small love

5

Es ist wie ein Albtraum. Er...er ist weg. Einfach davon gegangen. Ohne eine Nachricht. Nichts. Warum? Warum Jorge?

Warum gehst Du nicht dran Jorge? Nach der gestrigen Nacht konnte ich kein Auge zu drücken.
Er hat mich verlassen. Jorge hat mich verlassen. Was kann ich tun? Wo ist er hin? Warum hat er nicht Bescheid gesagt? So viele Fragen. Alle unbeantwortet. Er liebt mich nicht mehr. Nein. Er liebt mich einfach nicht mehr. Es ist vorbei. Aus. Schluss. Er konnte es mir nicht ins Gesicht sagen. Er ist ein Feigling.

,,Guten Morgen'',höre ich hinter mir eine kindliche Stimme.
,,Guten Morgen Léon. Hast du gut geschlafen?''
,,Ja ich habe wie ein Löwe geschlafen'', scherzt er.
Ich muss kurz lachen.
,,Du bist aber lustig. Das freut mich. Setz dich. Dann können wir zusammen frühstücken.''
,,Klar, wen rufst Du gerade an?''
Er nimmt Platz und greift nach einem Brötchen.
,,Ich äh...versuche Jorge anzurufen. Doch ich erreiche ihn nicht.''
,,Vielleicht hat er gerade viel zu tun. Er wird dich noch anrufen.''
,,Meinst du'', frage ich ihn gewissenhaft.
Er nickt und beginnt seinen Satz.
,,Da bin ich mir sicher, ruft er und greift nach dem Messer.''
,,Vorsichtig, sage ich noch schnell.''

Er wird ganz sicher nicht zurück anrufen. Er hat mich schon vergessen. Er hat mich gestern sitzen gelassen. Ohne ein Wort. Er ist der schlimmste Freund.
Mein Handy vibriert und ich nehme den Anruf sofort entgegen.
,,Jorge, wo bist du? Warum...''
,,Nein süße. Ich bin's Candelaria."
,,Oh hey Cande.''
Meine Stimme versagt. Ich habe wirklich geglaubt, dass er es ist.
,,Was ist denn'', spricht sie. ,,Hat er sich immer noch nicht gemeldet?''
,,Nein. Kein Anruf. Keine Nachricht. Er hat mich schon vergessen.''

Ich stehe auf und gehe in ein anderes Zimmer. Léon braucht nicht zu wissen worüber wir reden. Er soll nicht hören, wie ich Jorge verfluche.

Jorge steht auf und belauscht Tini's und Cande's Gespräch.

,,Ich weiß nicht, warum er sich nicht meldet Cande. Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich rufe ihn ohne Pausen an. Hinterlasse ihm Nachrichten, aber Nein. Keine Antwort. Ich bin am Boden zerstört."
,,Er kann doch nicht einfach verschwunden sein?''
,,Ich weiß es nicht Cande. Vielleicht sollte ich doch die Polizei anrufen.''

Jorge muss schlucken. Das darf nicht passieren. Er rennt sofort wieder zum Tisch zurück und lässt sein Glas fallen.

,,Léon? Cande ich rufe dich später an. Ich muss auflegen. Bye!"

,,Leon, was ist passiert?''
,,Entschuldige, ich bin ausversehen mit meinem Ellenbogen dran gekommen. Ich habe mich selbst erschrocken.''
,,Alles gut Léon. Hast Du dich verletzt?''
Er verneint meine Frage und setzt sich wieder auf seinem Platz.
,,Bleib schön sitzen'',sage ich und hole in der Küche ein Besen.
Ich sammel alle Scherben vorsichtig auf und wische den Orangensaft vom Boden.
,,Mit wem hast Du gerade gesprochen'',fragt mich Lèon.
,,Mit einer Freundin.''
,,Ach so'', antwortet er darauf und beißt in sein halbes Brötchen.

Meine Gedanken schweifen wieder zu Jorge. Was ist nur geschehen? Warum meldet er sich nicht. Ich mache mir schreckliche Sorgen.
Ich sollte seine Eltern anrufen.
Später. Jetzt frühstücke ich erst mit Léon.

,,Du, Martina!''
,,Ja, Léon?''
,,Worüber denkst du gerade? Kannst Du es mir verraten. Ich sehe, dass Du traurig bist.''
Ich muss leicht schmunzeln.
,,Du bist wirklich ein toller Junge Léon. Ich danke dir sehr.''

Plötzlich schlug mein Herz schneller.
Ich...ich...traute meinen Augen nicht.
In Léon sah ich Jorge.
Er hat den gleichen Blick wie er.
Wie kann das sein? Seine Mimik durchleuchtet sein Gesicht.
Das von Jorge.