Liebe auf den zweiten Blick [✔]

Ein Zeichen gegen Homophobie

-Malte
Ekelhaft!
Darf man sowas öffentlich überhaupt zeigen?
All die Sätze, die Sevi und ich uns anhören durften, prasseln auf mich ein.
"Hmm.", sage ich nickend, während ich den Blickkontakt mit Sevi suche. Los, ließ meine Gedanken. Mach schon. Er schaut weiter bedrückt auf den Boden. Na super. "Und was genau habt ihr euch da vorgestellt?" ruft Chrissi aus der hintersten Ecke des Containers, während er an seinem Bier nippt.

-Sevi
,,Naja... Zwei von uns küssen sich, ganz einfach.", erwidert Henning lachend und grinst in die Runde. Aber mir ist nicht nach Grinsen zumute. Sollte ich fragen, ob Malte und ich uns küssen dürfen...?
Henning ergänzt noch: ,,Es hat dann ja keine Bedeutung. Nur um die Message rüberzubringen. Wir bleiben also Freunde." Mit Malte hätte es eine Bedeutung... Gerade als ich den Mund öffnen will, kommt Henning mir zuvor: ,,Also ich würde es machen. Wäre auch einfach, weil ich nicht hinter einem riesen Schlagzeug sitze, um das ich noch rum müsste." Autsch.
,,Dann küss doch Malte, der steht ja dann direkt neben dir!", posaunt Chrissi von hinten. In mir drinnen scheint noch irgendetwas Lebendiges zu sein, denn meine Brust tut höllisch weh. Mit benebeltem Blick schaue ich zu Malte.

-Malte
Alles gut, Sevi. Das hat doch nichts zu bedeuten.. Ich richte meinen Blick zu ihm und hoffe, er versteht mich auch, ohne dass ich etwas sagen muss. "Ja.. gut. Ist sicherlich 'ne super Aktion! Aber lass die Zunge drin, danke." Gelächter bricht aus. Außer bei Severin. Selbst Schuld. Du wolltest ja nichts mehr mit mir zu tun haben. Zumindest nicht so. Wir klatschen uns ab, gröhlen unsere typische "Jetzt geht's los" - Melodie und betreten die Bühne. Ich muss sagen, mir geht schon ziemlich die Muffe. Auf so einer großen Bühne stand ich noch nie. Ich grinse ins Publikum, kann aber niemanden erkennen, da die Lichter blenden. Von hinten brüllt Sevi den Takt vor und wir beginnen zu spielen.

-Sevi
Ein Song folgt dem nächsten. Zum Glück verspiele ich mich bei dem Gedanken an Hennings und Maltes Kuss nicht, weil mir die Soli und die Beats einfach schon in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Doch dann haben wir ,,21,22,23" beendet und ich weiß, dass nun das Schlimmste des Abends folgt. Henning macht seine geplante Ansage.
Wie in Zeitlupe spielt sich die Szene direkt vor meinen Augen ab. Der Jubel des Publikums wird nur noch ein Nebengeräusch. Mein ganzer Fokus liegt auf Malte und meine Sicht beginnt sich vor loderndem Zorn und Eifersucht rötlich zu verfärben.

-Malte
Henning drückt mir einen leidenschaftlichen Kuss auf meine Lippen. Das Publikum jubelt und brüllt. Meine Augen schwenken zu Sevi. Fuck. Das alles hier hat nichts mit Gefühlen zu tun, ich weiß. Aber es fühlt sich trotzdem verdammt falsch an. Als würde ich Sevi betrügen, dabei sind wir nicht mal ein Paar. Verdammt. Der Kuss zieht sich in die Länge und schmerzt immer mehr. Hör auf. Bitte. Als könne er Gedanken lesen, beendet Henning den Kuss. Der Applaus ist immer noch nicht verstummt und wir stehen nun alle etwas bedeppert auf der Bühne.  "21, 22, 23" war unser letzter Song für den Abend. Warum gehen wir nicht von der Bühne? Warum zur Hölle bleiben wir hier stehen? Sevi tut es nicht. Er ergreift die Flucht und verschwindet hinter dem großen Vorhang hinter der Bühne. Los, geh schon! Henning, Chrissi und ich verbeugen uns und verlassen über die kleine Treppe die Bühne. Ich flüchte ebenfalls hinter den Vorhang und suche Sevi. Gar nicht so einfach bei solch einer riesen Bühne. Aber er ist nicht zu übersehen. Bitte. "Sevi?"

-Sevi
Meine Augen produzieren schon wieder diese unnützen Tränen. Sie laufen über meine Lippen und ich schmecke das Salz.
,,Sevi?"
Diese Stimme lässt alles in mir gefrieren. Mein Tresor wird mit einer dicken Eisschicht überzogen.
WENN DU MICH LIEBEN WÜRDEST, HÄTTEST DU IHN NIEMALS GEKÜSST! Das würde ich ihm am liebsten um die Ohren schreien. Doch nichts. ,,Geh weg.", bringe ich gerade noch zustande und versuche von der Bühne wegzukommen. Doch es gibt keinen Ausweg außer die Tür hinter Malte und ich möchte nicht, dass er meine Tränen sieht. ,,Das werde ich nicht tun!", sagt Malte laut hinter mir. Mein Rücken ist noch zu ihm gedreht. Ich zittere am ganzen Körper. Es ist wirklich die Eiszeit ausgebrochen... Ich höre Schritte hinter mir und bevor ich etwas tun kann, wirbelt Malte mich herum und blickt in meine von Tränen verquollenen Augen.

-Malte
Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange, aber er blockt ab. Bitte. "Du weißt schon, dass dieser Kuss zwischen mir und Henning nichts bedeutet hat, oder? Unserer schon. Aber ja, ich weiß. Du willst nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich habe es verstanden. Ich werde dir nicht mehr im Wege stehen. Wenn du möchtest, dass das so endet, dann wird es so enden. Ich glaube dir, wenn du sagst, es sei das Beste für uns." Ich will das nicht. Mein Blick fixiert weiterhin seine mit Tränen gefüllten Augen.
"Sevi. Es war schön. Danke. Ich lass dich jetzt in Ruhe. Freunde, richtig?" Von meiner eigenen Dummheit bestürzt mache ich mich auf den Weg zum Container. Ich brauche dringend etwas zu essen, um dieses schlechte Gefühl im Magen loszuwerden. Und wahrscheinlich ein wenig Alkohol. Idiot.

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Ja, diese Aktion gegen Homophobie ist nicht ausgedacht, sondern tatsächlich so passiert. Wer allerdings das originale Video kennt, weiß, dass sie eigentlich danach noch weitergespielt haben. Liza und ich haben das zu unserem Nutzen fürs Storytelling abgeändert. :)