Verlass mich nicht

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-Sevi
Seine Lippen auf meinen scheinen alle Kanäle zu Tränen zu verschließen. Meine Hände ziehen ihn näher an mich. Mit einem Ächzen stöhnt die Couch unter uns, als er sich mit dem Ellenbogen neben meinem Gesicht abstützt. Seine Zunge fährt durch meinen Mund. Sanft. Zaghaft. Als wäre sie das erste Mal hier. Ich habe keine Kraft, ihn mit so heftiger Wucht zu küssen, wie er mich. Meine Energie ist aufgebraucht. Er tankt mich wieder auf. Fast schüchtern streichelt er mein Gesicht. Gibt mir das Gefühl von Geborgenheit. All die Vorwürfe gegen ihn verfliegen in dieser Streicheleinheit , in dem Geschmack, den er in meinem Mund hinterlässt, in der Wärme, die nun durch meinen Körper kriecht. Sanft holt er mich zurück. Küsst mich ganz leicht, als würde ich gleich zerbrechen. Er hält sich offensichtlich zurück. Nur für mich. ,,Malte..." Sein Name liegt wie ein Gebet in der Luft. Dieses eine Wort gibt ihm Ansporn. Seine Küsse werden intensiver. Er streichelt die Innenseite meiner Oberschenkel. Presst sich hart gegen mich. Vor aufgestauter Lust gequält wölbe ich mich ihm entgegen. Ziehe ihn an mich. Halte ihn fest. Fest bei mir. Geh nie wieder vor. Sein Atem streicht gegen mein Ohr. ,,Du bist so schön... So wunderschön." Ein sanfter Kuss landet auf meinem Hals. ,,Ich will dir all das geben. Alles von mir. Überall." Seine Zähne knabbern an meinem Hals. Ich stöhne. ,,Ich verspreche es."

-Malte
Das Adrenalin pumpt durch meinen ganzen Körper und scheint auch ihn langsam zu erreichen. Gott, ich liebe dich so sehr. Die Couch knarzt unter unseren intensiven Küssen. Zu.. wenig.. Platz.. Ich richte mich auf, packe ihn und ziehe ihn mit auf mein Bett. Besser. Sein Körper lässt sich auf meinem nieder und er verteilt liebevolle Küsse in meinem Gesicht. "Du bist.. unglaublich. Ich liebe dich. So sehr.", raune ich zwischen seine Küsse und erwidere diese mit einem zaghaften Knabbern an seiner Lippe. Bitte lass mich nicht allein. Nie. Ich brauche dich. Es tut mir so leid. Ich liebe dich.

-Sevi
,,Hmmm..." , mache ich, während seine Hände zögerlich unter mein T-Shirt wandern, fast um Erlaubnis bitten. Ich nicke ihm unmerklich zu. Sofort reißt er mein Oberteil von mir und betrachtet gierig meinen Oberkörper. ,,Oh Sevi... Wie kann man so schön sein...?" Augenblicklich kriechen rote Flecken meinen Hals empor und lassen mein Gesicht erröten. Diese verdammten Flecken... Ich mag sie nicht. Sie sind vollkommen unnötig und abstoßend. Malte bemerkt mein Unbehagen und krabbelt zu mir nach drüben. Seine Küsse landen auf jedem einzelnen der roten Flecken. ,,Sie sind wunderschön, Sevi.. Weil sie zu dir gehören..." Die roten Spuren breiten sich augenblicklich über den Ansatz meines Oberkörpers aus und ich schlinge verlegen die Arme um mich. Sanft zieht Malte mich von hinten an sich und streichelt über meine Hände, die sich fest um meinen Körper krallen. ,,Lass das, Sevi..." Betäubt schüttle ich den Kopf. ,,Lass es... Bitte. Du brauchst dich vor mir nicht zu verstecken."

-Malte
"Du bist.. unglaublich. Wunderschön. Atemberaubend. Alles, was man sich nur vorstellen kann. Aber ich brauche mir das nicht vorstellen. Ich habe dich ja direkt vor mir. Ich könnte glücklicher nicht sein.." Die Worte sprudeln nur so aus meinem Mund und ich frage mich langsam, warum mir das immer so schwer gefallen ist. Vor allem bei ihm. Mit meinen Händen fahre ich über seinen Bauch und versuche, seine verschränkten Arme zu lösen. Eigentlich weiß ich, welche Knöpfe ich bei Sevi zu drücken habe, aber heute scheinen wir nichts zu überstürzen. Ich kann spüren, wie sein Herz in seiner Brust schlägt. Es scheint förmlich herauszuspringen. "Ich liebe dich, Sevi.

-Sevi
,,Ich dich auch.", flüstere ich und presse meinen nackten Rücken gegen seine warme Brust. Seine Hände, die meinen Bauch umschließen, geben mir Halt. Aber die Kälte kriecht zurück in meine Poren. Eine gemeine Stimme flüstert in mein Ohr: ,,Hast du etwa schon vergessen, wie er dich behandeln wird, wenn ihr wieder hier draußen seid? Er wird kein Wort darüber verlieren, dass du atemberaubend und wunderschön wärst.... Kaum wird ein Fan aufkreuzen und schüchtern nach einem Foto fragen, wird er deine Hand loslassen und dich keines Blickes würdigen. Schön und gut, wenn er hier mit dir rumknutscht... Aber draußen? Was ist da?" Mein Mund presst sich zu einer harten Linie zusammen. Ich wünsche mir so sehr, dass er mich versteht.

-Malte
Ich bedecke seinen Hals weiterhin mit Küssen, aber es kommt keine Reaktion. Nichts. Sein Körper verkrampft sich nach und nach in meinem Armen. Ich lasse seine Hände los und lasse auch mich zurückfallen. Da sitze ich nun. Wie ein bockiges Kind in meinem Bett. Mit dem Mann meiner Träume. Aber DU schaffst es ja nicht, ihm das zu zeigen. DU IDIOT. "Ich verstehe schon..", flüstere ich, stehe auf und richte meine Klamotten. Auch Sevi richtet sich auf und setzt sich auf die Bettkante. Ich setze mich zu ihm. "Sevi.. ich.. ich weiß nicht, ich kann es dir einfach nicht erklären. Ich weiß doch nicht, warum ich so bin... wie ich bin. Ich würde dir gern' jede Sekunde zeigen, wie sehr ich dich liebe, aber irgendwas... Da ist ein Riegel. Er verschließt mich. Er öffnet sich nur, wenn wir alleine sind. Es.. tut mir so leid. Wirklich. Ich möchte dir nicht das Gefühl geben, du seist mir nicht wichtig. Ich... ach scheiße. Ich hasse mich grad so sehr dafür. Es tut mir leid. So so leid. Ich weiß nicht, was ich tun soll.. Sevi.. verlass' mich nicht. Bitte. Ich kann nicht ohne dich. Ich will nicht ohne dich. Ich liebe dich doch.. das alles ist.. FUCK."

-Sevi
,,Ich hatte nicht vor dich zu verlassen..." , flüstere ich mit belegter Stimme, "Nur... Nur weißt du. Es tut einfach scheiße weh, immer zurückgestoßen zu werden. Wir laufen durch die Innenstadt. Ich greife nach deiner Hand. Kaum schaut jemand zu uns, vergräbst du sie in deinen Jackentaschen. Wenn ich dich küsse und jemand hereinplatzt, löst du dich sofort, als wäre ich giftig. Bloß nicht Gefühle zeigen... Einfach weiter Messer in mein Herz rammen. Fühlt sich bestimmt toll an. Zu spielen, dass man hetero ist. Da fällt man ja nicht auf. Da brauch' man sich ja nicht dem dummen Severin zu widmen. Ich liebe dich. Sehr. Weißt du? Und du zeigst mir hier drinnen, dass du es auch tust. Aber draußen nicht. Draußen bin ich ein Niemand. Was würdest du tun, wenn Henning Schwule nicht mögen würde? Würdest du mich verleugnen?"

-Malte
"Sevi... ich.." Die Tränen, die vorhin nicht kommen wollten, folgen jetzt. Gepaart mit Geschluchze und den verzweifelten Versuchen, Sevi in irgendeiner Weise zu erklären, warum... warum ich so ein riesen Volltrottel bin. "Nein.. nein.. nein.. ich will dich nicht leugnen. Nie. Niemals. Aber.. aber.. ich weiß es nicht. Es fällt mir einfach verdammt schwer, okay? Ich verstehe doch selber nicht, warum ich mich davor so scheue. Ich meine, was ist schon dabei? .. Oder? Ich möchte dich nicht verletzen, das.. das kann ich nicht. Anscheinend ja schon. Es tut mir leid. Ich werde.. ich werde mich ändern. Wirklich. Ich will nicht nicht verlieren. Du bist doch alles, was ich habe.. Sevi.. es tut mir so... leid." Meine Stimme versagt und ich schlage die Hände vor's Gesicht. Wie blöd kann man eigentlich sein? So einen tollen Mann so schlecht zu behandeln, ist doch vollkommen bescheuert! Er tut alles für dich.. und du.. was machst du schon?

-Sevi
Meine Miene versteinert. Eine Welle der Gefühllosigkeit spült über mich hinweg. Mein Herz verschließt sich. Das macht es leichter. Wie in einem Tunnel betrachte ich das Geschehen von weit weg. Leere Versprechungen kann jeder machen... ,,Dann geh doch jetzt einfach mit mir nach unten und küss mich von dir aus vor deinen Eltern." Sein entsetzter Blick reicht aus, um meine Vermutung zu bestätigen. Ein kurzes Verkrampfen in meinem Magen. Mit purer Willenskraft kämpfe ich meine Verletzlichkeit zurück.  ,,Melde dich, wenn du endlich einen Grund für dein Verhalten hast. Hoffentlich früh genug. Mein Herz macht das nicht mehr mit." Meine monotonen Worte hängen wie Gewitterwolken in der Luft. Das Unheil brodelt sich zwischen uns zusammen. Sein gedämpftes Schluchzen ist verstummt. Rasch klaube ich mein T-Shirt auf, ziehe es über und durchschreite den Raum. >Ich möchte dich nicht verletzen, das kann ich nicht...< Schon passiert... Ruckartig dreht sich mein Kopf zu ihm. Er sieht mir nicht mal bei meinem Abgang zu. Seine Augen sind immer noch verborgen. Feigling. Ein dumpfes Pochen geht von meiner Brust aus und vertreibt all die Wärme, die er dort hinterlassen hatte. Ich kann das nicht mehr. Die Tür fällt hinter mir ins Schloss. Ein paar Augenblicke später stehe ich draußen vor der Haustür und stampfe mit verschleiertem Blick und einem stummen Kopf zur Bushaltestelle.

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Auf dem Bild sehen sie viel zu glücklich aus für dieses Kapitel, aber es ist süß, also bleibt es da. XD

Liebe auf den zweiten Blick [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt