3. Kapitel

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P.o.V. GLP
Ein Bild des Blonden tauchte vor meinem geistigen Auge auf. Tränen sammelten sich in meinen grünen Augen und meine Sicht verschwamm. Ich würde den Weg zu meinem Lieblingsplatz aber auch blind finden, als ein heiserer Ruf hinter mir ertönte: ,,MANUUUU! Warte!" Hinter mir stolperte Palle aus dem Dickicht, bis er dicht neben mir stehen blieb. ,,Ich komme mit! Aber bitte nicht mehr so schnell, okay?", schnaufte er. Ich konnte nur eine stotternde Antwort geben: ,,K-klaro. Wir sind eh gleich da" ,,Wirklich?", verwundert sah sich Palle um. Ich konnte ihn verstehen. Nur Wald und Bäume soweit das Auge reicht. Ich machte nur mit dem Arm eine einladende Geste und ging weiter. Meine Tränen, die zum Glück gerade dabei waren, zu verschwinden, hatte Palle glücklicherweise nicht bemerkt. Ich höhrte wie der Junge hinter mir schneller zu atmen begann. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um: ,,Ist alles okay?" ,,Jaja", sagte er nur heiser, ,, ich habe nur etwas Platzangst seit dem Unfall." Beschämt deutete er wieder auf seine Hörgeräte und ich nickte voller Verständnis. Ohne lange zu zögern, griff ich einfach nach seiner Hand und führte ihn so weiter. Dabei spürte ich, wie sich eine kribbelnde Wärme in meinem Körper ausbreitete, die ich schon so lange nicht mehr genießen konnte, doch ich verbannte dieses schöne Gefühl gleich aus Reflex wieder. Es hatte mir in der Vergangenheit nur Kummer und die Depression gebracht.
,,Da sind wir", sagte ich letztendlich mit trockener Kehle. Ich merkte, wie Palle neben mir neugierig wurde. Ich grinste nur schwach und zog ihn in die Büsche. Palle schien fast einen Herzanfall zu bekommen, denn er gab ein heiseres, undefinierbares Geräusch von sich. Schnellen Schrittes führte ich ihn durch das Geäst, bis die Bäume sich teilten und den Blick auf eine kleine Lichtung freigaben. Kleine Käfer flogen durch die Luft und ein kleiner Baum stand in der Mitte der Lichtung.
,,Wow", hörte ich Palle neben mir murmeln, ,,es ist wunderschön hier..." ,,Ja, aber ich liebe diesen Platz nicht nur wegen seiner Schönheit", flüsterte ich leise und betrachtete das Bäumchen. ,,Hm?", fragte Palle und sah mich mit einem Blick an, der verriet, dass er kein Wort verstanden hatte(den Blick hat ArmesNene wirklich drauf😂)Ich seufzte: ,,Es ist eine lange Geschichte..."

P.o.V. Palle
Hatte ich ihn vorhin etwa falsch gefragt, oder war dieser Ort einfach so besonders für ihn? Jedenfalls gab ich mir nun alle Mühe, um ihm zuzuhören und ihm auch mal in seine schönen, dunkelgrünen... Moment! Was dachte ich da gerade? Seine Worte rissen mich wieder aus den Gedanken: ,,... Jungen. Er... Ich vermisse ihn immer noch... Wir haben zusammen hier diesen Baum gepflanzt." Manu wurde immer kleinlauter und gleichzeitig auch immer leiser, was mir Schwierigkeiten bereitete, ihm zuzuhören. ,,Wie heißt er denn?", fragte ich ihn leise. Manu sah nach oben und dann wieder zu mir. ,,Thaddeus", antwortete er schließlich. Ich sagte nichts. Manus Verhalten gegenüber mir war sehr auffällig und komisch... Eine Weile lang war Stille, bis Manu dann sagte: ,,Du musst wissen, was alle an der Schule schon wissen." ,,Wie bitte, was?", antwortete ich irritiert. Manu wiederholte den Satz und als ich ihn fragend ansah, meinte er: ,,Thaddeus war der süßeste Junge auf der Welt..." Ich starrte ihn nur an. Manu war gay?! Ok, Palle, beruhig dich. Es ist vollkommen normal gay zu sein. Ich sah GLP traurig an, irgendwie empfand ich Mitleid und Eifersucht. ,,Manu", begann ich. Manu sah mich ebenfalls traurig an. ,,Thaddeus war der süßeste Junge?", fragte ich. Manu nickte. ,,Das kann ich dir jetzt wirklich nicht erzählen", sagte er mit belegter Stimme. Ich nickte verständnisvoll. Insgeheim wollte ich diesen Thaddeus finden und ihm eine reinhauen, aber mich schockierte dieser Gadanke zutiefst. Ich fragte mich, ob ich nicht vielleicht auch depressiv war, aber es war nur ein Gedanke. Darum warf ich ihn auch wieder weg. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte Manu. Ich sah ihn verwirrt an und gab einen fragenden Laut von mir. Manu verdrehte die Augen und wiederholte doppelt so laut und doppelt so langsam: ,,Ich hab gefragt, OB ALLES IN ORDNUNG IST?" Ich zuckte leicht zusammen und nickte. Manu wandte sich um und stapfte wieder zurück. War er jetzt beleidigt oder was? Ich folgte ihm und bemerkte, als wir wieder auf dem Schulhof waren, dass es geklingelt hatte. Manu war also nicht beleidigt. Gut... Irgendwie war er mir schon ziemlich sympatisch. Eigentlich mehr als sympatisch. Nein, Palle, er ist nur sympatisch! Nicht mehr als sympatisch!
Als wir wieder vor dem Klassenraum standen, kam derselbe Lehrer, wie in der Mathestunde wieder vorbei. ,,Ich habe jetzt bei euch Vertretung, versaut mir also nicht die letzte Stunde!", murmelte er. Sogar ich verstand es. Es war ein Musikraum, da wir jetzt eigentlich Musik hätten, deshalb standen auch überall Instrumente.

P.o.V. Lehrer
Ich schloss die verdammte Tür auf. Der Musiklehrer hatte mir keine Aufgaben hinterlassen, also musste ich die Klasse selbst beschäftigen. Der Letzte, der reinkam war Patrick. ,,Manuel kommt gleich", sagte er. 'Immer dieser Manuel', dachte ich, als die Tür aufflog und dieser verflixte Besen wieder umfiel. Manuel sah sich kurz um und setzte sich neben Patrick. Wie hätte es auch anders sein sollen? Ich ließ die Klasse 65 Minuten lang in Ruhe, bis es klingelte. Manuel konnte unfassbar gut Piano spielen, aber mich sollte das ja nicht interessieren. Er war mal wieder der Letzte. Patrick war schon rausgegangen. Ich packte meine Sachen, hörte einen dumpfen Knall und eine Person, die genervt: ,,Aua", murmelte. Innerlich stöhnte ich und scheuchte Manuel aus dem Zimmer. Dabei fiel ich selber über den Besen und ließ meinen Kopf entkräftet auf den Boden fallen.

P.o.V. GLP
Maaaaan! Hatte ich heute einfach einen schlechten Tag oder hatte mich etwas abgelenkt? Die Lehrer waren aber auch nicht mehr die dollsten. Mich aus dem Zimmer scheuchen und selbst dabei umfallen! Palle wartete draußen auf mich und ich konnte ihm ansehen, dass er sich ein Lachen verkniff. ,,Haha. Nicht witzig...", sagte ich leicht angefressen und versuchte nicht rot zu werden. Jetzt konnte Palle es sich anscheinend auch nicht mehr zurückhalten und lachte lautlos: ,,Doch! Wie du einfach wieder gestolpert bist und dann noch der Lehrer!" ,,Ja, ja... können wir das Thema wechseln?", knurrte ich genervt und beschleunigte das Tempo. Palle holte auf und sah mich besorgt an: ,,Habe ich übertrieben?" ,,Nein, aber ich muss zum Bus", sagte ich. ,,Aha", machte Palle nur, ,,Kann ich deine Nummer haben?" ,,Jetzt?", fragte ich nur fassungslos. Palle nickte: ,,Kannst du sie auswendig? Ich habe ein gutes Gedächnis." ,,Anscheinend nicht im Unterricht...", murmelte ich. ,,Was?", fragte Palle und sah mich fragend an. ,,Nichts", sagte ich und begann meine Nummer zu diktieren. Dann waren wir aber auch schon auf dem Parkplatz und ich verabschiedete mich, um die letzten Meter zu sprinten. Im Bus angekommen, ergatterte ich noch einen Zweierplatz recht weit hinten und stellte meine Tasche auf den Platz neben mir, damit er frei blieb. Erst jetzt wurde mir klar, was alles an diesem Tag passiert war:
Ich hatte einen neuen Mitschüler bekommen, der schwerhörig war, aber ich hatte ganz normal mit ihm umgehen können... genau wie er mit mir... Ich steckte meinen Kopfhörer ins und machte meine Lieblingsplaylist an. Sie bestand größtenteils aus traurigen Liedern. Dann machte ich mir weiter Gedanken über Palle:
Er war ganz normal mit mir umgegangen. Alle anderen hatten mich immer angefasst, als wäre ich aus Porzellan, nur weil ich depressiv war. Er konnte normal mit mir reden und ich hatte mich ihm sogar geöffnet! Und dieses aufgeregte Ziehen in meiner Brust... konnte es sein... 'Ich... Ich denke ich habe einen Crush auf Palle', dachte ich nervös. Ich hatte mich vor ihm sogar am ersten Tag schon geoutet. Aber wenn er auch schwul wäre, dann hätte er etwas gesagt. Ich musste mir diese Gedanken einfach ausreden... ja... das währe wohl das Beste für mich... Ich würde ihm nie mehr bedeuten, als ein flüchtiger Freund... warum sollte man auch einen Depressiven als besten Freund oder mehr wollen? Tränen fanden den Weg in meine Augen und ich versuchte sie tapfer runterzuschlucken. Ich fasste mir zitternd an die Brust. Dieses Pochen und Ziehen, Tränen dieser Art hatte ich zuletzt für Thaddeus geweint... Was hatte das nur zu bedeuten?

(1361 Wörter)

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(Getippt von ArrowLP)
Mann, wenn ihr nur wissen würdet, was für toole Ideen noch auf euch warten. Ich sag nur P.o.v. Besen/Auto/Krankenschwester😂
Bis demnächst
(1391 Wörter)

Aching Past/Kürbistumor | German Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt