8. Suga [Vergangenheit]

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"Ich soll bitte was?!", entsetzt sah ich meinen Vater an. Dieser erwiderte gelassen meinen Blick.

"Du wirst nächsten Monat heiraten.", wiederholte er emotionslos. Mir blieb der Mund nur offenstehen.

"Verzeiht Vater, aber warum? Aus welchem Grund habt Ihr euch dafür entschieden? Und nun auch so plötzlich?"

Gelangweilt sah er mich an.

"Diese Hochzeit wurde schon lange vor deiner Geburt geplant. Ich habe dir bisher nur nichts davon gesagt. Um ehrlich zu sein, diese Hochzeit ist auch mit einer der Gründe, warum du gezeugt wurdest."

Mir fiel die Kinnlade herunter. Bitte was?! Mein Vater räusperte sich und sah mich fest an.

"Ich sagte, einer der Gründe. Du musst wissen, dass ich schon seit Jahren im Streit mit dem König, der anderen Seite liege. Das hat aber bisher nur zu unnötigen Verlust auf beiden Seiten gesorgt, sodass wir uns entschieden haben zwei unserer damals zukünftigen Kinder miteinander zu verheiraten. Und nun habe ich vor wenigen Tagen erfahren, dass er eine heiratsfähige Tochter hat. Ich habe ihm sogleich geschrieben und wir haben den Termin der Hochzeit auf nächsten Monat festgelegt."

Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ungläubig starrte ich ihn an.

"Du wirst heiraten!", beschloss mein Vater.
"Keine Wiederrede. Meinetwegen musst du sie auch nicht anrühren. Aber du wirst sie heiraten!"

Wütend biss ich mir auf die Zunge, um nicht laut zu werden. Ich wusste, dass das ansonsten fatale Folgen hätte.

"Wenn Ihr sonst nichts mehr für mich habt, würde ich nun gerne gehen.", sprach ich und versuchte nicht allzu bissig zu klingen.

"Nein, nein. Du bist entlassen."

Ich verbeugte mich vor meinem Vater und verließ dann sein Gemach. Ich ging auf direktem Weg nach draußen und setzte mich frustriert an den kleinen Teich in unserem Garten. Ich hatte geahnt, dass so etwas irgendwann auf mich zukommen würde, aber dass das so plötzlich geschehen würde...

Ich war gerade seit zwei Tagen 16 Jahre alt geworden und mein Vater hatte mich in meine zukünftige Aufgabe eingeweiht. Und jetzt sollte ich noch heiraten? Ich war mehr als nicht begeistert. Aber ich wusste, dass mein Vater bezüglich dessen keine halben Sachen machte und wahrscheinlich schon die Boten mit den Geschenken unterwegs waren.
Trennen konnte ich mich erst recht nicht von ihr, selbst sie betrügen wäre ein fataler Fehler. Da würde weder mein Vater, noch der Rest meines Umfeldes mitmachen. Ich hoffte nur, dass sie eine angenehme Person war. Ich hatte nämlich keine Interesse, meine gesamte Existenz mit jemanden verbringen zu müssen, den ich nicht leiden konnte.

........


Ein Monat später...

Vorsichtig sah ich an meine Seite. Neben mir saß nun meine Frau. Es fühlte sich noch immer seltsam an, sie als solche zu bezeichnen. Uns gegenüber saß mein Vater, der ebenso wie wir durch die unebene Straße hin und her geworfen wurde. Wir waren auf dem Weg zu unserem neuen Zuhause. Mein Vater, wie auch mein Schwiegervater, hatten uns beiden ein eigenes Anwesen besorgt, auf welchem wir nun als Ehepaar mit etlichen Bediensteten leben sollten.

Meine Aufgabe müsste ich dennoch erfüllen und so würde ich oft nicht auf meinem Anwesen sein, sondern relativ oft bei meinem Vater sein, bis ich laut ihm 'vollständig' ausgebildet sei. So würde ich auch nicht viel Zeit mit meiner Frau verbringen können. Ob ich darüber froh sein sollte, oder nicht, wusste ich nicht.

Sie schien einen gesitteten Eindruck zu machen und war in keinster Weise irgendwie laut, oder nervig. Viel geredet hatten wir nicht. Aber wir kannten uns auch erst wenige Tage. Die Hochzeit war doch etwas seltsam. Man lernt sich an dem selben Tag kennen, an dem man auch heiratet und sich ewige Treue schwört. Und ewig ist eine lange Zeit.
Mit einem Ruck blieben wir plötzlich stehen.

"Wir sind angekommen.", verkündete mein Vater mit einem Blick nach draußen.

Er stieg als Erster aus. Ich folgte ihm, drehte mich allerdings sofort um, um meiner Frau die Hand zu reichen und ihr mit ihrem Kleid rauszuhelfen. Dankbar lächelte sie mich an, was ich leicht erwiderte. Eins musste ich ihr lassen. Sie sah echt schön aus. Glänzende braune Augen und seidiges langes schwarzes Haar. Dazu feine Gesichtzüge und rote Lippen, die ihr zartes Bild vervollständigten.

Ich führte sie zu dem Eingang unseres Anwesen, wo schon einige Bedienstete auf uns warteten, um uns zu begrüßen und um unser Gepäck hinter uns abzuladen. Doch gerade, als sich einige starke Männer verneigt hatten und anfangen wollten abzuladen, hielt mein Vater sie auf.

"Nur das Gepäck der Dame und das Nicht- Reisegepäck, des jungen Herren.", befahl er ihnen. Verwundert sah ich ihn an. Kalt erwiderte er meinen Blick.

"Du wirst wieder mit mir mitkommen! Ich will, dass du so schnell wie möglich ausgebildet wirst.", erklärte er.

"Aber Vater...", versuchte ich zu widersprechen, doch er ließ mich mit einer Handbewegung innehalten.

"Nichts aber. Du wirst mit mir kommen. Deine Frau wird sich um das Anwesen kümmern. Du wirst nach deiner Ausbildung genug Zeit haben deine Frau kennenzulernen. Ich gebe dir noch Zeit, dein Anwesen zu erkunden, aber dann werden wir zurück in mein Anwesen kehren."

Ich senkte meinen Kopf und sah auf den Boden.

"Verstanden, Vater." Dann drehte ich mich um und ergriff die Hand meiner Frau. Auch sie sah nicht sonderlich begeistert von den Plänen meines Vaters aus.

"Lasst uns das Anwesen anschauen.", sprach ich.

Sie nickte stumm und so erkundeten wir zusammen stumm das Anwesen. Es war fast so anmutig, wie das meines Vaters und das ihrer Eltern. Ein großer Garten mit vielen Pflanzen ergänzte den kunstvollen Bau mit den vielen Verzierungen. Doch lange hatte ich nicht, mein eigenes Heim zu betrachten, da mein Vater schon bald wieder hinter uns auftauchte.

"Du hattest deine Zeit.", erwiderte er kalt und sah mich ungeduldig an. Ich nickte nur stumm und wandte mich ein letztes Mal an meine Frau.

"Verzeiht, dass ich wieder gehen muss, aber ich bin mir sicher, wir werden uns bald wiedersehen und haben dann auch angemessen Zeit uns kennenzulernen.", versprach ich ihr.

Sie lächelte sanft und sprach mit ihrer glockenhellen Stimme:
"Ich bin mir sicher, dass wir das werden, mein Herr."

Ich nahm ihre Hand und küsste sanft ihre Knöchel.

"Bis bald, meine Dame.", damit löste ich mich von ihr und folgte meinem Vater wieder zu unserem Wagen.

Wir stiegen beide ein und kaum dass wir saßen, setzte sich unser Gefährt in Bewegung. Ich sah noch zu wie mein Anwesen immer kleiner wurde und schließlich hinter einer Hügelkuppe verschwand. Ich drehte mich zu meinem Vater. Dieser sah mich an und seufzte.

"Immerhin hat sich meine Erziehung zur Höflichkeit bei dir gelohnt..."

Monster Hunter || BTSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt