-Sevi
Hastig zerrt er mich aus der Küche und rennt mit mir Hand in Hand die Treppenstufen hoch, bis wir vor einer weißen Holztür stehen bleiben. ,,Malte" prangt dort in unterschiedlich großen und farbigen Lettern an der Tür. Vorsichtig fährt er mit dem Finger darüber. Ein wenig Melancholie legt sich über uns. Rasch reißt er sich vom Anblick los und stößt die Tür auf. Das Erste, was mir ins Auge fällt, ist ein großes Beatles-Plakat über seinem Bett und eine Sammlung von Briefmarken, die an einer Pinnwand kleben. Langsam wagen wir uns in die Vergangenheit vor. Malte lässt sich auf die alte Couch sinken und klopft neben sich. Gemeinsam betrachten wir sein altes Kinderzimmer. ,,Irre...", murmelt er und lässt seinen Blick schweifen, "Alles ist noch genauso, wie ich es zurückgelassen habe." Aufgeregt drückt er meine Hand und fängt an, zu all den kleinen Dingen, der kaputten Uhr, dem leeren Aquarium, dem Bücherregal, dem leeren Instrumentenkoffer, Geschichten und Erinnerungen zu erzählen. Ich versinke in seiner Welt und seiner Stimme. Alles, was ich wahrnehme, ist er.-Malte
"Ist es nicht komisch, so viele Jahre in einem Zimmer, an einem Ort zu verbringen und dann lässt man einfach alles stehen und liegen und geht? Lässt das hinter sich und fängt irgendwo neu an. Ein neues Zimmer, ein neuer Ort. Man sammelt neue Erinnerungen und vergisst die kaputte Uhr, das Aquarium, in dem mal meine liebsten Fische schwammen, und die vielen Bücher, die man früher für die Schule lesen musste. Ja. Verrückt. Ich weiß gar nicht, wie lange ich nicht mehr hier oben war.." Verträumt legt Sevi seinen Kopf auf meinen Schoß und blickt auf die Klebesterne an der Decke über uns. Ich bin froh, dass wir jetzt ein paar Minuten nur für uns haben. Es fällt mir wirklich schwer, anderen meine Gefühle gegenüber Sevi zu zeigen, obwohl ich ihm am liebsten jede Sekunde zeigen möchte, wie sehr ich ihn liebe. Irgendwann. Aber erstmal wird eine Beatles Platte aufgelegt und weiter geträumt. ..All you need is love..-Sevi
Ohne es zu bemerken, fange ich an zu weinen. All der Frust über Maltes Unentschlossenheit und seine Sorgen, seine Verschlossenheit mir gegenüber, dass ich immer über Umwege erfahren muss, was in ihm vorgeht. All das lässt die Tränen fließen. Erst als Malte geschockt mein Gesicht mustert und wie aus weiter Ferne irgendetwas zu mir sagt, was ich nicht verstehe, bemerke ich die Nässe der Tränen und die Schluchzer, die meinen Körper erschüttern. Mein Körper zieht sich zu einer Fötus-Haltung zusammen und ich fühle mich so nackt und offenbart, wie ein aufgeschlagenes Buch, dass ich die Hände vor meine Augen presse, um Malte nicht ansehen zu müssen. All you need is love... Malte rüttelt an meiner Schulter. ,,Sevi... Hey. Was ist los...?" Ich kann mir sein besorgtes Gesicht nur zu gut vorstellen. Seine Hand streicht über meinen Rücken, um mich zu beruhigen. Aha. Muss ich erst heulen, damit es geht, oder was? Ich hasse mich selber so sehr für diesen gemeinen Gedankengang.-Malte
Der Plattenspieler verstummt. Sevi auch. Sein Körper scheint auf einmal 20 Grad kälter geworden zu sein, also greife ich nach der Decke auf meinem Bett und werfe sie ihm über. "..Ich.. ich weiß nicht, was mit dir los ist und vielleicht möchtest du mir das auch nicht sagen und äh, dass.. dass musst du auch nicht, aber ich habe das Gefühl, es könnte mit mir zu tun haben, also... solltest du vielleicht doch darüber reden. Ich.. ich.. also.. ähm.. Sevi?" Sevi kugelt sich immer mehr in meinem Schoß zusammen und start auf die Rückenlehne der Couch. Die Stille bedrückt mich und ich werde nervös. Mein Fuß fängt an zu zappeln und Sevis Kopf wippt langsam auf und ab. Ich muss mein Bein festhalten, um endlich damit aufzuhören. "Sevi..? Rede mit mir. Bitte."-Sevi
Meine Schläfen beginnen zu pochen. All meine Gefühle, von denen ich dachte, ich hätte sie unter Kontrolle, prallen wie eine Brandung gegen mich und quetschen jede übrig gebliebene Träne aus mir heraus. "Rede mit mir. Bitte." Willst du das wirklich hören...? ,,Nein." , schluchze ich und ziehe meinen Kopf von seinem Schoß. Da weißt du mal, wie sehr das weh tut, immer von sich gestoßen zu werden. Seine warmen Hände umschließen mein Gesicht und drehen es in seine Richtung. Meine Augen sind immer noch von meinen Händen verdeckt. Bitte lass mich nicht los. Ich ertrage das nicht. Ein tiefer Schluchzer steigt aus meiner Kehle auf. ,,Sevi... Bitte... Ich... Ich..." Hilflos beginnt sein Körper zu zittern. Ich spüre es bis hier. Krampfhaft unterdrücke ich den Impuls, meine Arme um ihn zu schlingen. Halt mich fest. Bitte... Bitte... Mein Klagen wird langsam leiser. Mein Gesicht wird weiterhin von ihm gehalten. Seine linke Hand zittert an meinem Gesicht und eine Träne tropft auf mein Gesicht. Er weint.-Malte
Es gibt nun keinen Halt mehr. Die Tränen suchen sich ihren Weg. Scheiße. "Du.. du musst mir doch.. Nein, du musst gar nichts, aber warum.. warum sagst du mir nicht, was... Fuck. Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid. Ich habe verstanden. Oder vielleicht habe ich es auch nicht, aber.. ach FUCK! Wie dumm kann ich eigentlich sein?" Ich rede mich total in Rage, aber es kommt nichts Sinnvolles dabei rum. "Es tut mir so leid! Ich weiß... Ich bin ein absoluter Arsch. Ich weiß doch auch nicht, warum.. warum mir das so schwer fällt. Dir vor anderen meine Gefühle zu zeigen. DAS IST SO DUMM. Natürlich bist du sauer.. wäre ich auch.. SCHEIẞE. Warum lernst du nicht draus, Malte? Du bist mir doch so wichtig, Sevi!.. Ich.. bitte... Sevi.." Lass mich nicht allein. Die Tränen fließen und fließen und scheinen kein Ende zu finden.-Sevi
Mein Hand krabbelt über die weiche Couch schüchtern zu seiner, die von den Beben, die durch seinen Körper fahren, zuckt. Sanft umschließen meine Finger seine und streicheln zart über seinen Handteller. Bitte hör auf zu weinen... Obwohl ich derjenige war, der begonnen hat, zu weinen, kann ich diesem albernen Beschützerinstinkt nicht standhalten. Ich muss ihn einfach trösten. ,,Hör auf damit, Sevi... Sei sauer auf mich. Bitte. Du musst sauer auf mich sein. Wie kannst du so einen Idioten wie mich, der dich immer wieder fallen lässt, nur trösten?" Seine Stimme bricht. Mit dem frei gelegten Auge mustere ich durch die Tränen sein verzerrtes Gesicht. You're pretty when you cry... Fast vergesse ich bei seinem Anblick den Grund, warum ich so sehr weine.-Malte
"Ich.. ich verstehs nicht. Wie kannst du mich trösten, wenn ICH doch der Grund dafür bin, dass es dir nicht gut geht. Sevi.. ich hätte dich trösten müssen. Nicht du mich. Es tut mir leid. So leid..." Meine Tränen schwinden langsam, aber nicht, weil ich nicht mehr weinen möchte, nein. Weil ich nicht mehr kann. Da kommt einfach nichts mehr. Ich wünschte, Sevi würde auch endlich aufhören.. ich mag es nicht, ihn weinen zu sehen. Das bricht mir das Herz. Vor allem.. wenn ich ihm sein Herz gebrochen habe. Noch immer fährt er mit seinen Fingern über meine Hand. Noch immer gibt er mir die Liebe, die ich ihm hätte geben müssen. Gut. Dann machen wir das jetzt auch. Ich greife nach seinem Gesicht und küsse ihn. Vermutlich so, wie ich es noch nie getan habe. Seine Lippen schmecken salzig. All die Tränen, die sich in seinem Gesicht gesammelt haben. Sie trocknen.
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Liebe auf den zweiten Blick [✔]
Fanfic!!WER ETWAS GEGEN HOMOSEXUELLE BEZIEHUNGEN HAT, SOLLTE DIESER FF FERNBLEIBEN. HOMOPHOBE KOMMENTARE HABEN HIER NICHTS ZU SUCHEN!! *** Diese Geschichte ist ein Roleplaygame, das zusammen mit einer guten Internetfreundin entstanden ist. @vonwegenlizzie...