Kapitel 22 ♡

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Während des Duschens dachte ich ununterbrochen darüber nach was Taehyung mit diesem 'bald' gemeint haben könnte. Hieß es er würde sich jetzt weiterhin hasserfüllt mir gegenüber verhalten oder sich für seine Verhältnisse nett benehmen? Sowie er heute zu mir gewesen war. Vor der Umarmung. Diesen Jungen konnte man einfach nicht durchschauen, aber er ließ es auch schlicht und einfach nicht zu.

Es wäre wahrscheinlich einfacher drei fremde Sprachen auf einmal zu lernen, als Taehyung zu verstehen.
Aber ich wollte es wenigstens versuchen, denn er hatte mir heute bereits gezeigt, dass sich hinter dieser kalten Fassade noch viel mehr verbarg. Vielleicht hasste er mich in Wirklichkeit doch nicht so sehr wie er mich immer glauben ließ. Insgeheim musste er wissen, dass ich für all die Dinge die in der Vergangenheit passiert waren, keine Schuld trug.

Nachdem ich fertig geduscht hatte probierte ich die Klamotten an die Taehyung mir zur Verfügung gestellt hatte und sie passten mir tatsächlich.
Zum Glück, denn meine alten Anziehsachen gehörten nirgends anders mehr hin, als in eine Waschmaschine. Oder am besten direkt in den Müll.

"Jimin, bist du fertig?" Ertönte eine Stimme und ein Klopfen vor der verschlossenen Badezimmertür.
"Ja, sofort." Schnell rubbelte ich mir mit dem kleinen weißen Handtuch noch einmal durch die Haare und richtete sie so, das sie einigermaßen gut aussahen.
Ich schloss die Tür auf und erschrak leicht als ich Taehyung direkt vor mir erblickte. Er schnellte hoch und trat ein paar Schritte zurück, so dass er beinahe an die Wand hinter im gestoßen wäre.

"Hast du etwa durch das Schlüsselloch geguckt?!" Rief ich empört und warf ihn mit dem Handtuch hab, was sich bis gerade eben immer noch in meiner Hand befunden hatte.

"Was? Ich? Nein, wie kommst du darauf?" Beschwichtigend hob mein Gegenüber seine Hände.

Mit einer hochgezogenen Augenbraue sah ich ihn an, aber sagte nichts mehr. Ich merkte sowieso das er log, aber mein Hunger, der sich mitterweile immer mehr verstärkte, ließ zu der Zeit keine Diskussion zu. Wir hatten in der Vergangenheit eindeutig genug diskutiert.
"Gehen wir jetzt essen oder nicht?"

Als ich dieses Mal fragend zu Taehyung blickte, erwischte ich ihn dabei wie er eine Stelle meines Körpers ganz genau studierte. Wenn ich seinem Blick genauer folgte, musste es eine Stelle in meinem Gesicht sein. Nur eindeutig erkennen konnte ich es nicht. "Wo starrst du hin, Tae?"

Darauf bekam ich keine Reaktion.
"Hallo? Jemand zu Hause?" Ich fuchtelte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum, um in irgendwie aus seinen Träumen zurück zu holen.

"Sorry, was hast du eben gesagt?" Erwachte Taehyung endlich aus seiner Starre. Was war nur mit ihm los? Er schien völlig durch den Wind zu sein.
"Nichts, ist schon gut. Gehen wir jetzt?"

"Ja, natürlich. Geh schon mal nach unten und zieh deine Schuhe an. Ich muss noch kurz etwas erledigen. Bin in fünf Minuten da." Taehyung verschwand kurz darauf in seinem Zimmer. Verwirrt starrte ich ihm hinter her, aber ging anschließend nach unten um, wie er mir gerade eben gesagt hatte, meine Schuhe anzuziehen.
Nach wirklich Punkt fünf Minuten kam Taehyung ebenfalls nach unten. Das wusste ich, weil ich während des Wartens auf die große Wanduhr gegenüber von mir gestarrt hatte. Er zog sich seine Schuhe an und schnappte sich die Autoschlüssel die auf einer kleinen weißen Kommode herum gelegen hatten. "Los geht's."

Während der Autofahrt hatten wir nicht wirklich geredet. Stille lag im Auto, aber im Gegensatz zu sonst, war diese nicht unangenehm gewesen.
Und nach ungefähr zwanzig Minuten waren wir auch schon an einem Gebäude angekommen, das sehr nach einem Restaurant aussah. Wie auf Knopfdruck begann in diesem Moment auch mein Magen wieder lauter an zu knurren, was Taehyung ein leises Lachen entlockte. Es war ein sehr schönes Lachen. Meiner Meinung nach sollte er das öfter tun. Jedes Mal funkelten seine Augen dabei und ließen all die Kälte, die sonst in ihnen lag, ins Nichts verschwinden und noch dazu ließ es mich vergessen, wie er in den letzten Wochen zu mir gewesen war. Ob dies so gut war, war eine andere Frage.

"Hab ich etwas im Gesicht?" Riss Taehyung mich aus meinen Gedanken. Hoffentlich hatte er nicht bemerkt wie ich ihn angestarrt hatte. "Du hast mich jetzt bestimmt schon zwei Minuten ununterbrochen angestarrt."

Mist. Er hatte es sehr wohl bemerkt.
"Was? Ähm, nein. Ich habe nur nachgedacht." Winkte ich ab.
"Etwa über mich?" Grinste er.

"Über dich? Nein, wie kommst du darauf?" Damit er meine roten Wangen nicht bemerkte, wendete ich meinen Blick ab, löste den Anschnallgurt und stieg aus dem Auto. Was ich dann zu sehen bekam, ließ mich heute zum gefühlt hundersten Mal erstaunen. Ich wusste ganz genau wo wir waren. Dies war einer der reichsten Stadtsteile von Seoul und die teuren Häuser und Autos um uns herum ließen es schon erahnen. Hier wollte er doch nicht ernsthaft mit mir essen gehen.

"Wäre ich sonst hier her gefahren?" Kam es hinter mir von Taehyung.

Ich sollte aufhören laut zu denken.

"Aber Taehyung, hier kostest wahrscheinlich ein Wasser schon ein halbes Vermögen und ich habe kaum Geld dabei." Ich kramte in meiner Hosentasche herum, bis mir wieder einfiel, dass dies ja gar nicht meine Jeans war. "Falsch. Ich habe überhaupt nichts dabei." Ich lies meine Schultern hängen. Hätten wir nicht einfach zu McDonald's fahren können?

"Du brauchst heute kein Geld. Ich bezahle." Sagte Taehyung schulterzuckend.
"Das geht doch nicht. Es ist viel zu teuer hier!" Protestierend wollte ich ihn zurück zum Auto schieben, aber meine Kraft reichte nicht einmal aus um ihn auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen.

"Sei jetzt einfach ruhig und komm. Keine Widerrede, Jishit."

Anstatt wie sonst immer mein Handgelenk zu schnappen, nahm er dieses Mal meine Hand, was meinen ganzen Körper für einen kurzen Augenblick versteinern ließ. Seine Finger verbanden sich perfekt mit meinen, als ob sie für einander geschaffen wären.

Innerlich schlug ich mir die Hand vor die Stirn, wegen dieses Unsinn's den ich in diesem Moment dachte. Es hatte wahrscheinlich überhaupt keine Bedeutung für ihn und er wollte bloß das ich meine Klappe hielt. Trotzdem verhinderte diese Tatsache nicht, dass mein Herz unter seiner Berührung, schneller zu schlagen begann. Irgendwas stimmte nicht mit mir, ich sollte besser ins Krankenhaus. Vielleicht bekomme ich einen Herzinfarkt oder warum schlug mein Herz so unnatürlich schnell?

"Wieso ins Krankenhaus?" Kam es fragend von Taehyung.

Ich hatte schon wieder laut gedacht. Wie peinlich. "Egal. Ignorier es einfach. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist." Antwortete ich seufzend.

"Mache ich dich etwa nervös?" Aus
Tae's Stimme hörte man sein altbekanntes Grinsen heraus.

"Nein." Log ich.

"Oh, okay. Dann kann ich deine Hand ja wieder los lassen." Er wollte seine Hand wirklich aus meiner lösen, aber ich hielt sie fest umklammert um es zu verhindern. "Nein." Hauchte ich.

"Was hast du gesagt? Ich hab dich nicht verstanden."

"Ich will nicht, dass du meine Hand loslässt." Sagte ich jetzt etwas lauter. Taehyung erwiderte darauf nichts, aber ich spürte kurz darauf wie seine Finger wieder fest meine umschlossen. Aus dem Augenwinkel konnte ich das Lächeln in seinem Gesicht erkennen und genauso ein Lächeln zierte jetzt auch meins.

○•○•○

Ich wollte diesen Restaurantbesuch in diesem Kapitel längst fertig haben, aber dann hatte ich doch wieder so viele andere Ideen...😂

𝑳𝒐𝒗𝒆 𝒀𝒐𝒖 𝑺𝒐 𝑩𝒂𝒅 | ⱽᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt