Kapitel 3

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Zur Feier von Endgame gibt es hier ein neues Kapitel!

“Lass mich dir mein Geheimnis verraten“, erklärte der Braunhaarige schließlich unter einem verstohlenen Grinsen. “Ok?“, nickte ich, gespannt auf das, was er jetzt erzählen würde. “Ich bin eigentlich.. ich bin eigentlich Spiderman.“ Verwirrt blickte ich ihn an und legte den Kopf schief. Mein Superheldenwissen reichte immerhin so weit, als dass ich sagen konnte, dass die Charaktere alles fiktiv sind. “Bitte was?“, antwortete ich daher einfach nur, in der Hoffnung, dass er jetzt etwas anderes sagen würde und ich mich nur verhört hatte. “Nein ernsthaft, ich bin Spiderman“, wiederholte er das eben gesagte noch einmal. Ich nickte zustimmend und antwortete lediglich “also ich glaube dir das nicht ganz“, was ihm einen Lacher entlockte. “Wer weiß“, sagte er nur, während er sich nach vorne drehte und versuchte, dem Unterricht zu folgen, der gerade wieder begonnen hatte. Dass er nicht ganz mitkam, sah ich an seinem etwas verzweifelten Gesichtsausdruck. Wieder ein Indiz dafür, dass hier etwas ziemlich seltsam ablief, denn alles im Unterricht erlernte, war eigentlich auch Teil der Prüfung, die er anscheinend nicht gemacht hatte.
Am Ende des Unterrichts ertönte keine Glocke, da diese vor einigen Monaten abgeschafft worden war, sondern Professor Abrams beendete die Stunde mit überraschenden Hausaufgaben, die mit einem Seufzen aufgeschrieben wurden,  und den schlichten Worten “einen guten Tag noch.“ Dann verschwand sie aus dem Raum und die Klasse wurde wieder deutlich lauter. Ben wurde von fast allen und ausgefragt-gefühlt über sein komplettes Leben. Auch Arun bemerkte dies und zog Ben mit den Worten “Ich hätte auch gerne einen Lebenslauf“ mit, vermutlich zu dem nächsten Raum. Auch ich packte schnell meine Schulsachen in den kleinen Rucksack und verließ mit Naomi den Raum. Ich hatte mit ihr jetzt auch Mathe zusammen.  “Meine Granny ist mittlerweile egal, ob ich T-Shirts mit kontroversen Aufdruck anhabe, ihre einzige Bedingung ist, dass ich meine Haare nicht neonfarbig färbe“, erzählte sie gerade lautstark. “Ich würde sie mir an deiner Stelle aus Protest einfach färben. In Neon Gelb und regenbogenfarbig“, schlug ich in neutralem Ton vor. Die Blonde schnaubte nur. “Willst du das ich enterbt werde?“-“Willst du es?“, fragte ich sofort zurück, was sie zum lachen brachte. “Ich lege es bisschen darauf an, das stimmt.“ Schulternzuckend ging ich darauf nicht weiter ein. Der Mathematikraum lag am Ende des Flurs und war dadurch recht einfach zu erreichen. Naomi und ich schwiegen uns den Rest des Weges an, was nicht selten vorkam-aber was will man sagen, sofern die Stille nicht seltsam wird, scheint man sich ja zu verstehen. “Der neue Typ, das ist seltsam“, begann sie schließlich, kurz bevor wir einen Schritt in den Raum taten, in dem bereits Mr. Burns saß. Dankbar nickte ich. “Ich dachte schon, es wäre nur mir aufgefallen.“-“Ich meine, wie kann es sein, dass jemand so gutaussehendes auf die Streberschule des Jahrhunderts geht? Warum geht der nicht woanders hin, bei uns gibt es nur hässliche Menschen?“ Überrascht hob ich meinen Blick. Bitte was? Darüber hatte ich mir keine einzigen Gedanken gemacht und ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust darauf, mir über solche Dinge Gedanken zu machen. “Du bist so oberflächlich“, warf ich schnell ein. “ Dasmeinte ich eigentlich auch nicht“, begann ich also zögerlich, “genau genommen..“- “du brauchst auch mal einen Freund, sweety“, fiel die Blonde mir in Wort. Genervt sah ich sie an und kniff die Lippen zusammen. “Ich habe meine Gründe, und das habe ich dir schon tausende Male erklärt.“-“Und ich verstehe es immer nicht nicht, was dein Grund jetzt eigentlich ist. Willst du dir deine Zukunft nicht verbauen?“ Mittlerweile hatten wir uns an unsere Plätze gesetzt und packten nebenbei die Materialien aus. “Jaja, das ist es“, murmelte ich nur nebenbei, einfach um das Thema nicht weiter zu vertiefen, denn das war das, was ich jetzt gerade nicht brauchte. Wenn Naomi nur den wahren Grund wüsste, würde sie vermutlich..Ja, was würde sie tun? Vermutlich nichts und warum sollte ich ihr so etwas privates dann erzählen? “Hallo!“ Das war unverkennbar Mr. Burns. Der junge Lehrer war eine Art Rarität unter Lehrern, denn er hatte es geschafft, dass knapp 50 Prozent der Klasse Physik liebten. Das lag vermutlich aber nicht nur an seinem Unterricht, der aber, was man anmerken sollte, auch ausgesprochen gut war, sondern eher an seine überdurchschnittlich guten Aussehen. Quasi jedes Mädchen hatte einen kleinen Crush auf den blonden Mann, der so aussah, als wäre er gerade vom Surfen zurückgekommen. Ich für meinen Teil konnte sagen, dass ich mich nie besonders zu Mr. Burns habe hingezogen gefühlt, da so etwas schnell wirklich schlecht enden kann. Aus verlässlichen Quellen weiß ich auch, dass er in Wirklichkeit verheiratet ist und ein uneheliches Kind hat, aber man hilft, wo man hilft, daher halte ich was solche Dinge betrifft immer dicht. Wenn so etwas über mich herauskommen würde, hätte ich auch nicht gewollt, dass eine x-beliebige Schülerin das an die komplette High School weiter erzählt. Wobei, bei einer High School würde auch eine einzige Person reichen, Gerüchte verbreiten sich hier so schnell wie Feuer. Oder Licht, kommt eigentlich darauf an. Immerhin wusste ich zwanzig Minuten nachdem eine Krankmeldung eingetroffen war, schon davon, dass Connor aus der 12. auf Grund von Sprayereien an der Turnhalle verwiesen wurde und nicht, wie es offiziell hieß, wegen mangelndem Engagement. Mr. Burns erklärte gerade einem Schüler der vorderen Reihen etwas geduldig und hatte uns Aufgaben aufgeschrieben, die wir lösen sollten. Physik war nie mein stärkstes Fach gewesen, aber ich kam soweit klar, dass ich alles verstand und mit ein wenig Zeit auch lösen konnte. Dies konnte man von so einigen Menschen in diesem Raum hingegen nicht behaupten. Während sich Addison meldete, um eine Frage zu stellen, stellte ich mir erst einmal die Frage, warum sie mit ihrem Oberteil nicht längst nach Hause musste- denn das verstieß definitiv gegen die Kleiderordnung, so wenig Stoff wie dort war.
Physik verging wie im Flug, was wirklich angenehm war, denn jetzt hatte ich nur noch eine Doppelstunde Biologie und dann Mittagspause. Naomi und ich verabschiedeten uns mit einem High Five. Sie war nie der Umarmungs- oder generell Berührungstyp gewesen, daher hatten wir uns einfach auf ein High-Five geeinigt. Sie hatte jetzt gleich Sport, glaubte ich zumindest. Die zwei Geschosse nach unten ging ich inmitten einer riesigen Traube aus buntgemischten Altersgruppen. Durch die vielen Schüler war ich entsprechend langsam. Zwischen den Stunden gab es immer nur fünf Minuten Pause, daher war ich am Ende sogar zu spät und stand vor der geschlossenen Biologietür. Ein zögerliches Klopfen hallte von den Wänden des Flurs, während ich an die Tür hämmerte. Es war eine massive Holztür, daher musste man ein wenig stärker klopfen, damit wenigstens ein leiser Ton hindurchdrang. Langsam öffnete ich die Tür und sah, wie sich zwanzig Köpfe zu mir gedreht hatten, und mich erstaunt ansahen.

undercover; tom hollandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt