Kapitel 19 ♡

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Die nächsten Tage verbrachte ich mit Langweile und dem einzigen Buch was sich hier im Raum befand, welches ich in der Nachttischschublade entdeckt hatte. Allerdings hatte dieses nicht sonderlich viele Seiten und so kam es das ich dieses, nicht gerade neuwertige, Buch schon zum zwanzigsten Mal las. Hätte mich jemand um Inhaltseingabe gebeten, hätte ich ohne weiteres damit dienen können. Das meiste der ziemlich klein gedruckten Texte konnte ich wahrscheinlich schon auswendig vortragen.

Die einzige Abwechslung die sich mir zwischendurch bat, war BamBam, der zwei oder drei Mal am Tag vorbei kam und mir etwas zu Essen und zu Trinken brachte. Wenn ich ihn danach fragte, was daraus geworden war mich hier raus zu holen, antwortete er immer das selbe - Er hätte einen Plan, aber wir müssten noch abwarten, damit alles gut laufen würde und keine Komplikationen eintraten.

Nur hatte er mir dies vor ungefähr drei Stunden, wenn mein Zeitgefühl stimmte, schon zum siebten Mal gesagt. Ich hatte zwar keine Uhr, aber zählen konnte ich dennoch. So langsam kam das Gefühl in mir auf, dass BamBam mich nur verarscht hatte und er in Wirklichkeit doch auf Baekhyun's Seite war. Vielleicht waren die Beiden genau in diesem Moment dabei, böse Pläne für mich auszuheken. Oder sie hatten bereits welche.

Vielleicht hatte BamBam mir aber auch mit Absicht Hoffnungen gemacht, um mich im Nachhinein noch tiefer in den Abgrund zu stoßen. Andererseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass er so etwas derartiges tun würde. Er hatte so ehrlich gewirkt und außerdem kannte ich ihn schon seit Jahren, da hätte ich doch sofort merken müssen, wenn er dabei gewesen wäre mich anzulügen. Noch dazu war er wirklich schon immer ein schlechter Lügner gewesen. BamBam's Stottern und seine leicht roten Wangen verrieten ihn jedes Mal.

Ein leises klopfen holte mich wieder aus meinen Gedanken zurück. Erwartungsvoll schaute ich in Richtung Tür und wenige Sekunden später sah ich den Jungen den Raum betreten, über den ich bis gerade eben noch nachgedacht hatte.

"Bist du bereit, Chim?" Fragte er mich.
Verwirrt schaute ich ihn an. "Bereit wofür?"

"Bereit für die Freiheit. Taehyung ist auf dem Weg."

"Wie bitte was?! Taehyung?" Entsetzt sprang ich auf und knallte dabei mit dem Knie vor den Nachtschrank, weshalb ich mir mit schwerzverzogenem Gesicht über dieses rieb. "Wieso ausgerechnet er?"

"Er ist doch dein Freund." Antwortete BamBam schulterzuckend. Er hob mein Handy vom Boden auf, welches die ganze Woche unter dem Bett gelegen hatte. "Das solltest du nicht vergessen." Er hielt mir das Handy hin. "Taehyung ist nicht mein Freund." Schrie ich beinahe als ich meine Stimme wieder gefunden hatte.
"Oh, ist er nicht? Aber Baekhyun hat gesa...."

"Was der sagt stimmt nicht. Taehyung hasst mich und ich ihn. Ende." Unterbrach ich ihn. Langsam hatte ich es satt dies immer wieder erklären zu müssen. "Aber dann versteh ich nicht wieso Baek dich entführen lassen hat." Murmelte BamBam.

"Glaub mir. Das versteh ich selbst nicht." pflichtete ich ihm bei.

"Naja. Zerbrechen wir uns darüber jetzt nicht den Kopf. Wir müssen los bevor es zu spät ist." Er schnappte sich meinen Arm und zog mich nach draußen in den Flur, wo Totenstille herrschte. Weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken. "Wieso ist hier denn niemand?"

"Alle sind außer Haus. Nur ich und Jackson sind noch hier. Und du natürlich." Erzählte BamBam und führte mich weiter den Flur entlang. Nervös schaute ich mich um. "M-meinst du etwa d-den Jackson?"

