Zuerst Geschenke oder zuerst Rachepläne?

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Alice fehlte uns allen schrecklich, aber all zu viel Zeit, um darüber nachzudenken blieb uns in den folgenden Wochen nicht. Wir blieben über Eulenpost in Kontakt, zumindest das hatten ihre Eltern ihr wieder erlaubt. Doch bisher hatte sie es noch nicht geschafft ihre Eltern zu überreden, sie nach Hogwarts zurückkehren zu lassen. Das es Mary ohne ihre beste Freundin nicht gut ging war deutlich zu sehen. Besonders Remus bemühte sich sie aufzuheitern, aber ich wusste, dass Mary innerlich kochte. Sie kochte vor Wut auf Alice Eltern und vor Enttäuschung, dass Alice nicht mit uns gekommen war. Auch wir anderen waren nicht gerade glücklich. Die Termine bei Professor McGonagall zum Nachsitzen, die jeden Montag anstanden machten es auch nicht gerade besser. Zumindest lenkten sie mich von Sirius und Mandy ab. Ich wusste, dass er genau so unglücklich war wie ich. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben. Zumindest für mich. Ich hatte ihn schon immer lesen können wie ein offenes Buch. Tatsache war, Sirius dachte, er wäre dieser coole, smarte Typ, aber ich wusste es besser. Ich wusste, dass er innerlich einfach nur ein verwirrter Junge war. Ich wusste was er bei all den Mädchen vor mir gesucht hatte und ich wusste auch, was er bei Mandy suchte. Was ich nicht wusste war, warum er das Gefühl hatte mich bestrafen zu müssen. Und das tat er. Mandys Worte vom Festessen hielten mich nachts wach, auch wenn ich mir sicher war, dass sie nicht wusste, was sie da gesagt hatte. Wir hatten uns nicht "kurz gedatet". Wir hatten uns geliebt. Zumindest hatte ich ihn geliebt. Ich liebte ihn. Ich hatte ihn schon immer geliebt, das war die Wahrheit. Sirius hatte mich mutig gemacht, Sirius hatte mich stark gemacht. Sirius hatte mich überredet nachts durch London zu streunen, da waren wir nur Kinder gewesen. Sirius hatte mir beigebracht meine Eltern nicht zu fürchten, sondern zu verachten. Sirius hatte mir gezeigt wie ich sie bis aufs Blut reizen konnte. Sirius hatte mir gezeigt wie ich meine Wunden versorgte, wenn ich es wieder einmal zu weit getrieben hatte. Sirius hatte mir gezeigt, dass es Zeit gewesen war zu gehen. Sie hinter mir zu lassen. Aber ich wusste beim besten Willen nicht, wie ich ihn hinter mir lassen sollte.

Ablenkung kam zum Glück in Form von Halloween, zeitgleich mit meinem siebzehnten Geburtstag. Dieses Schuljahr würde es der Tag der Ankunft der Schüler von Beauxbatons und Durmstrang sein. Im Grunde war ich froh darüber. Es würde keine Party, Feier, Ball oder sonstiges geben. Ich musste kein Lächeln aufsetzen und mich bei allen Anwesenden, die mich zur Hälfte nicht einmal richtig kannten, bedanken. Dieses Jahr musste ich nur in der Reihe stehen und zuschauen.

Es war der Dienstagabend vor Halloween. Am morgigen Abend würde es endlich so weit sein. Ich hatte das Schloss noch nie so sauber und schön dekoriert gesehen wie an diesem Tag. Nicht einmal an Weihnachten! Wir hatten uns alle in der Halle versammelt und hörten Dumbledore zu, der uns gerade etwas über unterschiedliche Bräuche und Kulturen erzählte. Um uns auf die anderen Schüler vorzubereiten... Mir war langweilig. Mary und ich spielten unter dem Tisch Zauberschnipschnap und versuchten uns nicht erwischen zulassen. Mary gewann. Sie gewann immer. Ich war einfach schlecht im Kartenspielen.

Dumbledore trat zurück und alle erhoben sich und verließen aufgeregt quasselnd die Halle. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Dumbledore schon fertig war. Schnell packte Mary die Karten weg. Ich hörte noch, wie Mandy, die sich inzwischen tatsächlich mit Gina angefreundet hatte, verkündete, dass sie unbedingt beim Turnier mitmachen wollte. Vielleicht verunglückte sie ja beim Turnier und ich war sie endlich los... Im gleichen Moment hasste ich mich für diesen Gedanken. Es war nun wirklich nicht fair. Wir hatten Mandy nicht gerade freundlich willkommen geheißen, das wusste ich. Es war meine Schuld. Meine Freundinnen würden mir immer den Rücken stärken, das war mir klar. Aber ich hätte netter zu ihr sein müssen. Ich konnte sie nicht dafür verantwortlich machen, was Sirius tat. Es war nicht ihre Schuld und es war nicht ihre Aufgabe ihn daran zu hindern.

,,Machst du mit?"

Beim Klang seiner Stimme direkt neben meinem Ohr zuckte ich erschrocken zusammen. Entschieden drückte ich Sirius ein wenig von mir weg. Es waren die ersten Worte, die wir seit gestern Abend miteinander wechselten.

I might be crazy but at least I'm free - Das Trimagische TunierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt