Die letzte Woche könnte ich wohl als die schönste Woche in meinem Leben bezeichnen. Auch wenn ich mich wünschte, dass ich Teil der Marvel-Superhelden wäre und die Zeit stoppen könnte, um all diese Momente nicht gehen zu lassen, war mir doch bewusst, dass all das ein Ende hatte. Genau dieses Ende war wohl jetzt gekommen. Auch wenn ich am liebsten die gesamte Zeit mit Tom verbringen wollte, war mir doch klar, dass ich mich ein wenig auf meine eigene Karriere fokussieren musste und dafür musste ich nunmal meine Ausbildung beenden und dann einen Beruf finden.
Da funktionierte nicht, wenn ich gleichzeitig in London war und die Hochschule in New York.
Mittlerweile hatte Tom meinen Koffer ins Auto gepackt und sah mich mit schräg gelegtem Kopf durch die geöffnete Haustür an. "Ich will nicht nach New York zurück", meinte ich mit traurigem Gesichtsausdruck und Tom lächelte augenblicklich. "Ist ja nicht für immer. Wir skypen einfach und sehen uns spätestens in den Weihnachtsferien wieder."
Genau genommen fiel mir der Abschied nicht einmal schwer, da mir klar war, dass es nicht ein Abschied wie letztes Mal sein würde. Es war klar, dass wir uns bald wiedersehen würden und dieses Mal hatte ich auch wenigstens eine klare Ordnung meiner Gefühle. Ich schwelgte nur in den Erinnerungen an die vergangene Zeit und wurde ein wenig nostalgisch.
Immerhin konnte ich sagen, dass die Reise ein voller Erfolg war. Innerhalb von etwa ein einhalb Wochen hatte sich Toms Charakter ziemlich geändert und ich konnte wohl stolz sagen, dass ich ein Grund dafür war, dass es ihm besser ging.
In den letzten Tagen hatten wir noch einige tiefgründige Gespräche über allemöglichen Themen geführt, sodass er mir am gestrigen Abend sagte, dass er das Gefühl habe, alles wieder auf die Reihe zu bekommen.
Es war mir bewusst, dass die letzte stressige Phase für ihn in einigen Tagen erst beginnen würde- dann, wenn die Dreharbeiten in Deutschland für Civil War weitergehen würden- aber immerhin meinte er, dass er sich auf diese Zeit freut, auch wenn sie anstrengend würde.
Als ich die Autotür mit einem unbeabsichtigt lauten Knallen schloss, drehte ich mich zu Harrison um, der auch mitgekommen war, um mich zu verabschieden. "Hey", grinste er vom Rücksitz, während Harry seinen Lockenkopf zwischen uns schob. "Der Rest ist arbeiten, aber wir drei verabschieden dich noch." Auf seinem Schoß saß Tessa, Toms Hündin, die mich mit ihren dunklen Augen ansah, ganz so als wüsste sie, was gleich passieren würde.
Tom setzte sich, nachdem er das Haus abgeschlossen hatte, ebenfalls ins Auto, jedoch ans Steuer, und startete das Auto. Anscheinend hatte Harrison keine Lust zu fahren, da es sich schließlich um sein Auto handelte. "Hättest du besser mal getankt", grinste Harry seinen Bruder an, was ich im Rückspiegel sah. Tom schüttelte nur den Kopf: "Erinnere mich da nicht dran, ich weiß Bescheid." Harrison lachte auf und lehnte sich in seinem Sitz zurück, während er irgendetwas über ein Fußballspiel erzählte.
Als ich nach draußen sah, schienen die Stimmen ein wenig leiser zu werden. Die Tropfen, die gegen das Autofenster prasselten, schienen ein nettes Abschiedsgeschenk der Stadt an mich zu sein, einmal noch das klischeehafte Londonwetter. Als wir durch den Hampton Park fuhren, sah ich einige Leute zu den Bäumen rennen, um sich unterzustellen. Irgendwie stellte mein Kopf eine Verbindung zwischen dieser Situation und der in New York her, damals, als es auch geregnet hatte. Dort hatten Tom und ich uns das erste Mal geküsst. Fast schon unvorstellbar, dass dies bald ein halbes Jahr her sein sollte.
Da die Fahrt zum Flughafen London Heathrow dauerte ungefähr zwanzig Minuten, in denen ich kein Wort sagte. Ich war viel zu vertieft, all die Sinneseindrücke mitzunehmen, die ich gerade draußen sah und die ich nicht vergessen wollte. Erst als Tom in einen freien Parkplatz fuhr und den Schlüssel des Wagens umdrehte, sah ich vom Fenster weg in den Innenraum des Autos und stieg dann schnell aus.
Haz und Harry waren einige Sekunden schneller gewesen, sodass sie jetzt bereits am Eingang standen, der die Aufschrift ‘Terminal 2: The Queen’s Terminal’ trug. Es wunderte mich ein wenig, dass wir einen so perfekten Parkplatz bekommen hatten, der nur wenige Meter vom Haupteingang entfernt war, aber dies lag sicher daran, dass die meisten Menschen gar nicht mehr erwarteten, einen Platz hier zu bekommen.
Schnell ging ich zum Kofferraum, öffnete ihn und holte meinen Koffer hinaus, um mit diesem dann ebenfalls zum Eingang zu rollen. Tom hatte sich in der Zwischenzeit erneut seine Sonnenbrille aufgesetzt, wie auch schon bei dem Tag der Sightseeing-Tour, einfach damit er von weniger Leuten erkannt wurde.
Da ich mich an dem Flughafen nicht auskannte, studierte ich zunächst die großen Tafeln an der Decke und fand dann recht schnell den Weg zur Gepäckabgabe. Ein kurzer Blick auf die Uhr reichte, um zu sehen, dass wir knapp zwei Stunden zu früh waren. Dementsprechend war die Schlange bei der Gepäckabgabe auch nicht besonders lang und ich konnte den Koffer ohne Probleme bei der Fluggesellschaft, mit der ich flog, loswerden.
Als mein Koffer mit einem Förderband in die Abgründe des Flughafens geschluckt wurde, deutete Haz auf einen Durchgang, wo ein großes Schild mit dem Aufdruck ‘Security’ stand. Das war wohl Schritt zwei und vorher mussten wir uns verabschieden, da die drei ohne Tickets nicht durch den Sicherheitscheck durchkamen. Die Schlange bei der Security war recht lang, daher sollte ich mich wohl auch langsam anstellen.
"Das ist wohl der Abschied", lächelte ich leicht und sah mich kurz um. Es war ein wenig zur Gewohnheit geworden, zu gucken, ob uns jemand mit einer Kamera oder einem Handy beobachtete. Da wir in einem relativ engen Gang standen und vor und hinter uns niemand war, ging ich davon aus, dass es in Ordnung war, für einige Sekunden die Rolle der Cousine fallen zu lassen. Richtig lange würde dies eh nicht mehr standhalten, denn irgendwann würde es herauskommen, dass Tom und ich etwas hatten und wenn dann immer noch das Gerücht in der Welt stand, ich wäre seine Cousine.. Augenblicklich spielte sich in meinem Kopf ‘Sweet Home Alabama’ ab.
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undercover; tom holland
Fanfiction"Du hast absolut keine Ahnung wie es ist, ich zu sein. Ich stehe zwischen einem Vollzeitjob als Schauspieler, den ich perfekt machen muss, und muss gleichzeitig noch den Schein eines perfekten Teenagers wahren, der ich aber faktisch einfach nicht bi...