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Vorsichtig und bereits wieder als wären meine Finger kein Teil meines Körpers den ich hätte kontrollieren können, strichen diese über die weiche Haut von Mr. Scamander's Nacken. Behutsam bewegte ich meine Lippen etwas mutiger gegen die seinen. Es war wie ein Feuerwerk, dass in mir zu explodieren schien. Noch nie hatte ich solche starken Empfindungen bei einem einfachen Kuss gespürt.
Sachte wanderten meine Finger ein klein wenig höher und vergruben sich in den Haaren von Mr. Scamander. Sie waren unglaublich weich. Etwas anderes hätte ich auch ehrlich gesagt nicht erwartet. Mühsam versuchte ich mich zu zügeln und nicht sofort beide Hände in seinen Haaren zu vergraben und ihn daran nur noch enger an mich zu ziehen.
Es war absolut kein Vergleich zu dem ersten Kuss, auch wenn dieser hier deutlich ruhiger war. Es war perfekter als perfekt.
Gerade als ich den Kuss ein wenig vertiefen wollte, spürte ich wie Mr. Scamander sich ruckartig von meinen Lippen löste. Leicht verwirrt sah ich zu ihm. Er war rot wie eine Tomate, sodass selbst seine Haare blass dagegen aussahen. Seine Lippen waren trotz das es ein ruhiger Kuss war leicht geschwollen, was sie nur noch begehrenswerter machte. Daraus konnte ich nur entnehmen, dass er noch nicht wirklich oft geküsst hatte oder geküsst wurde. Geschockt sah der Brite zu mir, bevor  er langsam seine Fingerspitzen an seine Unterlippe legte und über diese  fuhr.
Noch immer leicht verwundert sah ich zu ihm. "I-ich.." stotterte der Magizoologe und versuchte die richtigen Worte zu finden. Langsam wurde nicht nur ihm die Situation deutlich unangenehm. Ich hatte ihn wieder geküsst obwohl ich mir schwor es nie wieder zu tun. Ich meine davor war es einfach nur ein Kuss der nie hätte sein dürfen. Allein schon da dieser Kuss mit einem Mann war. Es war wie eine verbotene Frucht an die nicht mal nur gedacht werden durfte. So sehr ich diesen Kuss bis jetzt auch genoss, so sehr bereute ich ihn auch sofort wieder.
"I-ich... E-es.. Das eben.. Es tut mir leid. Das.. Das war.." stammelte der Mann erneut. "Nein, mir tut es leid Mr. Scamander. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist und ich schäme mich dafür zu tiefst. Ich bitte vielmals um Verzeihung. Ich verspreche das so etwas nicht wieder vorkommen wird." unterbrach ich ihn schnell. Ihn traf keine Schuld. Er hat den Kuss nicht begonnen.
Eine peinliche Stille entstand, in der Mr. Scamander seinen Blick nur auf den Boden gerichtet hatte. Ich selber sah auf meine Hände, um ihn nicht ansehen zu müssen. Dieser Moment war deutlich schlimmer als der, nachdem ich den ersten Kuss unterbrochen und beendet hatte. In letzter Zeit verstand ich mich einfach selbst nicht mehr. Über kaum eine meiner Handlungen hatte ich noch Kontrolle, kaum einen klaren Gedanken konnte ich noch fassen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder. Das war so garnicht ich.

Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Mr. Scamander erneut zu etwas ansetzen wollte, doch ich unterbrach ihn schnell. Er musste sich nicht rechtfertigen. "Sie brauchen keinen Grund finden weswegen Sie den Raum verlassen wollen. Es steht Ihnen immer zu, gerade jetzt nach dieser Aktion." erklärte ich möglich rational. Nach einem kleinen Nicken schlurfte Mr. Scamander wirklich aus meinem Zimmer und ließ die Tür hinter sich mit einem kleinen Klicken ins Schloss fallen.
Das Feuer welches ich noch vor ein paar Minuten verspürte, erlosch nun entgültig. Die bekannte Kälte, die ich seid Mr. Scamander's Anwesenheit nicht mehr gefühlt hatte, kam schlagartig zurück und unhühllte mein Inneres.



*

Die letzten zwei Tage verliefen ereignisslos. Mr. Scamander sah ich kaum. Nur ab und zu mal. Ich versuchte ihn so gut es ging zu meiden. Irgendwie musste ich mein Leben wieder in den Griff bekommen. Da dies in Scamander's Nähe nicht ging, musste ich es eben so machen.

Möglichst rational denkend, erledigte ich meine Aufgaben und bereitete mich in meinem Arbeitszimmer für weitere Fälle vor oder nahm ältere noch mal unter die Lupe. Es war eigentlich wie vor dem Vorfall mit Grindelwald. Ich stand früh auf, aß etwas, ging zur Arbeit, machte dort Überstunden und hatte den Kopf so voll, dass kein Platz für unnötiges eindringen konnte, kam spät nach Hause und machte ab da an noch bis spät in die Nacht an anderen Fällen weiter oder erledigte Aktenkram. Die Albträume blieben jedoch unverändert. Aus diesem Grund blieb ich abends immer länger wach. Halb eins, um zwei, dreiviertel drei und schließlich um vier.
Mr. Scamander kam mir dabei kaum zu Gesicht. Weder bei MACUSA noch zu Hause.

Gramander. Love is an open book, So write it. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt