Promises in the dark II

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Während den Aufgaben war es immer schwierig einzuschätzen, wie lange man schon unterwegs war, deshalb hatte Sirius diesmal eine Armbanduhr dabei. Als ich ihn fragte, wie lange wir jetzt schon hier waren, warf er einen Blick darauf und sagte dann düster: ,,Wir sind seit ein einhalb Stunden unterwegs."
,,Eineinhalb Stunden und wir sind nur den Zentauern und den Veela begegnet" murmelte ich. ,,Ich glaube wir laufen in die falsche Richtung. Ich meine sieh es mal so, je näher man dem Pokal kommt, desto schwieriger sollte es doch werden oder? Und bisher-"
Ich konnte meinen Satz nicht beende, denn ich wurde davon unterbrochen, dass mein Freund mir einen kräftigen Stoß gab und mich zur Seite schubste. Keine Sekunde zu spät, denn der nonverbale Zauber verfehlte mich nur um Millimeter. Instinktiv murmelte ich den Schildzauber, und richtete mich so schnell wie möglich auf. Sirius lief bereits auf die Stelle zu, von der der Zauber gekommen war. Ich folgte ihm schnell. In der Dunkelheit konnte ich nicht sehen, was er sah, aber er sah offensichtlich etwas.
,,Expeliarmus."
,,Protego" rief eine Mädchenstimme, um seinen Zauber abzuwehren. Schnell lief ich zu ihm herüber.
,,Petrificus totalus."
Ein dumpfer Aufprall war zu hören und dann lag das Mädchen gelähmt vor uns am Boden. Ich brauchte eine Sekunde, um sie als den weiblichen Champion aus Durmstrang zu identifizieren.
,,Warum hat sie uns angegriffen?" fragte ich Sirius. Klar, das hier war ein Wettkampf, aber ich hatte nicht einmal annährend darüber nachgedacht einen von den anderen anzugreifen.
,,Keine Ahnung, aber wenn sie hier ist, dann kann ihr Partner auch nicht weit von hier sein. Lass uns gehen" erwiderte Sirius und sah sich angespannt um.
,,Lassen wir sie einfach hier liegen?" unsicher sah ich ihn an.
,,Ihr Partner wird sie schon finden."
,,Bist du dir sicher? Ich will nicht wissen, was sich in diesem Wald so rumtreibt" nervös sah ich in das reglose Gesicht des Mädchens. Nur ihre Augen funkelten böse, ansonsten bewegte sich kein Muskel.
,,Ich würde dich finden" erwiderte er achselzuckend. Lächelnd nahm ich seine ausgestreckte Hand. Ich hoffte ihr Partner würde sie finden. Aber ich zweifelte ein wenig daran. Der Wald war riesig und es konnte schließlich nicht jeder einen Sirius als Partner haben. 

Wir waren noch nicht lange weiter gelaufen, als uns ein lautes, unnatürliches Geräusch wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Ein schreckliches, unmenschliches Heulen, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
,,Was war das?" unwohl sah ich zu Sirius.
,,Das hört sich an wie ein-"
Er wurde erneut von einem lauten Heulen unterbrochen. Ich sah wie Sirius blass wurde und das gefiel mir ganz und gar nicht.
,,Sirius das kann nicht sein" versuchte ich mehr mich, als ihn zu beruhigen.
,,Ich weiß ich da höre Silvi. Ich hab das hier einmal im Monat gehört, die letzten drei Jahre lang. Ich weiß was das ist."
,,Sirius, es ist heller Tag da draußen, wir haben nicht Vollmond, das kann kein Werwolf sein!"
,,Ich weiß was das ist. Vertrau mir einfach, bitte."
Und das tat ich. Ich griff seine Hand etwas fester und dann rannten wir los. In die entgegengesetzte Richtung, aus der das Geräusch kam. Irgendwie wusste ich natürlich, dass das kein Werwolf sein konnte. Es gab keine Werwölfe am helligsten Tag. Das hier war ein Turnier, vermutlich hatten sie genau diese Reaktion von uns gewollt. Aber Sirius war fest davon überzeugt und er überzeugte mich. Wenn sich einer mit Werwölfne auskannte, dann er. Wir rannten und rannten und dann auf einmal hörten wir einen schrecklichen Schrei. Kein Werwolf oder so etwas. Nein, diesmal war ich mir ziemlich sicher, zu wissen, was ich da hörte. Marlin. Und was auch immer es war, das einen Menschen so zum schreien brachte, ich wollte ihm lieber nicht begegnen. Wir liefen weiter und auf einmal sah ich in der Entfernung etwas in der Dunkelheit. Rote Funken. Wir rannten noch schneller. Diese Aufgabe war sowas von bescheuert. Innerlich verfluchte ich die Richter. Wer war denn bitte auf diese bescheuerte Idee gekommen? Dieser Wald war viel zu groß, um jemals irgendetwas zu finden. Und jetzt rannten wir auch noch vor irgendeinem Ungeheuer weg, das definitiv schon mindestens einen Champion außer Gefecht gesetzt hatte... Und dann sahen wir es. Keine fünfzig Meter entfernt von uns wurden die Bäume weniger dicht.  Eine Lichtung zwischen den Bäumen und in der Mitte leuchtete etwas in der Dunkelheit. Etwas, das ganz nach einem Pokal aussah. Wie angewurzelt blieben wir stehen. Ich warf einen Blick zu Sirius. Er sah mich an, nur eine Sekunde lang, dann setzten wir uns in Bewegung. Wir waren gerade wieder los gelaufen, als ich es hörte. Und diesmal keinen Meter von uns entfernt. Ein tiefes, lautes Knurren. Das nächste, was ich wusste, war, dass ein riesiges Tier aus dem Gebüsch sprang. Es ging alles so schnell, dass ich zuerst überhaupt nicht erkannte, was es war Dann realisierte ich, dass es ein riesiger Wolf war. Ich hatte noch nie einen richtigen Wolf gesehen, aber ich hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie groß Wölfe normalerweise sein sollten und mir war schnell klar, dass das hier kein normaler Wolf war. Also folgte ich meinen Instinkten und tat das erste, was mir einfiel.
,,Lauf!"
Wir setzten uns in Bewegung und rannten weiter auf den Pokal zu. Der Wolf, oder was auch immer es war, folgte uns. Ich war vielleicht keine Sportskanone, aber ich war definitiv gut darin, vor Dingen wegzurennen, schließlich hatte ich lebenslange Übung darin. Aber nicht mal ich konnte es mit einem Tier von dieser Größe aufnehmen. Es waren noch gut fünfzehn Meter bis zu dem Pokal, als es uns einholte. Ich umklammerte meinen Zauberstab und war bereit für mein Leben zu kämpfen und zu verlieren, aber der Wolf stürzte sich nicht auf uns. Mit einem einzigen Satz sprang er über uns hinweg und jagte geradewegs auf den Pokal zu. Fassungslos sah ich ihm nach. Direkt vor dem Pokal kam das Tier zum stehen und dann, ich konnte es kaum glauben, verwandelte sich der "Wolf" in Sekundenschnelle in einen Menschen. Und nicht irgendein Mensch. Fassungslos sahen wir dabei zu, wie der Durmstrang Champion nach dem Pokal griff. Es ging alles so schnell, dass wir gar keine Zeit hatten, um zu reagieren. Ehe ich auch nur eine Sekunde Zeit hatte, um zu überlegen, hatte er den Pokal schon ergriffen. Kaum berührte er den Pokal, da waren beide auch schon auf der Stelle verschwunden. Ich schluckte. Wir hatten verloren. Verloren! Einfach so. Und auch wenn es sich vielleicht arrogant anhörte, ich war schockiert. Einfach nur schockiert. Wir hatten so viel gelernt, wir hatten uns so gut auf alles vorbereitet und jetzt hatten wir verloren?! Sirius sah mindestens genauso schockiert und enttäuscht aus, wie ich. Wir sagten kein Wort. Standen einfach nur schweigend nebeneinander. Ich brauchte erst einmal ein paar Minuten, um zu verstehen, was gerade passiert war. Nachdem wir eine Weile einfach nur so da gestanden waren, dröhnte auf einmal Garry Walshs magisch verstärkte Stimme durch den Wald.
,,Champions, die letzte Aufgabe ist beendet. Wir haben unsere Gewinner. Folgen Sie nun bitte den Lichtern, zurück."
Zwischend den Bäumen erschienen Lichterkugeln, die in der Luft zu schweben schienen. Immer noch schweigend, folgten wir den Lichtern, die uns auf direkten Weg aus dem Wald führen sollten. Ich wollte nicht zurück, am liebsten wäre ich in dem Wald geblieben und hätte mich für immer dort versteckt. Draußen würden alle auf uns warten. Meine Freunde, meine Klassenkameraden, die anderen Schüler, meine Lehrer... Und sie würden alle wissen, dass wir versagt hatten. Ich fühlte mich miserabel. Aber wir hatten ja keine Wahl. Also folgten wir den Lichtern, aus dem Wald heraus und blinzelten erstmal, gegen das helle Tageslicht, das dort auf uns wartete. Und dann mussten wir die Siegerehrung mit ansehen. Marlin und Lucas waren nicht da und ich ging davon aus, dass sie im Krankenflügel waren. Aber die Durmstrangs waren da. Unter lautem Jubel ihrer Klassenkameraden bekamen sie den Pokal noch einmal offiziell überreicht. Und natürlich das Preisgeld. Eintausend Galleonen. Was sie davon alles kaufen konnten... Ich war unweigerlich ein bisschen eifersüchtig. Natürlich gratulierten wir ihnen. Gezwungenermaßen. Es war ja nicht wirklich so, als hätten wir eine Wahl gehabt. Und ich wollte ja auch kein schlechter Verlierer sein. Aber es war trotzdem bitter.

Als die Siegerehrung vorbei war, gingen wir zusammen mit meinen Freundinnen und den Rumtreibern über die Ländereien zurück zum Schloss. Keiner sagte wirklich viel. Unsere Laune war misserabel und das ganze war mir irgendwie furchtbar unangenehm. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas hätte sagen sollen, aber ich wusste nicht genau was, also ließ ich es sein.
,,Ich brauche eine Dusche" murmelte ich, kaum dass wir im Gemeinschaftsraum angekommen waren. Ohne auf eine Antwort zu warten, steig ich die Treppe hoch in den Schlafsaal. Bevor meine Freundinnen mir noch einen Haufen Fragen stellen konnten, die ich jetzt wirklich nicht beantworten wollte, schloss ich mich im Badezimmer ein. Seufzend lehnte ich mich gegen die Türe und schloss für einen Augenblick die Augen. Warum konnte nicht einmal etwas gut laufen? Warum konnte nicht einmal etwas gutes passieren? Nachdem ich mir ein paar Minuten Selbstmittleid gegönnt hatte, schlüpfte ich aus meiner Kleidung und stieg unter die Dusche. Ich ließ das warme Wasser auf meinen Körper prasseln und verfluchte mich selbst dafür, dass wir so blöd gewesen waren. Warum hatte ich auch angefangen weg zu rennen? Warum war uns nicht früher aufgefallen, dass der Junge aus Durmstrang ein Animagus war? Wir hätten gewinnen können. Wir hätten gewinnen sollen. Frustriert schaltete ich die Dusche ab, wickelte mich in ein Handtuch ein und stieß die Tür zu unserem Schlafsaal auf. Es hatte ja keinen Sinn. Sie würden so oder so alles wissen wollen. Und so wie ich meine Freundinnen kannte, wussten sie wahrscheinlich sogar mehr als ich.
Natürlich waren sie alle da. Alice und Cora saßen auf meinem Bett und sahen mich abwartend an. Lily tat so, als ob sie in ein Buch vertieft wäre, aber ihre Augen bewegten sich nicht und sie blätterte auch nicht um, in so fern war mir klar, dass sie nicht wirklich las. Schweigend ging ich zu meinem Kleiderschrank und suchte mir wahllos irgendwelche Klamotten raus. Es war als würdne alle anderen im Raum die Luft anhalten. Es war komplett still, aber ich wusste, dass meine Freundinnen mich alle anstarrten und darauf warteten, dass ich etwas sagte. Letztendlich war es nicht ich, die das Schweigen brach, sondern Mary.
,,Wir haben alles gesehn. Sorry, dumm gelaufen" sagte sie.
,,Mary!" ungläubig sah Alice sie an.
,,Was denn? Stimmt doch" verteidigte sie sich. ,,Soll ich jetzt so tun, als hätten wir es nicht mitbekommen?"
,,Ist schon gut" seufzend zog ich mir eins von Sirius T-Shirts über und ließ mich auf mein Bett fallen. Es war so herrlich weich und bequem, dass ich am liebsten einfach schlafen gegangen wäre! ,,Erzählt ihr mir was genau passiert ist?"

Es stellte sich heraus, dass Dumbledore eine Art riesige live Übertragung der Geschehnisse im Wald erstellt hatte. Wie das ganze genau funktioniert hatte, konnte mir keiner so genau erklären, aber Lily meinte, dass es wohl ziemlich fortgeschrittene Magie gewesen sein musste. Eine Weile lang waren wir alle nur durch den Wald geirrt, bis es den Durmstrangs anscheinend zu doof geworden war und sie einen Plan gemacht hatten. Der Junge sollte seine Animagus-Form nutzen, um uns andere abzulenken, das Mädchen sollte uns angreifen und außer Gefecht setzen, so lange wir von dem "Werwolf" abgelenkt waren. Das ganze hatte so weit funktioniert, dass sie Lucas, den männlichen Beauxbatons Champion geschockt hatte. Marlin war darauf hin geflohen und als das Durmstrang Mädchen sie nicht finden konnte, hatte sie stattdessen Sirius und mich angegriffen. Wir hatten sie allerdings überwältigt, was natürlich nicht Teil des Plans gewesen war. In der zwischen Zeit hatte der Junge aus Durmstrang Marlin als Wolf attackiert und sie dann zurück verwandelt, um sie mit dem Ganzkörperklammer Fluch aus dem Weg zu schaffen. Die roten Funken, die Sirius und ich im Wald gesehen hatten, waren von ihm geschickt worden und nicht von Marlin selbst. Was danach passiert war, wusste ich dann bereits. Er hatte sich in einen Wolf zurück verwandelt und war auf mich und Sirius getroffen. Und dann hatte er den Pokal vor unserer Nase weggeschnappt.
,,Dumbledore war ziemlich unzufrieden. Er meinte, dass die Durmstrangs unfair gehandelt hätten, aber Walsh hat gesagt sie hätten keine direkten Regeln gebrochen, also sind sie durch gekommen" erklärte Cora.
,,Natürlich haben sie Regeln gebrochen. Der Sinn der Aufgabe war sich im Wald zu orientieren und sie gegen die Gefahren zu verteidigen und nicht andere Schüler anzugreifen" wütend klappte Lily ihr Buch zu.
,,Nein, Walsh hat recht" ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das sagte. ,,Uns hat nie jemand gesagt, dass wir die anderen nicht angreifen dürfen. Und es ist ja nicht so, als hätten sie jemanden ernsthaft verletzt. Ich wäre nur nie auf die Idee gekommen."
,,Also ich finde trotzedem, dass sie unverdient gewonnen haben" schaltete sich Alice ein. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Sie waren alle so enttäuscht und ich hatte das Gefühl, dass es meine Schuld war.
,,Es tut mir leid" murmelte ich unwohl. ,,Ihr habt uns so viel geholfen bei der Vorbereitung und allem und wir haben verloren. Ich - es tut mir leid Leute."
,,Ach halt die Klappe" grinsend ließ Mary sich neben mich fallen und legte mir einen Arm um die Schulter. ,,Ihr wart trotzdem toll. Bis auf Sirius und die Veela Sache. Also bitte, du musst ihn echt besser erziehen."
Das brachte uns dann doch endgültig alle zum lachen. Ja, Sirius und die Veela-Sache. Das würde ich ihn ganz sicher niemals vergessen lassen. Er war eben einfach ein Idiot. Aber er war mein Idiot und das sollte gefälligst auch so bleiben!



I might be crazy but at least I'm free - Das Trimagische TunierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt