Besoffene Versprechen

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-Sevi
Und da stehe ich nun. Verlassen. Alle gehen sie zum Container. Nur ich bleibe zurück. In dem Moment wird mir klar, wie absurd diese Situation ist. Ich fühle mich genauso von Malte behandelt, wie ich ihn bei unserem ersten Treffen behandelt habe. Nicht zugehörig. Wie ein Parasit.
Nur Freunde... Ja, Sevi. Deine eigenen guten Ratschläge treiben dich jetzt in den Wahnsinn, was? Hast du gut gemacht. Schön Malte verjagt und verletzt, obwohl du ihn eigentlich sogar liebst, du Vollhorst. Vielleicht solltest du aufhören, nicht immer nur an dich und deine Sorgen zu denken...? Der Kuss hatte für Malte keine Bedeutung. Dennoch hatte er für mich eine Bedeutung, weil er nicht Nein gesagt hat. Der Zwiespalt ist in meinen Gedanken zu erkennen. Verzweifelt verlasse ich die Bühne und atme die frische Luft ein. Es ist ein schöner Abend zum Spazierengehen.

Als ich nach zwei Stunden bei unserem Container ankomme, dröhnen die Bässe schon von Weitem zu mir herüber. Malte sitzt vor dem kleinen Metallbau im Schlamm wie ein kleines Kind und malt mit leeren Augen Figuren in den Dreck.
,,Malte?"
Seine rotgeäderten Augen versuchen mich zu fixieren. Ein Lächeln tritt auf sein Gesicht, doch verschwindet dann sofort wieder.
,,Hallo Sevi...", lallt er, "Komm her. Ich will dich. Aber ich will dich auch wieder nicht. Nur Freunde... So ein Quatsch."
Ich kann nicht anders. Seine Worte lassen die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzen. Nimm es nicht ernst, er ist besoffen.
,,Komm Malte, du brauchst eine Mütze Schlaf."
Verwirrung zeichnet sich in seinem Gesicht ab.
,,Aber ich will nicht schlafen. Höchstens mit dir, aber nicht alleine." Er zieht einen Flunsch.
,,Malte...", brumme ich und ziehe ihn hoch. Schwerfällig schiebe ich meinen Arm unter seine Schulter.

-Malte
"Seviiiiiiiii, los! Komm mit mir ins Bett. Ich will..-" Ich stoße kurz auf, in der Hoffnung nicht gleich kotzen zu müssen.
"Ich will nicht alleine sein. Bleib bei mir. Biiiiiiiiiiitte!!!" Ich verliere den Halt und falle in den Schlamm.
"MAN EY SEVI! ICH WILL DICH! WARUM GLAUBST DU MIR DAS NICHT??"
Wie ein kleines Kind, sitze ich in der Schlammpfütze und starre ich versuche es zumindest traurig in sein Gesicht. Überrascht hält er mir den Mund zu.
"Pssst. Sei doch nicht so laut, man." Ich stütze mich auf. "ICH BIN SO LAUT WIE ICH WILL!" rufe ich und falle in seine Arme. Upps. Vielleicht ein bisschen viel gewesen. Die Tränen schießen mir in die Augen und mein Magen grummelt. "SCHEIẞE! Ich glaube, ich muss kotzen. LASS MICH DURCH!" Ich drücke mich von ihm weg und stolpere zu einem naheliegenden Busch.

-Sevi
Ich schlittere ihm durch den Matsch hinterher, um ihm seine langen Haare aus der Stirn zu streichen. Sein Mageninhalt leert sich auf unangenehmste Weise. Erschöpft sackt er in meine Arme und kuschelt sich an mich.
,,Ich. Will. Dich.", brummt er und tippt mit dem Finger gegen meine Brust.
,,Ist ja gut...", raune ich und hieve ihn erneut hoch. Mit einer Menge Fluchen und Stützen landen wir schließlich im Container. Hier ist niemand. Wo Chrissi und Henning sind, weiß ich nicht. Erstmal kümmere ich mich um Malte. Sein T-Shirt ist voller Kotze und die Hose ist auch mehr Dreck als Hose.
,,Bleib hier sitzen.", ordne ich ihm an und helfe ihm, sich auf einen Stuhl zu sitzen. Während ich die Tür schließe, lallt er vor sich hin: ,,Seviiii... Du bist wuuuuunderschön. Kann ich nochmaaal durch deine Haare wuscheln?" Grinsend komme ich zu ihm zurück und fange an, ihm sein T-Shirt auszuziehen. Das hatte ich mir aber anders vorgestellt. Malte beginnt zu kichern. ,,Wiiiillst du doooch mit mir schlafen, Schaaatz?"

-Malte
"Schau. Ich.. ich helf dir sogar hicks mit der Hose." Ich versuche meinen Gürtel zu öffnen, aber meine Hände zittern zu sehr. Du bist so dicht.
"Ich muss für dich grad wie ein ABSOOOOOOLUTER Idiot aussehen. Ich schwöre, sonst schaff ich es, mich alleine auszuziehen! hicks Starr doch nicht so auf meine Brust, meine Augen sind hiiiiiier oben." Wackelig deute ich mit meinen Fingern auf meine Augen. Vermutlich zeige ich dabei eher auf meine Nase. "Du bist sooooo lieb. Oh Gott, ich liebeeeee dich, Sevi. Ja, hast du hicks gehört. Liiiiiiiiiiebe." Ich muss aufstoßen und Sevi betrachten mich weiter fragend, während er an meinen Hosenbeinen zuppelt. Etwas Mageninhalt sucht sich wieder den Weg nach oben, wird aber runtergeschluckt. Küssen würd' ich mich jetzt auch nicht.

-Sevi
Ich liebe dich... Er ist dicht, Sevi! Hackedicht. Klär das mit ihm, wenn er nüchtern ist. Aber sagen besoffene Personen nicht eigentlich häufig die Wahrheit...? Endlich gleitet seine Hose zu Boden und er ist frei von dreckiger Kleidung. ,,Seeevii... Ich lieeebe dich so seeeeehr hicks. Danke für deine Hilfeee." Meine gefühlslose Maske beginnt zu brökeln. Ich muss meine Hände zu Fäusten ballen, um ihn nicht sofort zu küssen.
,,Hör auf damit, Malte..."
,,Aber waaruuuuum denn? hicks"
,,Weil du mich wahnsinnig machst." Den Blick, den er auflegt, sollte wohl aufreißerisch aussehen, aber das misslingt ihm kläglich. Er zieht mich mit seinen zittrigen Händen näher an sich heran. Seine nackte Brust ist nur ein paar Zentimeter entfernt.
,,Duuuu willst es doch auuuch, Schatz.", gurrt er und umschlingt meinen Hals mit seinen Händen. Nutz nicht aus, dass er betrunken ist, Sevi. Ich schiebe ihn sanft fort.
,,Du musst jetzt schlafen, Malte."
,,Aber aber waruuuuuuuum?", fragt er mit einem Dackelblick, der sich sehen lassen kann.
,,Weil weil... Aargh!"

-Malte
Sevi geht zur Tür des Containers, löscht das Licht und ich schlafe langsam ein. "Aber Seeeeeeevii.." murmel ich, bevor sich mein Kopf vollkommen im die Träume eines Betrunkenen flüchtet. Alles dreht sich. Ich. Mein Kopf. Sevi, der an der Tür steht und darauf wartet, dass ich endlich eingeschlafen bin, damit er gehen kann.

-Sevi
Ich lege mich nicht zu ihm... Nein, du lässt das, Sevi! Ich kann sehen, wie er müde wird, aber er sieht so verwirrt aus, dass ich es nicht übers Herz bringe, ihn hier alleine zu lassen. Seufzend löse ich mich von der Tür und schleiche leise zu ihm.
,,Seviiii...", murmelt er verschlafen. Schnell entledige ich mich meiner Jeans und meines T-Shirts und krabbel unter die Bettdecke. Obwohl er besoffen ist und halb am Einschlafen, bekommt Malte eine Gänsehaut, als ich meine Arme um seinen Oberkörper schlinge und sein Rücken meine Brust berührt. Seine angenehme Körperwärme durchfährt meine Muskeln.
,,Schlaf gut...", flüstere ich.
,,Ich liebe dich Sevi...", murmelt er ganz leise und umschlingt mein Bein mit seinem. Mir wird ganz warm.
Und schließlich schläft er unter wohligem Schauder ein. Ich wenig später auch.

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Unsere liebste Stelle im ganzen Rpg <3
Btw das Bild hat nichzs mit dem Kapitel zu tun, aber ich lieb' das voll :D

Liebe auf den zweiten Blick [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt