Unangenehme Fragen

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-Malte
Etwa 15 Minuten vergehen, bis wir beschließen, wieder hineinzugehen. Sie haben sich alle am Esstisch versammelt und führen eine rege Diskussion über naja, was wohl.. UNS. Ich räuspere mich und sie endet abrupt. Doch lange hält die Stille nicht. "Es tut mir leid, Malte. Ich wollte doch nicht, dass.. es hat mich nur ein wenig überrumpelt. Und das ist so... so neu. Aber ich stehe natürlich hinter euch. Ich möchte eurer.. eurer Liebe doch keineswegs im Wege stehen.", entrichtet mein Vater, während Mama ihm stolz über die Schultern streicht. Jetzt weiß Sevi sicherlich auch, woher ich meine "Gabe" habe, mich.. so auszudrücken. Puh. "Ist.. ist schon gut, Paps. Für mich, ähm uns ist das doch auch irgendwie neu." Auch Sevi und ich nehmen am Esstisch Platz und haben nun endlich die Möglichkeit, alles zu erzählen. Wie wir uns kennengelernt haben, die Auftritte, die schönen Dates, alles. Nur die Angst, vor meinem Eltern auch körperlich zu zeigen, dass wir uns lieben, bleibt bestehen. Händchen halten und küssen ist nicht drin, weshalb ich mich alle 5 Minuten bei Sevi entschuldige, weil ich weiß, wie wichtig ihm das ist.

-Sevi
,,Sorry..." ,murmelt er zum gefühlt tausendsten Mal, als mein Bein seines streift und er es augenblicklich zurückzieht. Warum schämt er sich immer so? Bin ich so schrecklich? Er hat ihnen doch gerade gesagt, dass wir uns lieben. Wo ist das Problem? Er- Hör auf damit, Sevi. Er kann nichts dafür. Er ist nun mal so. Sei doch einfach froh, wenn er mal in der Fußgängerzone deine Hand nimmt. Lass ihm Zeit. Ihn zu drängen ist kontraproduktiv, du- Malte nimmt meine Hand und verschränkt unsere Finger ineinander. Siehst du. Ich lächle ihn an. Noel beobachtet unser Geplänkel und grinst breit. ,,Möchtet ihr etwas trinken?", fragt Maltes Mutter. ,,Nein, danke. Der Tee reicht völlig." Sie nickt, steht auf und beginnt, das Geschirr abzuwaschen. "Mama!!", brüllt Toni aus ihrem Zimmer. ,,Jaaaa?", schreit Chloe zurück. ,,Kannst du mich zum Reiten fahren? Bitte bitte! Sonst komme ich zu spät!" ,,Klar... Noel, wärst du so lieb den Abwasch zu machen, Schatz?" , fragt sie, aber lässt ihm keine Zeit zu antworten, da ist sie schon aus der Küche gerauscht und in den Flur verschwunden. Wenig später knallt die Eingangstür hinter den zweien ins Schloss. Malte streichelt über meine Hand. ,,Ähm... Und wie ähm... Habt ihr dann Sex?", platzt Maltes Vater heraus und schaut uns neugierig, aber auch etwas beschämt an. Malte wird feuerrot. ,,Paps!!" ,,Du weißt doch, dass ich gerne unangenehme Fragen stelle.", meint dieser, lacht tief und fährt durch sein Haar.

-Malte
"Ka.. kannst du dir das nicht ausmalen? Und.. solche Fragen.. ich.. also.. sowas fragt man doch nicht! Außerdem.. kann es doch auch gut möglich sein, dass wir noch gar keinen hatten, hmm." Kaum habe ich den Satz beendet, beginnt Sevi zu grinsen. Liebevoll, aber bestimmt, gibt's einen kleinen Tritt gegen sein Bein. Mein Vater und ich haben über dieses Thema eigentlich immer ziemlich offen gesprochen. Aber.. ich glaube, ich muss nicht nochmal erklären, das es jetzt etwas Anderes ist. "Wissen Sie.." beginnt Sevi, aber es folgt einer zweiter "liebevoller" Tritt. "SEVIIIIII!", zischle ich und beiße die Zähne zusammen.

-Sevi
Ich amüsiere mich köstlich darüber, dass die ganze Sache Malte so peinlich ist. Sein Kopf kann mittlerweile der knallroten Küchenwand hinter ihm Konkurrenz machen. ,,Also, was ich sagen wollte..." Ein dritter schmerzhafter Tritt gegen mein Schienbein unterbricht mich. ,,Wenn du noch einmal den Mund aufmachst, bringe ich dich um.", presst Malte hervor und zerquetscht fast meine Hand. ,,Aber jetzt will ich wissen, wie es geht!", quängelt Maltes Vater wie ein Kind, das die Süßigkeiten, die bei der Kasse auslegen, nicht bekommt. Er grinst mir mit diesem verschwörerischen Glitzern in den Augen zu. ,,Siehst du.", meine ich triumphierend und ernte nur einen wütenden Blick von Malte. Ein gemeiner Gedanke schießt mir durch den Kopf. ,,Na gut... Ich bin still, aber nur, wenn ich einen Kuss bekomme."

-Malte
"So schon mal gar nicht, mein Lieber. Ich küsse dich, wenn ich es will, und wer mich ärgert, der bekommt keinen Kuss. Punkt." Ich muss mir deutlich ein Grinsen verkneifen und halte schnell die Hand vor den Mund. Alles ist besser, als jetzt mit meinem Vater darüber zu sprechen, wie wir uns es gegenseitig... besorgen. Aber stur, wie Sevi manchmal sein kann, schnappt er nach meiner Hand und küsst mich. Verdammt. "Seviiiiiiiii", murmel' ich in unserem Kuss, während sich seine Mundwinkel nach oben ziehen. Wie rot kann man eigentlich werden, bis der Körper dies' als endgültige Hautfarbe ansieht?

-Sevi
Meine Hand streichelt über seine Wange und ich spüre Noels Blick auf uns. Es ist natürlich Malte, der sich von mir löst und nach Luft schnappt. Ich kichere. ,,Raube ich dir den Atem, mein Guter?" Er mustert mich böse und streckt mir die Zunge raus. Grinsend greife ich wieder nach seiner Hand, weil ich gerade einfach diesen Körperkontakt brauche. Noels Augen schießen zwischen uns hin und her. ,,Ich glaube... Ich brauche keine Erklärung mehr. Der Kuss sprach schon für ein ordentliches Sexleben." Malte scheint im Erdboden versinken zu wollen. ,,Dad... Jetzt halt deinen Mund..." Dieser wackelt jedoch nur vielsagend mit den Augenbrauen und verabschiedet sich anschließend mit den Worten ,,Ich muss noch arbeiten!" in sein Büro nebenan und lässt Malte und mich alleine. ,,Manchmal hasse ich dich... Sehr.", brummt Malte, aber legt wider seiner Worte seinen hübschen Kopf auf meiner Schulter ab.

-Malte
"Du hast auch noch Spaß daran, hmm? Du kannst froh sein, dass du so gut aussieht." Zum ersten Mal an diesem Tag fühlt sich sein Körperkontakt nicht störend an. Schließlich sind wir allein. "Ich bin gern' allein... also allein mit dir. Du verstehst schon." Plötzlich kommt mir der Gedanke, wie schön es wäre, ein wenig in der Vergangenheit zu kramen. "Lass uns nach oben gehen. Mein altes Zimmer hab ich auch schon eine Weile nicht gesehen."

Liebe auf den zweiten Blick [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt