~Gebrochen~

48 3 0
                                    

"Ekko ist tot."
Die Worte hallen in Jinx' Kopf wieder und wieder. Wie soll man reagieren, wenn man erfährt, dass Derjenige, der einen von den Straßen geholt hat, plötzlich tot ist? Vor allem, wenn man Jinx ist.
Jhins Blick huscht nervös von Jinx zu Stevie und wieder zurück. Er mustert die vor sich hinblickende Jinx genau. Selbst er kann nicht erraten, was sie denken könnte, und er kennt sie mittlerweile in- und auswendig. Stevie aber wendet ihren Blick ab.
"Es geschah, als du verschwunden bist. Wir dachten, dich hätte es auch getroffen, aber dann sahen wir dich ein paar Wochen später in den Nachrichten, wie du den Spaß deines Lebens hast."
Sie sieht Jinx wieder an.
"Weißt du eigentlich, wie verarscht wir uns gefühlt haben? Wir haben verdammt nochmal um euch getrauert. Für Ekko fand sogar eine Beerdigung statt, aber du... Du hast dich keinen Dreck um uns geschert. Und trotzdem haben wir um dich getrauert."
Jinx sieht weiterhin auf den selben Punkt auf den Boden etwas weiter vor ihr. Plötzlich fängt sie sich wieder, räuspert sich und sieht die Nörgeltante an.
"Wo liegt er?"
Stevie starrt sie entsetzt an.
"Und schon wieder sind wir dir egal..." murmelt sie.
"Wo liegt er?"
"Außerhalb der Stadt. Wir hatten gehofft, dass er Erlösung finden kann, wenn er weg ist von all dem Scheiß hier. Ich denke, er will dich nicht um sich herum haben."
Stevie ist so viel anders geworden, bemerkt Jinx gerade. So viel langweiliger und piltoverhaftiger. Ein Piltover-Punk.
"Vielleicht sollte ich dich ein wenig wegbomben, damit du mir den Weg zeigst..." murmelt sie vor sich hin. Stevie hebt eine Braue, dabei wirkt sie leicht arrogant.
"Versuch es nur", lacht sie ohne Humor, "aber sei gewarnt. Ich habe mich für die Liga der Legenden eingetragen. Wenn sie mich nehmen, dann bist du so gut wie tot."
"Du meinst wohl falls!" ruft Jinx und lacht los.
"Außerdem kannst du mich in der Kluft der Beschwörer nicht töten. Mann, du hast ja keine Ahnung!"
Stevie steht auf und greift langsam nach ihrem Messer, aber Jhin ist schneller und zielt mit Whisper auf sie.
"Versuch es. Ich sag dir, du wirst nicht als Kunst enden."
Stevie fletscht genervt die Zähne.
"Raus hier", faucht sie und zeigt zur Tür. Jhin packt Whisper wieder ein und bemerkt, dass die Anderen der verlorenen Kinder kampfbereit hinter ihm stehen.
"Hört zu. Ich suche keinen Ärger. Ich bin lediglich hierhergekommen, weil Jinx das so wollte."
"Raus hier!" echotet einer aus der Menge. Jhin reicht Jinx die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, und gemeinsam verlassen sie Jinx' Vergangenheit.

Als Jinx die Tür hinter sich schließt, fängt sie an, vor sich hin zu reden:
"Mann. Stevie ist so 'ne Langweilerin geworden. Und die Anderen erkennt man auch kaum wieder."
Sie setzt sich in Bewegung, dicht neben ihr Jhin, der ihr aufmerksam zuhört.
"Und das Schlimmste ist, ich kann nicht mal Ekkos Grab besuchen, nur weil sie was von Erlösung labert. Woher will die denn wissen, dass Ekko mich nicht um ihn herum haben will?"
Die letzten Wörter betont sie sarkastisch gegenüber Stevie und sieht Jhin erwartungsvoll an.
"Ich kann es dir bei bestem Willen nicht sagen", antwortet er, obwohl er es klar und deutlich könnte. Er weiß, dass es seine und Jinx' Schuld war, dass er jetzt tot ist. Jinx jedoch hat es noch nicht realisiert. Sie seufzt schwer.
"Ich muss mich entspannen. Hey, in den oberen Bereichen gibt es super Cafés mit Kuchen und allem Drum und Dran. Gehen wir hin?"
Jhin sieht sie an und lächelt unter der Maske. Er findet es erstaunlich, wie sie über so einen Verlust - Ekko und ihre Gruppe - ganz schnell hinwegsehen kann. Sie ist außergewöhnlich. Das liebt er an ihr.
"Was auch immer du möchtest."

"Hmm... Bananenkuchen... Pflaumenkuchen... Erdbeerkuchen... Oh! Schokoladenkuchen!" ruft Jinx im Café, ohne auf die Leute um sie herum zu achten.
"Dazu Tee oder Kaffee? Tee... Kaffee... Weder noch. Kuchen reicht vollkommen!"
Jhin schmunzelt und bestellt sich einen Kaffee.
Zusammen setzen sie sich an einen der Tische. Jinx sitzt noch nicht mal richtig und probiert schon den Kuchen.
"Es... Schmeckt... Nach Kindheit!" haucht Jinx etwas lauter und Jhin, leicht verwirrt, sieht sie bloß an.
"Ich hab hier diesen Kuchen früher immer zusammen mit den Anderen gegessen. Nach einem langen anstrengenden Tag gab es nichts Besseres!"
Kurz muss Jhin überlegen, wer die Anderen nochmal waren, doch schließlich fragt er: "Vermisst du sie?"
Sie hält kurz Inne und sieht ihn an.
"Nee, die sind alle langweilig geworden. Die 2 Coolsten sind weg und boom - abwärts geht's mit ihnen."
Sie klingt lässig, man kann aber spüren, dass sie leicht angespannt ist. Sie meint zwar, was sie sagt, aber so recht realisieren fällt es ihr schwer. Wenn Jinx und Ekko nicht im Streit außeinander gegangen wären, hätte sie vielleicht sogar so etwas wie Trauer wegen ihm verspürt. Jhin kann diese leichte Angespanntheit spüren und sieht sie besorgt an. Jinx kann dies nun sehen, da er seinen Mundschutz für seinen Kaffee abgenommen hat. Er legt seine Hand auf ihre und beugt sich etwas vor.
"Nur du kannst jetzt entscheiden, wie du vorgehst. Möchtest du für eine Weile hier bleiben oder zurück nach Ionia? Möchtest du vielleicht etwas Anderes machen? Wie auch immer du dich entscheiden magst, ich werde stehts an deiner Seite bleiben. Darauf kannst du zählen."
Jinx' Spannung löst sich unter seiner Berührung ein wenig und sie lächelt sanft.
"Lass uns weg hier. Ich kann dieses Kaff nicht mehr sehen."
Sie verschlingt ihren Kuchen und wartet ungeduldig darauf, bis Jhin seinen Kaffee ausgetrunken hat.
"Nur die Ruhe, meine Liebe. Du solltest dir diese kleine Reise nicht durch den Neid anderer vermiesen lassen."
Jinx hebt eine verwirrte Braue.
"Neid? Wo sind die bitteschön neidisch?"
"Nun, sie sehen, dass du glücklich und erfolgreich deinen Traum lebst, während sie hier in diesem Kaff, wie du bereits sagtest, schmorren müssen."
Jinx' Miene hellt sich etwas auf, als sie dies begreift.
"Ha! Ich kann's halt - die nicht!"
Jhin schmunzelt, deutet einen Prost in der Luft mit seiner Tasse und leert den restlichen Kaffee in einem Zug. Als sie gerade aufstehen und das Café verlassen wollten, leert der Kellner deren Tisch und Jhin merkt, wie der Kellner die beiden misstrauisch mustert. Das ist nicht verwerflich, wenn Jhin seinen Mundschutz wieder umlegt und sein restliches Gesicht auch verdeckt ist. Er versucht, Jinx ein bisschen beim Gehen zu drängen, indem er sie unauffällig am Rücken drückt. Sie sieht ihn nur verwirrt an, hat aber bereits gelernt, dass alles, was er tut, einen Sinn hat. Genau deswegen lässt sie ihn und motzt ihn dann später voll.

Die Komische und der Perfekte {League Of Legends FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt