Kapitel 65

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Er wollte gerade etwas erwidern, wurde jedoch von der Klingel an der Haustür abgelenkt. Verwirrt starrte er einige Sekunden an die Wand hinter mir, bis er ein "habs vergessen" herausbrachte und aufstand.

"Das wird das Essen sein", rief ich dem Braunhaarige noch hinterher, der gerade nur den Türrahmen trat. Das überschwängliche, laute "Hey", das einige Sekunden später ertönte, klang jedoch viel weniger nach Essenslieferant und mehr wie Harrison.

Besagte Person trat auch kurze Zeit später durch die Tür, die Tom zuvor verlassen hatten. "Ary", grinste er, wobei seine hellblauen Augen strahlten. Während er sich auf den Platz neben mir warf, wurde sein Grinsen immer breiter.

"Du hast es anscheinend echt geschafft, oder? Der Tom hier ist mehr der alte als der Alkoholiker von Vorgestern."

Da ich Tom noch nicht sah, nickte ich und antwortete: "Ja, anscheinend. Das ganze ist natürlich ein Prozess und ein Tag reicht nicht, dass er ganz der alte ist, aber ich denke, dass er auf einem guten Weg ist."

Haz sah mich freudestrahlend an. "Danke. Wirklich."-"Pizza", unterbrach uns Tom, während die Tür hinter ihm geschlossen wurde.

Höchstwahrscheinlich war der Pizzabote nur kurze Zeit nach Harrison angekommen und gerade, nach der Bezahlung, wieder gegangen. "Ich gehe ihm mal beim Tragen helfen", kündigte ich an, stand auf und ging in die Küche. Harrison stand ebenfalls auf, jedoch nicht, um mir zu folgen, sondern um sich in den Sessel umzusetzen, der vor dem Fernseher stand.

Tom stand bereits in der Küche, ebenso wie zwei große Kartons, die unverwechselbar nach Pizza duftete und Cola, zwei große Flaschen, wobei eine auch eigentlich genügt hätte. Als er mich ansah, senkte ich den Blick und deutete schnell auf die Kartons.

Einfach um eine Frage zu haben fragte ich: "Müssen wir die noch schneiden?" Tom zuckte die Achseln und öffnete einen Karton. Dann nickte er und zog ein Messer aus der Schublade neben ihm, mit dem er begann, die Pizza in gleich große Teile zu schneiden.

Nachdem er eine Pizza geschnitten hatte, gab er mir das Messer, was ich augenblicklich abwusch und schnitt dann die andere Pizza. Da Haz jetzt ebenfalls da war, würden wir wohl einfach jeder ein Drittel von jeder Pizza bekommen.

"Hört mal auf mit dem Herumgeknutsche und bringt mir meine Pizza", ertönte es plötzlich aus dem Wohnzimmer. "Kümmer du dich besser um dein eigenes Leben", erwiderte Tom sofort, während ich zu einem "Machen wir nicht" ansetzte, aber nur die Hälfte davon gesagt bekam. "..nicht", schloss ich, wobei meine Stimme abbrach und ich schnell das Messer in die Spüle legte.

Tom wiederholte meine Worte: "Tun wir das nicht?" Als ich mich umdrehte sah ich, dass er deutlich näher bei mir stand, als noch vor einigen Sekunden und ich musste grinsen. Während er die letzte Distanz zwischen uns überquerte, merkte ich, dass alles so gut war.

Ich brauchte mir keine weiteren Sorgen zu machen denn das, was passierte, tat mir gut und es tat ihm gut. Und genau das waren doch schließlich die Grundbausteine für eine gesunde Beziehung, egal ob freundschaftlich oder mehr- auch wenn unsere Beziehung die Grenze zur Freundschaft klar überschritten hatte.

Wir vertieften den Kuss, bis Harrison uns ein weiteres Mal unterbrach: "Die Pizza, hört ihr mich überhaupt noch?"

Mit rosigen Wangen drückte ich Tom einen letzten schnellen Kuss auf die Lippen und schnappte mir dann eine Pizza und eine Cola, um diese ins Wohnzimmer zu bringen. "Na endlich", kommentierte Harrison und nahm sich sofort ein Stück Pizza, in das er genüsslich hineinbiss. Da er mittlerweile auf dem Sessel saß, setzten Tom und ich uns nebeneinander auf sein Sofa. Ich nahm mir auch ein Stück Pizza, ebenso wie Tom.

Haz begann schließlich, nachdem er sein Stück aufgegessen hatte, Tom etwas über irgendeinen neuen Werbedeal zu erzählen, wobei ich meine Aufmerksamkeit eher dem Essen zuwandte, da ich so oder so nicht mitreden konnte.

"Schläfst du heute hier bei Tom, oder soll ich dich später wieder mitnehmen?", fragte Haz und riss mich damit aus meinem fast paralytischen Zustand, in dem ich mein Essen anstarrte.

"Ich schlafe bei Tom, ist größer hier und dann kannst du auch in deinem Bett schlafen", antwortete ich, während ich immer noch den Käse fixierte, der Fäden zog, als ich ein Stück Pizza in die Hand nahm. "Die Sachen hole ich dann morgen, wenn das ok geht."

Harrison nickte, wobei seine Haare wippten. Er musste Grinsen, vermutlich, weil er einen Witz machen wollte und diesen schon im Voraus lustig fand, würde jedoch sofort von Tom mit einem strafenden "Tus nicht" davon abgehalten.

Verwirrt sah ich von Tom zu Harrison und wieder zurück. Letzterer hatte seine Hände erhoben und zuckte die Achseln. "Keine Ahnung, was er hat, ich wollte nur einen witzigen Witz machen." Tom schnaubte und schüttelte den Kopf: "und ich weiß auch in welche Richtung der gehen würde."

Ertappt nahm Haz die Hände runter und musste lachen. Tom fiel langsam in das Lachen ein, nur ich brauchte einige Sekunden, bis ich verstand in welche Richtung der Scherz ging. "Haha", machte ich nur in einem monotonen Tonfall und biss dann in das Pizzastück.

"Wie wäre es mit einem Film?", schlug Tom vor, nachdem wir einige Minuten über alles mögliche geredet hatten. Haz nickte und schlug sofort vor: "Marvel-Marathon, damit sie bei Civil War später was versteht. Außerdem Allgemeinbildung und so."

Der Braunhaarige sah mich fragend an, woraufhin ich langsam nickte. Eigentlich konnte es nicht schaden, ein wenig Verständnis dafür zu entwickeln, in was für einem Bereich er seinen nächsten Film drehte- vor allem, weil es auch so eine große Rolle sein würde.

"Fangen wir mit Ironman einfach an?", schlug Haz vor und öffnete Netflix auf dem Fernseher. Tom nickte und nahm sich das letzte Stück der Pizza. Die nächsten Stunden verbrachten wir damit, Tony Stark zuzusehen, wie er zunächst in der Höhle seinen ersten Anzug schmiedete und den auch immer weiter verbesserte. Dann hatte ich noch seine Assistentin, Pepper, kennen gelernt, von der ich überzeugt war, dass sie am Ende mit Tony zusammenkommt, und Rhodey, sein bester Freund. Ich war so in den Film vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, was um mich herum geschah und ob überhaupt etwas passierte.

Als herauskam, dass der Böse in Wirklichkeit Tonys vermeintlicher Freund war, drehte ich mich zu Tom mit dem simplen Wort "Was?" Um, woraufhin ein Lachen von ihm folgte. "Sie ist infiziert", kam es vom Sessel und ich musste ebenfalls lachen, wobei ich jedoch meinen Blick nicht vom Bildschirm abwenden konnte. "Anscheinend."

undercover; tom hollandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt