Schlamm und Fußball im Park

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-Malte
Die Müdigkeit überkommt mich und ich schlafe auf der Stelle ein. Mein Traum umfasst einen weißen Raum voller Gedanken. Gedanken an den heutigen Tag. Es war großartig! Eine einzigartige Chance! Wir hatten viel Spaß! Alle sind super nett! Alle! Severin. Der Traum erlöscht und Stunden später erwache ich mit nem mächtigen Kater. "Scheiße, mein Kopf." Jedes Geräusch erzielt eine schmerzende Wirkung und ich schmeiße mir ein paar Tabletten ein, um das Dröhnen zu betäuben. Ich greife nach meinem Handy und schreibe Henning:

"He, guten Morgen! Danke nochmal für den geilen Tag gestern! War echt fett! Grüße an alle!"

Das Handy landet auf der Bettdecke und ich hüpfe unter die Dusche, um den Geruch des gestrigen Abends loszuwerden.

-Sevi
Meine Beine sind mit der Bettdecke verschlungen. Brummend öffne ich die Augen und blinzle gegen die helle Morgensonne an. Kein Kater. Zum Glück. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und flüchte mit Klamotten ins Bad, um zu duschen und mich umzuziehen. Henning sitzt schon mit Kaffee in der Küche und wir tauschen ein gemurmeltes ,,Guten Morgen" aus, bevor ich mich fertig mache.

Wir sitzen am Frühstückstisch. Essen ist beendet und Henning hat immer noch kein Wort mit mir gewechselt. ,,Warum bist du gestern einfach abgehauen?" Eine lange Pause entsteht. ,,Ich... Ich weiß auch nicht." ,,Ich glaube, Malte hat sich echt beschissen nach dem Abgang gefühlt und trotzdem hat er mir heute Morgen geschrieben, wie geil es war und dass ich Grüße an alle ausrichten soll..." Er mustert mich fragend. Na klar. Der gute Malte. Wie es mir dabei ging, steht nicht zur Debatte? ,,Hmm... Okay.", raune ich und schlürfe an meinem heißen Kaffee. ,,Mehr hast du nicht dazu zu sagen? Wir wollten heute eigentlich nochmal etwas zusammen machen. Zum Kennenlernen. Hat Chrissi gestern vorgeschlagen." Na toll... ,,Hmmm... Geht klar." ,,Wirklich?" ,,Jaja, schon okay."

-Malte
"Scheiße, schon so spät!!" Im Schnellgang laufe ich zur Küche und greife nach einem Brötchen. Leo mustert mich, während er sein Müsli verschlingt. "Hmm, wiüe warffs gefstern?", wirft er mir entgegen, während ich beherzt in mein Brot beiße. "Stopf dir doch ruhig noch mehr in den Mund, bevor du sprichst. Dann versteh' ich dich auch besser." Ich grinse ihm zu und beginne zu erzählen. Als mein Blick beiläufig die Küchenuhr schweift und ich bemerke, dass ich zu spät dran bin, schlinge ich das restliche Brötchen herunter und sprinte zur Tür. "Tschööö.", brülle ich durch die Wohnung und renne die Treppe herunter. Der Schwindel des Katers überkommt mich und ich bleibe kurz stehen, um wieder klare Sicht zu fassen. Ich mache mich auf den Weg zum verabredeten Treffpunkt und meine Gedanken kreisen wieder um all das, was gestern passiert ist. Sie bleiben immer wieder an Severin kleben. Ob ich ihn heute nochmal drauf ansprechen sollte?

-Sevi
Chrissi, Henning und ich stehen schon im Park und warten auf Malte. Wir wollen danach etwas rumschlendern, uns unterhalten, halt abhängen. Wie früher... Endlich kann ich mich wieder normal mit den Jungs über neue Melodieideen, Texte und geplante Gigs unterhalten. Ich weiß auch nicht wieso, aber wenn Malte nicht dabei ist, bin ich viel entspannter. Gerade lache ich über einen Witz , den Chrissi gemacht hat, als ein volltöniges ,,Hey!" mich wie ein Schlag von hinten trifft. ,,Hey!", begrüßen ihn Chrissi und Henning brüderlich mit einer Umarmung. Ich nicke ihm kurz angebunden zu und schaue dann wieder auf den Boden. Die Lust nach Lachen ist mir vergangen...

-Malte
Ich merke sofort, wie ich etwas Wichtiges, etwas Schönes unterbrochen habe. Etwas, was man nur mit seinen Freunden teilt. Die Ruhe wird immer bedrückender und ich spüre wieder den stechenden Schmerz in meinem Kopf. Ich reibe mir die Schläfen. "War gestern etwas zu viel Bier.." Ich kann die Stille nicht brechen und schiebe mit meinen Schuhen den Dreck auf dem Boden hin und her. Gestern war das irgendwie alles entspannter.

-Sevi
,,Also ich habe keinen Kater, im Gegensatz zu euch, ihr Säufer.", meine ich grinsend. Es war mir dann doch zu peinlich, Malte in dieser Situation zu lassen. Sein Blick fliegt hoch und er mustert mich erstaunt. Sucht nach Unehrlichkeit in meinem Blick.

-Malte
Zum ersten Mal sehe ich so etwas wie Freude in seinem Gesicht. "Hmm, na vielen Dank auch." Beherzt kicke ich einen Stein in seine Richtung und beginne damit ein kleines Stein-Fußballspiel im Park. Ich schwenke meinen Blick über die Jungs und bleibe bei Severin hängen. Irgendwas stimmt hier nicht. Um meinen Blick zu lösen, beginne ich ein neues Gespräch. "Henning, wo hast du Alice gelassen?"

-Sevi
,,Die macht heute einen Ausflug mit ihrer Familie. Kann ja nicht immer nur mit ihrem Freund abhängen.", ruft Henning Malte zu und kickt den Stein in Richtung Chrissi. Zum ersten Mal entspanne ich mich in Maltes Gegenwart. Dieser will gerade den Pass von Chrissi annehmen, als er auf dem schlammigen Boden ausrutscht und auf seinem Hosenboden landet. Das wäre ja kein Problem, wenn ich nicht neben ihm stände und er sich aus Reflex an mir festhält, nur um mich dann mit in den Dreck zu ziehen.

-Malte
Gelächter hallt durch den Stadtpark, während uns ein paar ältere Herrschaften von der sicheren Seite beobachten. "He, sorry. Du warst leider der Erste, an dem ich mich festhalten konnte." Ich blicke in seine Augen und hoffe, dass er nicht verärgert ist. Das Aufstehen gestaltet sich etwas schwierig, aber ist auch geschafft. Ich reiche Severin meine Hand, um ihm aus dem Schlamm zu helfen. "Schlammflecken sind jetzt im Trend, hab' ich gehört..", rufe ich ihm zu, während er sich ein Grinsen verkneift.

-Sevi
,,Vor allem am Hintern.", erwidere ich lachend und lasse mich von ihm hochziehen. Seine verschmitzten blauen Augen mustern mein Lächeln und seine Mundwinkel verziehen sich automatisch ebenfalls zu einem Grinsen. Dabei entstehen zwei Grübchen in seiner Wange. Warum fällt dir sowas auf?! Kurz starre ich noch auf seine Grübchen, bis ich mich kopfschüttelnd abwende. Komischer Moment... Sein Grinsen verrutscht leicht und er schaut nun ebenfalls peinlich berührt auf seine Schuhspitzen. Dann bemerke ich, dass ich immer noch seine Hand halte und lasse sie abrupt los. ,,'Tschuldigung...", murmle ich und werde rot wie eine Tomate.

Liebe auf den zweiten Blick [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt