-Sevi
Der Asphalt unter unseren schnellen Schritten ist rissig und bricht auf. Kleine grüne Pflanzen recken ihre zierlichen Köpfe aus der Betondecke empor. Der Frühling kommt. Der Wind ist schneidend und umstreift unsere Gesichter. Im Schweigen haben wir unsere Hände ineinander verschränkt, streicheln gegenseitig über unsere Handrücken in unbestimmten Kreisen, um uns aufzuwärmen. Sein Atem wird in eine Dunstwolke verwandelt und löst sich gen Himmel auf. Es ist ein klarer Tag. Seine Haut unter meiner ist kalt und ich spüre seine Nervosität. Alles an ihm schreit nach Flucht. Doch er bleibt beständig, setzt einen Fuß vor den anderen, lächelt mir verunsichert zu. Wir haben das große Einfamilienhaus erreicht. Nachdem wir mit dem Auto in der Nähe geparkt hatten, ist somit unser kleiner Spaziergang beendet. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder beklemmt darüber sein soll. Maltes Augen überprüfen den gelblichen Anstrich, den gepflegten Vorgarten und die weiße Haustür. Alles so vertraut. Entschlossen tritt er vor und betätigt den Klingelknopf, nicht allerdings ohne vorher meine Hand loszulassen. Es sollte mich nicht verletzen. Ich weiß, wie schwer es ihm fällt, offenkundig zu zeigen, mit mir zusammen zu sein. Doch der Schmerz bohrt sich dennoch in mein Herz wie eine Pfeilspitze. Es ist okay, Sevi. Du würdest auch nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen. Doch das interessiert mein Herz nicht. All diese Gefühle werden in den imaginären Schrank meines Innersten gesperrt und ich warte mit Malte auf das Öffnen der Tür. Von der anderen Seite sind Schritte zu hören.-Malte
Entschlossen öffnet meine Mutter die Tür und nimmt mich liebevoll in den Arm. Es ist schon eine Weile her, dass ich das letzte Mal hier war. Für sie bin ich natürlich immer noch ihr kleiner Junge und sie konnte mich nur schwer gehen lassen. Nachdem sie mich fast erdrückt hat und mir ein wenig die Luft wegblieb, fällt ihr Blick auf Sevi, der angewurzelt auf der Türmatte steht und ein nettes Lächeln in ihre Richtung wirft. Auch er wird mit einer herzlichen Umarmung begrüßt und wir treten, nachdem wir Jacken und Schuhe losgeworden sind, ins Wohnzimmer. Meine jüngere Schwester ist ebenfalls zu Hause und diskutiert mit meinem Vater über all das, was in der Welt so passiert. Vor seiner Reaktion habe ich ehrlich gesagt am meisten Angst. Nicht, dass er etwas dagegen hätte, aber.. es ist anders. Und plötzlich. Auch Mama folgt uns ins Wohnzimmer. "Das ist aber eine Überraschung! Warum hast du denn vorher nicht angerufen? Dann hätte ich wenigstens noch einen Kuchen backen können." Sie grinst in unsere Richtung und lotst Sevi auf den Sessel, während ich mich neben meiner Schwester auf die Couch fallen lasse und sie begrüße. "Ja,.. ach.. weißt du. So'n Spontanbesuch kann doch auch mal ganz schön sein." Ich spüre, wie sehr die Nervosität immer mehr in mir aufsteigt und richte Hilfe suchend den Blick auf Sevi. Scheiße. Sicherlich würde er jetzt gerne zur Beruhigung meine Hand nehmen und sanft meine Finger umspielen, aber er hält sich zurück.-Sevi
Ich fühle mich sehr unwohl in den Polstern des Sessels. Es ist merkwürdig, ihn nicht berühren zu können. Doch Malte hält seinen Blick eisern von mir und meinen Lippen fern, die noch vor Kurzem seinen Hals berührt haben. Widerwillig zuckt mein Blick zu seinem Hals und den darauf entstehenden roten und lilanen Flecken. Bis jetzt hat sie noch niemand bemerkt. ,,Also... Was verschlägt dich hierher, Malte?", fragt sein Vater und blickt ihn ernst an, nachdem er sein Gespräch mit Maltes Schwester beendet hat. ,,Äh...." Maltes Blick fliegt erneut Hilfe suchend zu mir. Ich schaue ihm tief in die Augen. Alles ist gut. Ich bin bei dir. Du schaffst das. Ich hoffe, er versteht mich auch ohne Worte. ,,Wolltest du uns einen Kumpel aus der Band vorstellen?", fragt seine Schwester neugierig. Das Wort 'Kumpel' gräbt sich in mein Fleisch.-Malte
"Ku..Kumpel? Sevi? Nein. Kein Kumpel. Mehr als ein Kumpel. Freund. Ja. Freund! Mein..." Meine Hände sind komplett benetzt mit Schweiß und auch meine Stirn scheint sich ihnen anzuschließen. Mama unterbricht mein kurzes Schweigen und stellt Tassen und Teller auf den Esstisch neben dem großen Bücherregal. "Ja, dein Freund. Kumpel. Freund. Ist doch alles dasselbe. Nett, dich kennenzulernen.", fügt meine Schwester hinzu und reicht Sevi freundlich ihre Hand. "Nein! Du verstehst mich falsch!" Sevi zuckt vor meiner Lautstärke zusammen und auch ihn scheint ein wenig die Pumpe zu gehen. "Mein Freund.. ihr wisst schon. Wir.. wir sind mehr als Freunde. Ja, auch beste Freunde, aber noch mehr als beste Freunde. Wir.. also wir.. wir haben was miteinander. Nein, also wir sind ein Paar. Wir sind in einer festen Beziehung... und das nicht erst seit gestern. Wir.. wir lieben uns." Erschöpft lasse ich mich in die Kissen auf der Couch fallen und blicke in die Runde. Hallo? Kann bitte jemand diese peinliche Stille beenden? HALLOOOOOO?!-Sevi
Stille. Drei weit aufgerissene Augenpaare mustern ihn. Und eins, was ihn liebenswürdig ansieht und ihn am liebsten in den Armen nehmen will. ,,Ja... Also... Wie er sagt. Anfangs mochten wir uns eigentlich gar nicht und das hat sich dann eben alles so entwickelt..." Ich lache verlegen, doch alle anderen sagen nichts. Meine Stimme ist brüchig und das unangenehme Schweigen setzt sich fort. Sagt doch etwas, bitte. Es ist Maltes Mutter, die als zweites die Stille bricht: ,,D-Du? Du hast etwas mit... Einem Kerl? Das... Oh... Wow." Sie lächelt ihn aufmunternd an. ,,Es freut mich so für dich, dass du jemanden gefunden hast, der dich glücklich macht." Malte atmet erleichtert auf. Doch, da bleibt noch- Die grauen Augen seines Vaters haben die Farbe von Gewitterwolken angenommen. Ich kann den Donner förmlich grollen hören. Seine Hände sind zu Fäusten geballt. ,,Du? Du bist schwul? Warum hattest du dann etwas mit Jessica oder all deinen anderen Freundinnen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn." Malte schaut betreten zu Boden. ,,Aber Dad, ich-" ,,Nichts ich. Hast du uns angeschwindelt, oder wie?" ,,Papa! Was soll das? Es ist doch egal, welches Geschlecht Maltes Partner hat! Man brauch' sich nicht immer in Schubladen zu schieben. Dann liebt er eben einen Mann. Na und? Das muss ja nicht gleich heißen, dass er euch angelogen hat. Man kann doch lieben, wen man will, verdammt!", schleudert Maltes Schwester ihm entgegen und wird ganz rot im Gesicht.-Malte
"Ich äh.. danke. Ich muss kurz frische Luft schnappen." Wütend über die Reaktion meines Vaters, mit der ich ja eigentlich schon fast gerechnet habe, stürme ich aus der Haustür und lasse mich auf den Stufen davor nieder. "Verdammte Scheiße, ey!" Verwundert blickt eine ältere Dame mich von der Seite an, die gerade den Gehweg passiert. Die Steine vor mir landen im Rasen und geben jedesmal ein klägliches BLOP von sich. Es war so klar, dass das kommt. Toni hat vollkommen Recht. Es ist egal, wen man liebt, ob Mann oder Frau. Na dann hab ich davor eben nur Frauen mit nach Hause gebraucht. NA UND? Scheiße. Aber Sevi ist besonders. Und ich hatte gewiss noch nie so viele Gefühle für einen einzigen Menschen.
(Toni=Antonia, seine Schwester)-Sevi
Malte schlägt wütend die Tür hinter sich zu. ,,'Tschuldigung." Fast augenblicklich stürme ich ihm hinterher. ,,Was soll das, Noel? Es ist doch nichts dabei, ob-" Weiter kann ich Maltes Mutter nicht folgen, denn die Haustür schließt sich hinter mir. Malte sitzt mit gebeugtem Rücken auf den Treppenstufen, die zum Eingang führen, und schleudert brutal einen Stein nach dem anderen in das frische Gras. ,,Malte?" Ich setze mich neben ihn. Sofort ergreift er meine Hand und klammert sich daran fest. ,,Mein Vater ist so ein Arschloch." ,,Sag sowas nicht. Er muss sich auch erstmal an all das gewöhnen. War vielleicht alles etwas plötzlich..." ,,Etwas plötzlich?", giftet Malte und entzieht seine Hand meiner Streicheleien, "Hätte ich noch einen Monat warten sollen oder wie? Willst du das? Es... Er... Tut mir leid. Du kannst ja nichts dafür. Sorry. Ich liebe dich." So viele Emotionen auf einmal rauschen durch seine Stimme und flackern in seinen Augen auf. ,,Ich dich mehr...", flüstere ich und lege behutsam meinen Arm um seine Schulter. Malte entspannt sich etwas. Er saugt meinen Geruch in sich auf.
,,Nicht möglich, Bärchen..."
,,Doch!"
,,Nein!"
,,Doch!"
,,Pffff..." Schmollend ignoriert er meine Hand, die seinen Nacken entlang fährt. ,,Och Hasi... Sei nicht böse. Du kannst ja nichts dafür, dass ich dich mehr liebe." Er grinst. ,,Ach Sevi... Ich will doch bloß, dass sie sehen wie glücklich du mich machst. Ich liebe dich so sehr... Und... Ach... Das ist alles so blöd gelaufen."-------
Es muss nur noch kurz gesagt sein, dass wir nicht wissen, ob Malte Geschwister hat, sondern es bloß passend fanden, und dass all diese Rpgs entstanden, bevor das zweite Album rauskam. Sprich, alle entstehenden Parallelen waren nicht geplant. XD
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Liebe auf den zweiten Blick [✔]
Fanfiction!!WER ETWAS GEGEN HOMOSEXUELLE BEZIEHUNGEN HAT, SOLLTE DIESER FF FERNBLEIBEN. HOMOPHOBE KOMMENTARE HABEN HIER NICHTS ZU SUCHEN!! *** Diese Geschichte ist ein Roleplaygame, das zusammen mit einer guten Internetfreundin entstanden ist. @vonwegenlizzie...