12.

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Der Gedanke ließ mich während des Frühstücks nicht mehr los. Er hatte ein Loch in meine Brust gerissen und ich wusste nicht, wie es stopfen konnte und verhindern, dass mein Leben aus mir rann.

Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht stopfen und verhindern.

»Hey.«, rief Dante und stürmte durch den Flur auf mich zu.

Ich konnte seinen heißen Atem in meinem Nacken spüren, als er mich umarmte.

»Warum rennst du so?«, fragte ich grinsend und strich ihm die nassen Strähnen aus der Stirn.

»Weiß nicht. Warum gehen normale Leute?«

»Weil es normal ist?«

»Das ist aber keine gute Erklärung.« Er lachte und drückte mich noch etwas fester.

Oh.

Das war schön. Ich mochte es, wenn Dante mich umarmte. Dann fühlte ich mich weniger klein und machtlos.

»Guten Morgen.«, begrüßte Dante meine Eltern, als ich mir die Schuhe anzog.

Keine Schuhe im Haus.

Eine weitere Regel.

Wie nicht rennen im Haus - wobei meine Eltern es Dante nie verboten hatten.

Niemand konnte Dantes Energie zügeln. Oder Dante etwas vorschreiben. Dante war wild und frei.

Wie der Wind.

Wie der Sprung von einer Brücke.

Wie Vögel.

»Guten Morgen, Dante. Möchtest du auch ein Brötchen?«, fragten meine Eltern beinahe synchron.

Aber Dante wollte nicht. Natürlich nicht.

Dante griff meine Hand. »Nein,danke. Wir haben heute noch etwas vor.« Er zwinkerte mir zu und schon imnächsten Moment rannten wir die Straßen entlang.     

Irgendwie möchte ich spüren, wie es ist, von der Brücke zu springenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt