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Ihr Blick wie versteinert. Was hat sie denn?
''Martina? Was ist mit dir?''
Ich warte auf eine Antwort, doch es kommt nichts.
''Martina?'' Ich fasse sie am Bein.
''Léon'',spricht sie. ''Entschuldige mich. Ich war gerade ganz woanders. Tut mir leid.''
''Wo warst Du denn?''
Sie muss kurz wieder lachen.
''Nicht hier. Lass uns über etwas anderes reden. Musst du morgen wieder in die Schule?''
Ach ja. Die Schule. Die habe ich ganz vergessen. Die Grundschule.
''Ja, aber ich gehe dort mit meinen Eltern hin.''
Sie darf nicht erfahren, dass ich gar nicht mehr zur Schule gehe.
''Wann werden sie dich denn heute abholen?''
Ja wann werden sie mich abholen? Gute Frage Schatz.

,,Ich gehe heute wieder zu ihnen.''
Oh Mann. Wo soll ich nur hin? Wem soll ich davon erzählen. Wem kann ich davon erzählen?
Argh...
Ich könnte die Wand einschlagen.

Ich sollte mir lieber etwas überlegen. Ich sollte vielleicht doch mit meinen Eltern sprechen. Ich kann mich nicht die ganze Zeit überaus verstecken. Das geht nicht.
Alle würden sich die Köpfe einschlagen. Ihre Herzen wären gebrochen.

''Ich muss mal eben auf die Toilette'', sage ich und stehe von meinem Platz auf.
Sie nickt nur und greift nach ihrem Handy.
Ich sollte ihr eine SMS hinterlassen, aber wie soll ich ihr das erklären.

Ich setze mich auf den Klodeckel und schreibe meiner Mutter eine Nachricht.

Hey Máma, ich brauche unbedingt eure Hilfe. Ihr müsst mich abholen. Am bonappetit werde ich heute gegen 13:00 Uhr warten. Es geht mir gut. Macht euch keine Sorgen.''
11:22am

Es ist ein riesen Schritt jetzt. Doch so kann es nicht weitergehen. Ich brauche Unterstützung, sonst halte ich das nicht aus.

Ich betätige die Toilettenspülung und wasche meine Hände.

Im Wohnzimmer wieder anwesend, setze ich mich auf's Sofa und warte auf meine Freundin. Nach diesen Geräuschen die erklingen, befindet sie sich im Schlafzimmer. Was treibt sie dort. Will sie etwa irgendwo hin?

Ich kann nicht stillsitzen und schleiche mich zu ihr.
Die Tür ist ein Spalt geöffnet. Genug um in das Zimmer hineinzusehen.
Sie steht dort in ihrer weißen Unterwäsche.
Mein Mund öffnet sich leicht. Ich habe sie ja schon oft nackt gesehen, aber jedesmal verschlägt sie mir die Sprache.
Zu gern würde ich zu ihr hingehen und Küsse auf ihren wunderschönen Körper verteilen.
Mein Mund ist schon ausgetrocknet.
Was passiert jetzt? Sie wechselt ihre Unterwäsche.
Oh Gott.
Ganz ruhig bleiben Jorge. Ganz ruhig bleiben Léon.
Ich beobachte sie. Meine Augen fallen nicht zu. Sie wollen nicht blinzeln.

Ich bin so weg von ihr, dass ich nicht merke wie meine Hand die Tür berührt. Sie öffnet sich weiter.
''Leon'', ruft sie und dreht sich in die andere Richtung. Ihr Rücken zeigt in meine Richtung.
Hoffentlich bin ich nicht rot angelaufen.
''Entschuldige, ich habe nicht gewusst, dass Du dich umziehst. Ich gehe wieder.''
''Warte im Wohnzimmer auf mich Léon. Ich bin sofort fertig.''
''Oke'',sage ich und atme im Flur tief aus.
Ich Blödmann.

Meine Hände verweilen auf meine Oberschenkel. Der Fernsehen ist angeschaltet und irgendeine Kinder Serie läuft. Martina hat sie extra für mich ausgewählt.
Mir ist warm und warte gespannt, bis sie endlich hier auftaucht.
Vor meinen Augen erscheint sie. Immer wieder nackt vor mir.
Ich kann diese Bilder nicht vergessen.
In dieser Situation hätte ich sie angefasst. Mir ist es sehr schwer gefallen.

Laute Schritte nähern sich dem Wohnzimmer.
Sie hat ein langes hellblaues Kleid an. Schwarze High Heels und die passende schwarze Handtasche hängt an einer Schulter.
''Wo willst du hin'',frage ich sofort und verteile mein Gewicht auf meinen Beinen.
''Jetzt noch nirgendwo, aber später Léon. Erst werde ich dich noch nach Hause bringen.''

Wo will sie nur hin?
''Magst Du mich nicht mehr?''
Sie schaut in meine Richtung und kniet sich vor mir hin.
''Was ist das für eine Frage Léon? Natürlich mag ich dich. Doch es gibt da etwas was ich wissen muss. Es ist wirklich wichtig für mich. Ich hoffe du verstehst das.''
Ich nicke nur mit meinem Kopf.
''Meine Eltern werden mich gleich abholen. Du kannst ruhig schon gehen. Ich warte hier.''
''Nein Léon. Ich werde jetzt nicht gehen. Außerdem will ich deine Eltern kennenlernen.''

Nein. Wie soll ich dann zu bonapetit gehen, wenn sie nicht von meiner Seite weichen will?
''Du kannst gehen. Wirklich. Sie wissen wo Jorge wohnt und sie rufen mich an, wenn sie hier sind. Bitte. Du musst nicht warten. Du sagst, dass es dir wichtig ist. Dann geh. Für mich. Du musst herausfinden was mit ihm ist Martina.''
''Das ist lieb von dir Léon, aber Nein. Das geht nicht. Du bist erst acht Jahre alt. Ich kann dich nicht allein lassen.''

Ich werde sie nicht vor mir aus dem Haus bekommen. Niemals. Was kann ich tun?

Ich werde mich rausschleichen müssen. Das ist meine einzige Chance.
Sie wird mich danach verstehen.
Ganz sicher.

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