"Huh? Keine Ahnung. Wenn du von einem großen Kerl mit breiten Schultern und einem gruseligen Monsterblick redest, dann ja. Aber keine Angst, der Typ ist harmlos." BamBam warf mir gelassen ein Lächeln zu. Jackson und harmlos? Das passte für mich genauso wenig zusammen, wie Pizza mit Majo. Okay, das war wirklich ein sehr komisches Beispiel, aber egal. Etwas besseres fiel mir in diesem Moment nicht ein, dazu war ich viel zu aufgeregt.

"Wir müssen hier hoch." BamBam öffnete eine Tür und zum Vorschein kam ein dunkles Treppenhaus, welches meines Erachtens nach aus einem Horrorfilm entsprungen sein könnte. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen, da das ganze nur von ein paar vereinzelten schwach leuchtenen Lampen erhellt wurde.

Wir gingen mehrere Stufen hoch, bestimmt bis zum zweiten Stock, bis BamBam erneut eine Tür öffnete und mich in einen deutlich helleren Raum schob. "Setz dich dort hin. Ich hole kurz Jackson." Er deutete auf ein kleines schwarzes Sofa, das an einer der Wände stand. "J-Jackson?" Stotterte ich.
"Ja. Ohne ihn werden wir nicht an den Wachen am Tor vorbei kommen."

Ich nickte bloß, weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. BamBam würde schon wissen was er tat, da vertraute ich ihm voll und ganz. Schließlich hatte er eine Woche für den Plan gebraucht, auch wenn ich mich fragte, was so schwer daran war hier raus zu kommen, wenn sich doch niemand im Haus befand. Langsam schlenderte ich zu dem kleinen Sofa und ließ mich dort nieder.

"Bis gleich. Und bleib wo du bist." Verabschiedete sich der kleine Thailänder und schon war er verschwunden, während ich in dem kleinen Raum, in dem es so leise war, dass ich mein eigenes Blut rauschen hören konnte, auf ihn wartete.

"So. Da sind wir."
Erschrocken richtete ich mich auf und starrte in die Gesichter von BamBam und....Jackson. Ich musste wohl kurz eingenickt sein oder ich war so taub, dass ich nicht mitbekam wie jemand den Raum betrat. Ich war im Allgemeinen eindeutig viel zu schreckhaft.
"Steh auf! Wir müssen los, es bleibt nicht mehr viel Zeit." Jackson's Stimme klang zwar längst nicht mehr so bedrohlich wie noch vor ein paar Tagen, aber dennoch jagte sie mir einen kalten Schauer über den Rücken. Augenblicklich tat ich, was er mir 'befohlen' hatte.
"Sei doch mal etwas netter zu Jimin." BamBam stieß ihm mit dem Ellbogen leicht in die Seite, worauf er nur ein genervtes Brummen von Jackson erntete. "Für Nettigkeiten haben wir jetzt keine Zeit." Er kam auf mich zu gelaufen und packte mich schmerzhaft fest am Arm. "Aua." Kam es von mir, woraufhin ich wieder nur einen Blick bösen Blick von Jackson zu sehen bekam. "Memme."

"Na, na, na. Was soll das Jackson? Soll ich etwa Mark davon erzählen?" Tadelte BamBam und kramte sein Handy aus der Hosentasche. Sofort ließ Jackson meinen Arm los, was mich ziemlich überraschte.
"Nein, nein. Lass das. Ich hör schon auf." Flehte Jackson beinahe. Dieser Anblick war irgendwie echt merkwürdig für mich. Wer war denn dieser Mark?

"Dann sei jetzt etwas netter." BamBam ließ sein Handy wieder verschwinden.
"Ich versuch's." Seufzte Jackson. "Komm jetzt." Dieses Mal drückte er mich nur leicht am Rücken voran.

"Wer ist Mark?" Fragte ich neugierig währendes des Gehens. "Jackson's fester Freu..."
"Ein Freund." Wurde BamBam unterbrochen, was aber nichts mehr brachte, da ich bereits wusste, was der Jüngere der Beiden sagen wollte. Ich fing leicht an zu grinsen. "Was grinst du denn so, Schwachkopf?" Genervt verdrehte Jackson die Augen.

"Jackson, denk dran. Mark ist nur einen Anruf weit entfernt." Erinnerte BamBam ihn, weshalb Jackson wieder seufzte. "Jaja. Schon gut."

So langsam, meinte ich zu verstehen, wieso BamBam keinerlei Angst vor Jackson hatte. Er wusste wohl genau wie er ihn in den Griff bekam.

𝑳𝒐𝒗𝒆 𝒀𝒐𝒖 𝑺𝒐 𝑩𝒂𝒅 | ⱽᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt