14. Kapitel

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P.o.V. Palle
Als ich mich an diesem Morgen auf meinem Platz niederließ und meine Mathesachen rausholte, freute ich mich auf Manu. Er würde heute wieder zur Schule kommen.
Als es klingelte, war Manu noch nicht da und statt dem Lehrer kam eine Lehrerin rein. Irritiert richtete ich mich auf. Vertretung? Die Lehrerin holte Luft und sagte: "Guten Tag. Euer Lehrer wird die nächsten Monate nicht anwesend sein. In der Zeit bin ich da. Ich kontrolliere die Klassenliste, wer anwesend ist und wer nicht. Das Klassenbuch bitte." Das Klassenbuch wurde nach vorne gebracht und sie fing an.
"Oliver Arnt?"
"Hier."

Es ging immer so weiter, bis sie zum Buchstaben 'B' kam.

"Irina Batz?"
"Anwesend."
"Ceyda Bülüm?"
"Ist krank!"
"Cristo Calim?"

Plötzlich hörte ich nicht mehr hin. Sie hatte jemanden übersehen, sowie viele der Lehrer auch. "Verzeihung.", hörte ich mich sagen und hob die Hand. Die Lehrerin sah von der Liste auf und blickte zu mir.

P.o.V. Lehrerin
"Was ist denn? Und Sie sind?", fragte ich irritiert. "Patrick Meyer.", antwortete er mir. "Du kommst erst unter 'M' vor.", gab ich langsam zurück. "Ja. Ich wollte nur sagen, dass Sie eine Person vergessen haben." "Hab ich das?" Bestürzt sah ich auf die Klassenliste. "Wen denn?" "Manuel Büttinger.", kam es zurück. "Der steht nicht hier.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Was interessiert uns diesen Depri?", kam es von der ersten Reihe. "Genau.", gab ich lächelnd zurück und fuhr fort.

P.o.V. Palle
Was?! Manu stand nicht in der Klassenliste? Das... das war unmöglich. Am Liebsten würde ich wegrennen. Einfach nur weg von hier. Ich vernahm Gelächter, das abrupt verstummte, als sich alle Augen auf mich richteten. Nach ein paar Sekunden realisierte ich, dass ich aufgestanden war. "Ich gehe.", hörte ich mich sagen und spürte, wie ich aus dem Klassenzimmer stürmte. Es war wie in einem Videospiel, so, als würde ich ohne Kontrolle hilflos zusehen, wie mein Charakter in die Falle lief.
Genauer gesagt, in die Toilette.
Wo ich mich erst mal übers Waschbecken beugte und mir Sorgen um Manu machte. Plötzlich sah ich im Spiegel, wie ein Junge eintrat und mein Gesicht im Spiegel musterte. Er hatte schulterlange braune Haare und seine grünen Augen bohrten sich in meine. "Hi.", flüsterte ich zögerlich. Er kam neben mich, hielt mich fest und sagte mit zitternder Stimme: "Ich... hab ihn gesehen." "Wen?", fragte ich und suchte verzweifelt seinen Blick. Als Manu antwortete, war sein Gesicht voller Angst. "Thaddeus.", flüsterte er.

P.o.V. GLP
Ich sah Palle traurig an. Seine haselnussbraunen Augen lagen geweitet auf mir. In seinem Blick konnte ich ich viele verschiedene Emotionen lesen. Trauer, Schreck, Verzweiflung, Unverständnis, aber vor allem, womit ich nicht gerechnet hatte, Wut. Eigentlich hatte ich ein klein wenig erwartet, dass er mich fragte, wo ich Thaddeus gesehen hätte und ob es mir gut ging. Weil er schwieg, ich aber unbedingt darüber reden wollte, begann ich einfach. "Ich... ich bin mit dem Auto gefahren und dann stand er plötzlich..." Noch bevor ich aussprechen konnte, spürte ich einen breiten Schmerz auf meiner Wange. Geschockt starrte ich Palle an und meine Hand wanderte zu der, langsam pulsierenden, Rötung. Der braunhaarige Junge schien zu beben vor Wut und seine Ohren, an denen die dunkelblauen Hörgeräte befestigt waren, wurden röter und röter.
"Palle... ich...", stammelte ich, doch der Schwerhörige unterbrach mich sauer. "Nein!", schrie er wütend. "Kannst du bitte mal aufhören, ständig nur von Thaddeus zu reden? Ich bin auch noch da und mache mir tagtägliche Sorgen um dich, während er nicht einmal hier ist!" Ich sah Palle nur an, aber der war noch nicht fertig: "Manuel. Ich sorge mich um dich. Auch wenn es jetzt hart klingt, wahrscheinlich gab es auch einen Grund, dass Thaddeus gegangen ist! Hör auf, in deiner verdammten Vergangenheit zu leben! Konzentrier dich auf das Hier und Jetzt! Sorry, wenn ich dich nerve, aber ich kann nichts dafür, dass ich dich liebe, verdammt!" Als er fertig war, drehte er sich um und stürmte einfach weg. Er ließ mich zurück. Alleine... Mit einem unangenehmen Stechen im Herz.

Aching Past/Kürbistumor | German Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt