Als ich am Samstag mit Kendra durch das Einkaufszentrum schlendere, ist das Gespräch zwischen Ben und mir unser Hauptthema.
Ich habe lange überlegt, ob ich davon erzählen kann, denn so lange kennen wir uns noch nicht. Da ich aber unbedingt mit jemandem sprechen muss, hat sie diesen Vertrauensvorschuss verdient. Außerdem ist sie eine gute Zuhörerin und stellt genau die richtigen Fragen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Ben jemand ist, der sein Interesse so schnell preisgibt", staunt sie. „Ich hätte nicht gedacht, dass Ben jemand ist, der überhaupt Interesse an jemandem hat", füge ich an.
„Das stimmt. Die Mädels in seiner Stufe sind ihm lange hinterher gerannt, als er noch regelmäßiger in der Schule war. Sein Bad Boy Image hat ihn ziemlich beliebt gemacht..."
Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie die Mädchen auf ihn flogen. Ich verzog das Gesicht bei dem Gefühl, dass sich in meinem Magen ausbreitete.
Der nächste Tag beginnt mit dem aggressiven Klingeln meines Weckers. Es ist Sonntag und ich wünschte, ich könnte diesen Tag wie jeder andere Teenager verbringen: schlafend.
Stattdessen helfe ich im Café, denn sonntags ist immer am meisten los. Ich spüre meine müden Knochen jetzt schon und erinnere mich an den Muskelkater, den ich beim letzten Mal davon getragen habe.
Wir schenken den ganzen Morgen Kaffee aus, servieren Frühstück und bereiten Kuchen für den Nachmittag vor. Die Zeit rennt so schnell und mittlerweile ist es für mich Routine geworden, die Gäste zu bedienen. Ich lasse kaum noch etwas fallen und wenn, dann erst hinter dem Tresen. Es macht mir schon ein bisschen Spaß, vor allem wenn Leute bei uns vorbeikommen, die sich sonst kein warmes Getränk leisten könnten.
Die lächelnden, dankbaren Gesichter sprechen für sich.
Wir schließen den Laden um 19 Uhr und Melinda putzt die Küche, während ich vorne die Tische abwische und den Boden fege. Es wird langsam dunkel und ich spüre, wie meine Augen schwerer werden.
Plötzlich geht hinter mir die Tür auf. So ein Mist, ein verspäteter Kunde. „Wir haben geschlossen.", sage ich genervt ohne mich umzudrehen.
„Weiß ich.", antwortet eine dunkle Stimme. Ich drehe mich um und vor mir stehen sechs große, in schwarz gekleidete Männer. Sie alle haben Kapuzenpullover an, schwere Ketten um ihren Hals und einige Tattoos sogar im Gesicht.
Mein Herz beginnt zu rasen, denn ihre Mimik und ihre gesamte Ausstrahlung wirkt bedrohlich. Dass sie sich direkt vor mir so aufstellen, kann nichts gutes bedeuten.
Mit großen Augen schaue ich durch die Reihen, als mein Blick an einem von ihnen hängen bleibt.
Ben schaut mich gequält an und zuckt zusammen, als er meinen Blick auf sich bemerkt.
„Wo ist Melinda?", fragt mich der Typ ganz vorne.
„Ich... sie... was wollt ihr von ihr?" meine Knie zittern und ich kann mich nicht bewegen. Ich kann kaum atmen, bleibe wie angewurzelt stehen.
„Du bist die kleine Maria, richtig?", sagt er und sein Lächeln lässt mich gefrieren. Ich nicke.
Er kommt auf mich zu und legt mir seinen Arm um meine Taille, fast schon ein Stück zu weit unten. Er schiebt mich in Richtung Tresen. „Pass mal auf, Maria. Ich stelle hier die Fragen - du antwortest. Verstanden?" Ich nicke, sehe zitternd zu Ben, der meinem Blick ausweicht.
Wieso macht er nichts?!
„Also, wo ist das Geld? Und wo ist Melinda?"
Ich antworte ihm nicht. Selbst wenn ich wüsste, wo das besagte Geld ist, ich könnte nicht sprechen. Meine Muskeln versagen und bevor ich an Ort und Stelle zusammenbrechen kann, Kralle ich mich an dem Holz des Tresens fest.
„Ich bin eigentlich ein Gentleman. Ich weiß, wie man sich benimmt und ich würde es wirklich schade finden, wenn ich dir in dein hübsches Gesicht schlagen muss. Du bist hübsch Maria, das wollen wir so beibehalten."
Tränen. Mir steigen so viele Tränen in die Augen, dass ich sie nicht unterdrücken kann. „Ich weiß nicht, um welches Geld es geht. Melinda ist hinten in der Küche.", antworte ich keuchend ohne ihn anzusehen.
Er legt einen Finger unter mein Kinn und lenkt meinen Kopf in seine Richtung.
„Hol sie", befiehlt er während er mein Gesicht betrachtet.
Einer der anderen weiß auch ohne Augenkontakt, dass er gemeint war. Oh Gott, hoffentlich tun sie ihr nicht weh.
Melinda tritt in Begleitung des Typen aus der Küche und betrachtet die Situation vor ihrer Nase.
Sie reißt die Augen auf und stößt einen kurzen Schrei aus. „Lio, ich habe dir doch gesagt, ich gebe dir das Geld heute. Wieso bedrohst du meine Nichte, ohne mit mir gesprochen zu haben?"
Er lockert seinen festen Griff um mich, streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Finger an mir zu spüren, bringt mich fast zum Kotzen.
„Melinda, meine Liebe. Dann ist ja alles gut. Ich habe mich mir mit deiner Nichte unterhalten und ihr gesagt, wie hübsch sie ist." Mit offenen Armen läuft er nun auf meine Tante zu.
Sie gibt ihm einen Umschlag, er schaut rein und gibt ihn nach einem kurzen Blick weiter. „Ich kann mich immer auf dich verlassen, nicht wahr?", fragt er sie und mit einem wütenden Blick nicht sie ihm zu.
Sie wenden sich ab zum Gehen, als mein Blick auf Bens Blick trifft. Er schaut verletzt und wütend, dabei bin doch ich diejenige, die verletzt und wütend sein sollte, denn er hat einfach nichts unternommen...
Wir setzen uns an den nächstgelegenen Tisch. Melinda entschuldigt sich immer wieder bei mir und erzählt, dass sie diesen Monat knapp bei Kasse war und Sorge hatte, ob sie das Geld wirklich aufbringen kann. Ich weiß genau, dass mein Schulgeld daran schuld ist. Es war teuer, mich in diese Schule zu bringen.
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Trust me, I am a Bad Boy. / Abgeschlossen
AdventureDie Geschichte wird derzeit überarbeitet. Die 16-jährige Maria wird von ihren Eltern zu ihrer Tante geschickt. Bei ihrer Tante wird sie es gut haben. Sie hat ein eigenes Café, in dem Maria aushelfen kann und sie kann die Schule beenden. Doch welche...