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"Isa, ich will das wirklich nicht", sagte ich zu meiner besten Freundin, die auf meinem Bett saß und sich ihre Nägel feilte.

"Es geht hier ja auch nicht ums Wollen, Riley", erwiderte sie, ohne dabei auch nur aufzusehen.

"Kann ich nicht irgendetwas anderes machen?", fragte ich sie, obwohl ich wusste, dass ich sie ohnehin nicht überreden könnte. Wenn Isa sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie davon nicht mehr abzubringen.

Sie legte die Nagelpfeile zur Seite und setzte sich in den Schneidersitz.

"Jetzt hör mir mal zu. Ich habe darum gewettet, dass du es nicht schaffst, Matt um ein Date zu fragen. Und du hast die Wette nun einmal verloren. Im Nachhinein ändert man keine Wetteinsätze, Madame"

Ich stöhnte genervt auf. Ich hatte schon seit zwei Jahren ein Auge auf Matt geworfen. Er arbeitete in dem Café hier um die Ecke. Aber ich hatte einfach zu große Angst davor, ihn anzusprechen. Damals war ich regelmäßig in das Café gegangen, nur um ihn zu sehen, aber inzwischen bekam ich kaum ein Wort raus, wenn er anwesend ist, weshalb ich seit über vier Wochen nicht mehr dort gewesen war. Ich nahm mir immer vor, dass ich ihn ansprechen würde, doch wenn ich dann vor der Glastür stehe, rast mein Herz so sehr, dass ich direkt wieder gehe.

"Aber dieser Wetteinsatz ist total bescheuert", verteidigte ich mich und Isa grinste.

"Ich finde ihn ziemlich gut. Du hast eine unglaublich gute Stimme, du spielst gut Klavier und vielleicht hast du dann endlich einmal die Gelegenheit, dein Talent zu zeigen"

Vielleicht hatte ich das. Aber ich wollte es nicht. Schon bei dem Gedanken daran, auf einer Bühne zu stehen, drehte sich mir der Magen um.

"Und ganz ehrlich: auf dem Konzert werden vielleicht 500 Leute sein. Wer kennt schon twenty one pilots? Da kommt sowieso fast keiner hin", sprach Isa weiter.

"500 Leute?! Du hast gesagt, es sei ein richtig kleines Konzert?", entwich es mir etwas lauter als geplant.

"Beruhig dich. 500 Leute sind fast gar nichts? Das ist ein total kleines Konzert. Man, Riley, jetzt reg dich nicht so auf. Ich möchte doch nur, dass du deine Sozialphobie unter Kontrolle bekommst. Und manchmal muss man dafür ins kalte Wasser geworfen werden"

Ich war komplett anderer Meinung. Am liebsten hätte ich Isa eine geklatscht, sie geschüttelt und sie angeschrien, dass das nicht die Lösung sein wird. Doch ich blieb ruhig sitzen und knibbelte nervös an einem Stück Haut an meinem Fingernagel.

"Und sieh es doch mal so: vielleicht wirst du ja gar nicht auf die Bühne geholt. Das wäre doch vermutlich das Beste, das dir passieren könnte. Dann müsste ich mir allerdings einen Plan B überlegen"

"Wann ist das Konzert?", fragte ich noch einmal nach, um nicht auf Isas Aussage einzugehen, dabei wusste ich genau, wann das Konzert sein würde. Ich kannte twenty one pilots schon seit Beginn an. Es war eine Zwei-Mann-Band, die aus Columbus kam. Ich wohnte inzwischen seit fünf Jahren in Columbus und trieb mich immer gern in der Musikszene herum, um neue Bands kennenzulernen. Twenty one pilots war eine davon.

"Diesen Donnerstag. Das habe ich dir doch schon drei mal gesagt", antwortete Isa und stand auf. "Ich muss los. Wir sehen uns morgen?"

Ich nickte und brachte sie noch zur Wohnungstür meiner kleinen Apartmentwohnung.

Donnerstag. Das waren noch drei Tage. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen, um nicht zu diesem Konzert zu müssen. Doch 1. wollte ich twenty one pilots unbedingt wieder live sehen und 2. würde Isa sich sonst irgendeine andere dumme Sache einfallen lassen, mit der sie glaubt, meine Sozialphobie heilen zu können. Ich weiß, dass sie es nur gut meinte, doch ich war mir nicht sicher, ob es damit nicht nur noch schlimmer wurde.

Ich hatte ja keine Ahnung, was Isa mit mir vor hatte...

Øur brains are sick // twenty one pilots Fanfiction // germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt