28.

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Licht schien durch meine geschlossenen Augenlider. Es war still und nur ein Vogel war zu hören.
Langsam öffnete ich meine Augen und brauchte ein paar Sekunden um mich zu orientieren. Mein Kopf dröhnte schlimmer als wenn man zu viel Feuerwhisky getrunken hätte. Wage kamen die Erinnerungen an das Geschehene zurück.
Blinzelnd musterte ich den Raum und tastete vorsichtig mit meinen Fingern meinen Untergrund ab. Es war erstaunlich weich, deutlich weicher als das Sofa. Auch die Wände kamen mir langsam bekannt vor. Ich lag in meinem Zimmer. Langsam ließ ich die letzte Nacht an mir vorbeiziehen. Ich konnte mich nicht im geringsten Erinnern wie ich in mein Bett gekommen bin. Die Kopfschmerzen wurden von dem denken auch nicht wirklich weniger.
Stöhnend drückte ich mich auf die Ellenbogen, wodurch meine Decke von meiner Brust rutschte.
Mit Erleichterung stellte ich aber jedoch fest, dass mein Shirt bis vor kurzem noch an der Stelle lag, an der ich es plaziert hatte.
Vorsichtig ließ ich meinen Blick etwas weiter runter wandern. An der Stelle wo zuerst die Wunde war, befand sich nun eine sauber genähte kleinere Wunde die aber nicht mehr offen war und bereits zu heilen begann.

Leise wurde meine Tür geöffnet und ein roter Lockenkopf schob sich ins Zimmer.
"Oh Mr. Graves Sie sind wach. Wie schön. Darf ich fragen wie Sie sich fühlen?" Schnell trat Mr. Scamander in das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. "Bis auf die Kopfschmerzen geht es mir erstaunlich gut. Haben Sie die Wunde genäht?" Gab ich zu verstehen. Aber es stimmte ich spielte nichts runter. Bis auf die Kopfschmerzen ging es mir relativ gut.
Nickend zog Mr. Scamander einen Stuhl zu mir ans Bett, wie er es sonst auch immer tat. " Tut die Wunde denn noch weh? Ich hab sie fast Stündlich desinfiziert und mit bestimmten Salben versorgt damit die Entzündungen rausgehen." Überrascht richtete ich meinen Blick auf ihn. "Sie waren.. Sie haben fast jede Stunde?.. Aber wann haben Sie denn geschlafen?" fragte ich irritiert. Er muss doch verrückt sein, immerhin war es sicher schon fast wieder Abend.
"Garnicht. Ihre Wunde war relativ tief weswegen eine hohe Gefahr bestand das sie auch eitern wird. Hätte ich es nicht getan wäre Ihre Wunde jetzt schwer entzündet. Das Risiko konnte und wollte ich nicht eingehen. Nach ein paar Mal säubern haben auch die Salben und Tränke angefangen zu wirken. " Atemlos hörte ich Mr. Scamander's Bericht zu. Er war wirklich wach geblieben nur damit es mir gut geht? Ich kann mich nicht entsinnen das je jemand sowas für mich getan hat. Ich war den anderen sowieso egal, immerhin bin ich ein Graves und die werden nicht verletzt.
Anscheinend habe ich ein Talent dafür, dass in Frage zu stellen. "Und Mr. Graves? Da wäre noch etwas. Die Präsidentin hat mich in einem Brief gebeten, Ihre aktuelle Situation zu benennen. Sie meinte es wäre am besten, wenn Sie sich die nächsten zwei Tage noch ausruhen, damit die Wunde nicht sofort wieder auf geht. Bitte sein Sie nicht sauer darüber. Jeder normal denkende Heiler hätte Sie für mindestens eine Woche krankgeschrieben." Nervös rutschte Mr. Scamander neben mir auf dem Stuhl hin und her.
Seufzend musste ich ihm aber recht geben. Das die Wunde wieder auf geht wäre es wirklich nicht wert. Dann wäre ich noch länger krank. Es ärgerte mich nur, dass ich bereits jetzt so viele Fehltage habe wie.. Wie eigentlich noch nie. Ich war immer Arbeiten, weswegen auch nicht?
Wenn ich jetzt weiterhin so viel fehle macht das den Eindruck, als wäre ich schwach und immernoch nicht komplett und zuverlässig einsetzbar. Ich will auf keinen Fall das die Leute sowas von mir denken!

Nach einer kurzen Zeit des Schweigens drehte ich meinen Kopf wieder zu dem Mann neben mir. "Mr. Scamander, wären Sie so nett und würden mir bitte das Hemd an meinem Kleiderschrank geben? Es ist sicher für uns beide angenehmer wenn mein Oberkörper nicht nur von einer Decke bedeckt wird."
Noch ehe ich ausreden konnte war der Mann bereits auf die Beine gesprungen und brachte mir mein Hemd. Kurz bevor er mein Bett erreichte, viel aber ein kleiner Zettel aus dessen Tasche.
" Verzeihung. " schnell hob der Magizoologe diesen auf und betrachtete ihn. Ich konnte mich garnicht mehr erinnern, dass diese Tasche gefüllt war. Langsam reichte der Brite mir mein Shirt, welches ich auch sofort anzog. "Was ist das für ein Zettel, Mr. Scamander?" Sichtlich peinlich berührt reichte er mir es.
Als ich erkannte um was für einen Zettel, nein eher um was für ein Bild es sich handelte, wurde auch ich kurz rot. Es war ein Bild von mir während meiner Ausbildung. Ich glaube ich war da Anfang 20 oder so, also schon eine Ewigkeit her. Neben mir war ein weiterer junger Mann, der zwei Lehrjahre unter mir war.
Lächelnd musterte ich das Foto. Ich hatte es seid einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen und wusste garnicht mehr das es überhaupt existierte.
"Mr. Graves? Sind.. Sind Sie das auf dem Bild?" Fragte Mr. Scamander neben mir und deutete auf den lachenden Jungen. Ich war so auf das Bild konzentriert, dass ich ihn beinahe vergessen hätte. "Mh? Achso, ja. Ja der eine Junge bin ich. Das Bild ist schon einige Jahre alt. Es wurde während meiner Ausbildung gemacht."Erklärte ich ihm schnell. Meine Augen beobachteten dabei weiterhin die sich im Bild bewegenden Jungen.
" Wie schön. Sie sollten öfter Lächeln, dass steht ihnen. " stellte der Brite fest. Leicht verdutzt über diese Aussage hob ich eine Augenbraue. Sowas hatte nun wirklich noch nie einer zu mir gesagt.  "Moment, ist der Junge der Sie ärgert etwa Theseus!?"
Entsetzt starrte der jüngere nun auf den weiteren jungen Mann auf dem Bild. Natürlich, ich habe total vergessen das Theseus ja sein älterer Bruder war. "Ja das ist Theseus. So professionell wie er heute ist war er leider nicht immer. Er hat vielen unserer Professoren die letzten Nerven geraubt. Er war zwei Lehrgänge unter mir, aber jeder kannte ihn. Dennoch war er einer der loyalsten und zuverlässigsten dort. Er hat sich immer darüber beschwert das ich diese Ausbildung ernst genommen habe. Zu ernst seiner Meinung nach. Er hatte immer etwas an meinem Aussehen auszusetzen. Dennoch wurden wir schnell sehr gute Freunde. "
Diesmal war es an Mr. Scamander, seine Fassung zu verlieren. " Sind Sie sicher das Sie gerade von Theseus geredet haben? Von dem Theseus der heute alles brav tut was man ihm sagt? Der Theseus den ich kenne? "
Wahre Verwirrung war ihm anzusehen. Leider konnte ich mir bereits während seiner Aufzählung kaum das Lachen verkneifen. Als ich dann aber seinen entgeisterten Gesichtsausdruck sah, war es entgültig mit mir vorbei.
Laut Lachend legte ich das Bild auf meinen Bauch und hielt mir meine Hände vors Gesicht. Es war einfach viel zu amüsant zu wissen wie sein kleiner Bruder über ihn dachte.
Noch immer lachend nahm ich meine Hände wieder von meinem Gesicht und sah zu dem Mann neben mir. Schlagartig blieb mir das Lachen aber im Hals stecken.
Ich hatte garnicht bemerkt wie nah Mr. Scamander und ich uns während dem Gespräch gekommen sind. Es war verdammt nah. Wenn ich gewollt hätte und meine Hand ausstrecken würde, würde ich direkt seine Wange berühren können.
Auch Mr. Scamander schien diese Nähe erst jetzt aufzufallen, da sich wieder die bekannte Röte auf seine Wangen stahl.
Fasziniert sah ich langsam von seinen Wangen in seine Augen. Erst jetzt bemerkte ich, dass sein Blick schon lange in meinen Augen verfangen war.
Mein Atem ging flach und leise in meiner Brust. Augenscheinlich nahm ich wahr, wie sich Mr. Scamander aus Reflex über seine Lippen leckte. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Blick daraufhin kurz zu seinen Lippen schoss.
Schnell richtete ich diesen wieder auf die wunderschönen grünen Augen vor mir. Wie jedes mal, nahmen sie mir auch diesmal wieder die Luft zum Atmen und ließen allein durch ihren Anblick meinen Körper erzittern.
Wie in Trance bewegte sich mein Kopf näher zu dem von Mr. Scamander. Dieser bewegte seinen ebenfalls ohne es zu merken wenige Zentimeter zu mir heran.
Gespannt hielt ich den Atem an, da ich seinen auf meinen Lippen spüren konnte. Da ich seine Augen nicht aus meinem Blick verlor, entging mir nicht, dass auch seine Augen kurz zu meinen Lippen huschten.
Mittlerweile bekam selbst sein Hals zarte rote Punkte. Seine Wangen glühten leicht und auch er schien es nicht zu wagen tief einzuatmen.
Vorsichtig, um den Moment nicht zu zerstören, schob ich meinen Kopf noch egwas mehr in seine Richtung. Beinahe berührten sich unsere Nasenspitzen. Kurz huschte ein fragender Ausdruck über meine Augen. Anstatt aber zu Antworten, oder etwas anderes zu tun, legte Scamander seinen Kopf leicht schief.
Noch ehe ich über meine Handlung nachdenken konnte, lagen meine Lippen auf den seinen.

Ich rechnete in dieser Sekunde mit allem. Das er panisch zusammen zuckte, sich sofort löste und aus dem Raum flüchtete, mich einfach nur geschockt ansieht oder mir eine klebt. Aber nicht mit dem. Vorsichtig, als wären seine Augenlider zerbrechlich wie die Flügel eines Schmetterlings, schloss er diese und erwiderte ganz sachte und unsicher den Kuss.
Selbst wenn es kaum zu spüren war, gab es mir neuen Mut und auch ich schloss meine Augen um den Kuss, diese Empfindungen, einfach in mich aufzunehmen.
Eines wusste ich aber schon jetzt : Es war kein Vergleich zu dem Kuss der nur aus Verlangen und einem missratenem Trank entstanden war. Dieser hier war viel sanfter und schöner und nahm mir jedes einzelne Bedenken.


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Das Bild von Percy und Theseus, welches ich versucht habe ein wenig zu beschreiben, ist das, was ihr oben sehen könnt. Ich finde es einfach so niedlich!

Gramander. Love is an open book, So write it. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt