Kapitel 64

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"Hättest du denn etwas für mich, in dem ich schlafen kann?", fragte ich, nachdem er meine Zusage mit einem Lächeln quittiert hatte. "Klar, bringe ich dir runter. Die Sachen dürften ja nur leicht zu groß sein, so ein Riese bin ich schließlich nicht." Tom stand vom Sofa auf und verschwand nach oben, während ich ebenfalls aufstand und mir die Bilder auf der Kommode ansah, die dort standen. Es waren hauptsächlich Familienfotos und einige Fotos mit einem kleinen Hund, der ziemlich sicher seiner war.

"Hier, das sollte dir passen." Schnell drehte ich mich von den Fotos weg und eilte zu ihm, um ihm die Kleidung abzunehmen. "Danke", murmelte ich schnell und deutete dann auf das Badezimmer. "Meine Kleidung richt glaube ich eh etwas nach dem Alkohol, daher ziehe ich die hier mal an. Vielleicht ist das Essen ja gleich da." Tom ließ sich mit einem "Ok" auf einen Sessel fallen und griff nach der Fernbedienung, während ich in besagtes Zimmer verschwand, um mich umzuziehen.

Im Bad sah ich zuerst nach, was er mir eigentlich an Kleidung mitgegeben hatte. Eine Jogginghose und ein weites T-Shirt, beides in dunklen Farben gehalten. Schnell zog ich beide Teile an und faltete dann meine Kleidung vom Tag ordentlich zusammen, um sie dann morgen zu meinem Koffer zu legen, der noch bei Harrison war.

Apropos Harrison, sollte ich ihn nicht vielleicht Bescheid geben, was hier gerade passierte? Immerhin hatte ich ziemliche Erfolge erzielt, was Tom und den Alkoholkonsum anging. Ich griff in die Tasche meiner Hose, die als oberstes auf dem Stapel lag und fand das Smartphone jedoch nicht.

Augenblicklich spürte ich die Aufregung und die Angst, das Handy verloren zu haben. Wahrscheinlich übertrieb ich nur, aber ich machte mir Sorgen, es irgendwo verlegt zu haben.

Vielleicht lag es noch im Wohnzimmer oder in der Küche, ich war ja praktisch überall in diesem Apartment gewesen. Mit einem Klicken öffnete sich die Tür und ich trat heraus, die Kleider in der einen Hand und die andere an der Klinke. Nachdem ich meinen Beutel auf ein kleines Schränkchen im Flur gelegt hatte, betrat ich das Wohnzimmer, in dem Tom sich ebenfalls befand.

"Ist mein Handy hier?", fragte ich ohne Kontext und erschreckte ihn damit anscheinend ein wenig, weil er ein wenig zusammen zuckte und sich dann zu mir drehte. Der Fernseher lief leise im Hintergrund, während von seinem Sessel aufstand, zum Wohnzimmertisch ging und einen kleinen, rechteckigen Gegenstand aufhob, der sich bei näherem Betrachten als mein Handy entpuppte.

"Das ist es, richtig?", fragte er, woraufhin ich nur nickte und einen weiteren Schritt auf ihm zu machte, um dann meine Hand auszustrecken. Er legte das Handy hinein und stellte dann eine weitere Frage: "Sind die Sachen ok?" Um ihm zu demonstrieren, dass sein Tshirt ein wenig zu groß war, zupfte ich daran herum und antwortete jedoch: "Ja, nochmal danke."

Tom lächelte, wobei sich sein Lächeln über das ganze Gesicht erstreckte und es heller wirken ließ. Mit einem Lächeln war wirklich jede Person schöner, noch besser als sie es vorher schon war.

Man sagt ja immer, dass man das Lächeln einer Person mögen muss, bevor man sich richtig zu ihr hingezogen fühlen kann und das war bei mir genau der Fall. Ich liebte sein Lächeln und wenn ich ehrlich war, war auch dies eine der Sachen gewesen, die ich vermisst, es mir aber nicht eingestanden hatte.

Ich musste sicher seltsam aussehen, ein Handy in der ausgestreckten Hand und diese übergroßen Kleidungsstücke, aber wirklich stören Tat es mich nicht. Toms Blick ruhte immer noch auf mir, während ich unsicher von ein Bein auf das andere trat. Einerseits wollte ich etwas sagen, andererseits wollte ich aber auch nicht die Stille unterbrechen, die gerade herrschte.

Meinem Gegenüber schien es ebenso zu gehen, sonst hätte er wohl bereits einen Laut von sich gegeben. Da ich nicht wusste, was ich sonst zun sollte, setzte ich mich schließlich neben Tom auf das Sofa und tat so, als würden mich die Nachrichten interessieren. Obwohl ich von mir selbst behaupten würde, dass ich einen relativ hohen Bildungsstandard besaß, hatte mich Politik nie wirklich interessiert. Vielleicht lag es daran, dass keiner der Politiker so wirklich meine Meinung vertrat, oder ich hatte mich einfach zu wenig mit der Materie auseinandergesetzt, dass ich wirklich alles verstand.

"Wann glaubst du kommt das Essen?", fragte ich Tom und dreht meinen Kopf so nach links, dass ich ihn anschauen konnte. Erst jetzt bemerkte ich, wie nah wir beieinander saßen. Unsere Köpfe trennten maximal ein einmal Handlängen, so eng saßen wir. Er schien dies ebenfalls zu bemerken und biss sich kurz auf die Unterlippe, was meinen Blick augenblicklich nach unten lenkte.

Ich wusste, was hierauf folgen würde und ich wusste, dass er es ebenfalls wusste. Dafür hatten wir es schon zu oft getan, als dass die Erinnerung daran einfach verschwinden würde. "Sollten wir das hier..", begann er leise und ich stieß nur ein ebenso leises "Ja" hervor.

Lächerlich-Als könnte uns in dem gänzlich leeren Haus jemand belauschen.

Tom und ich neigten uns im gleichen Moment beide ein wenig nach vorne, sodass sich unsere Lippen in der Hälfte trafen. Spätestens jetzt musste ich einsehen, dass ich ihm verziehen hatte, nicht nur, weil er es war, sondern auch, weil ich sonst mit meinen Gefühlen nicht klargekommen wäre, die dann sowohl positiv als auch negativ gewesen wären.

Als wir uns lösten, müssten wir beide ein wenig lächeln. Ich kam mir fast vor wie ein zwölfjähriger Teenager, der gerade in der Pause hinter einem Busch seinen ersten Kuss bekommen hatte.

"Das ist dann wohl unsere zweite Chance", kommentierte Tom das Ganze und drehte sich mit einem leichten Lächeln zum Fernseher um diesen auszuschalten. Ich beobachtet wie er seine Stirn in Falten legte, als der Knopf nicht reagierte, während dieses Lächeln auf meinem Gesicht stand.

Mit der Dauer, die ich lächelte, hätte ich wohl der Grinsekatze aus Alice im Wunderland Konkurrenz machen können. Mir fiel auf, dass ich mich oft so seltsam verhielt, wenn ich in Toms Gegenwart war. So..glücklich und aufgedreht. Als ich dieses kleine Ding mit Shane hatte, war es nie so gewesen, dass ich mit einem Dauerlächeln im Gesicht auf seiner Couch gesessen hatte.

"Sieht so aus", antwortete ich schließlich und zog die Beine an meinen Oberkörper.



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Seid ehrlich, es musste einfach so passieren :)

undercover; tom hollandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt