. „Komm herein!", rief die junge Frau, worauf Alister den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss.
„Du siehst besorgt aus." Er beugte sich für einen Kuss zu ihr nieder.
„Überall in der Stadt gibt es Razzien und sie haben Lager errichtet, wo alle Androiden zerstört werden. Es ... ist einfach nur furchtbar." Seufzend lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück.
„Wir können es nicht beeinflussen. Du solltest eine Ablenkung finden. Wieso malst du nicht etwas?" Alister schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
„Vielleicht keine schlechte Idee. Ich hole mir nur noch eben schnell etwas zu trinken." Sie hievte sich aus dem Schreibtischstuhl und begleitete den Androiden bis zur Tür.
„Ich bin im Schlafzimmer deiner Eltern und beziehe das Bett, falls du mich suchst", informierte er sie und ihre Wege trennten sich.
Auf dem Weg zur Küche vernahm Celeste wieder die Stimme der Nachrichtensprecherin. Ihre Eltern, die vor ungefähr einer halben Stunde heimgekommen waren, sahen sich den Bericht ebenfalls an. Im Vorbeigehen am Wohnzimmer schnappte sie etwas auf, das ihr Blut gefrieren ließ.
„Wir sollten eine Streife rufen, die ihn abholt." Es war die Stimme ihres Vaters.
Die junge Frau tat einen Schritt rückwärts, versteckte sich hinter der Wand und lauschte.
„Bist du sicher, dass das nötig ist, Colin? Bisher macht uns Alister doch keine Probleme."
„Hörst du nicht, was sie in den Nachrichten sagen? Wir müssen ihn den Behörden abgeben, die Regierung will es so", drängte Celestes Vater.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Der Gedanke, Alister Lebewohl sagen zu müssen nahm ihr die Luft. Und damit nicht genug. Man würde ihn in eines der Lager bringen, um ihn dort zu demontieren. Bei der Vorstellung traf sie ein kräftiger Schlag in die Magengrube und Celeste wurde übel. Sie musste etwas unternehmen und zwar jetzt gleich, bevor es zu spät war.
A: Die Eltern überzeugen —> weiter bei Kapitel 23
B: Alister warnen —> weiter bei Kapitel 24
ACHTUNG: Nach dieser Entscheidung rate ich, die in den nächsten Kapiteln folgende Anweisung, wo man weiterlesen soll zu beachten und sich erst danach die Kapitel der anderen Entscheidung durchzulesen. So habt ihr ein schöneres Leseerlebnis. 😉
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Binary
FanfictionAls Celeste Chandler 10 Jahre alt ist, erhält ihr Vater, ein renommierter Architekt aus Miami, von einem angesehenen Cyberlife-Mitarbeiter ein einzigartiges Androiden Modell als Geschenk für seine herausragende Arbeit. Der Butler-Android mit dem Nam...