Melinda

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Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, sitzt bin aufrecht auf der anderen Seite des Bettes und starrt ins Leere. 

Langsam holen mich die Erinnerungen der letzten Nacht ein und als ich seinen Blick erkenne, weiß ich dass das nicht einfach nur ein Albtraum war. 

"Guten Morgen", murmle ich verschlafen. 

"Guten Morgen", antwortet er geistesabwesend. 

Ich rücke zu ihm, lege meine Hand auf seinen Rücken und schaue ihm in die Augen. "Wo warst du gestern Nacht?"

Er sieht mich kurz an, dann wendet er seinen Blick wieder ab. Anstatt mir zu antworten, steht er auf und läuft in die Küche. 

"Ben, du kannst der Frage nicht ewig ausweichen. Niemand wusste, wer auf Lara geschossen hat und du warst auf einmal verschwunden", seufze ich und folge ihm. 

"Hey", rufe ich ihm hinterher, als ich immer noch keine Antwort von ihm bekomme. Meine Verzweiflung und meine Wut brodeln tief in meiner Brust. "Was ist mit: Ab jetzt werde ich mit dir über alles reden", sage ich vorwurfsvoll. 

Er bleibt stehen, sein Kiefer bebt und er ballt seine Fäuste, bevor er endlich spricht. 

"Hör auf, mir so viele Fragen zu stellen. Du musst lernen, endlich mal die Klappe zu halten" 

Mit diesen Worten stampft er ins Bad, schlägt die Tür hinter sich zu und ich schaue ihm ungläubig nach. 

Mein ganzer Körper zittert unter der andauernden Anspannung. Er ist nicht er selbst, versuche ich mich selbst zu beruhigen, doch eigentlich macht mir das nur noch mehr Angst. 

Als er aus dem Bad kommt, zieht er sich eine Jeans, ein weißes Shirt und schwarze Schuhe an. Dann schnappt er sich die Waffe und läuft mit einem eiskalten, bedrohlichen Blick an mir vorbei. 

Ich will ihn aufhalten, doch sein Blick scheint mich zu versteinern. Ich kann nichts sagen, mich nicht bewegen und bleibe einfach zurück. 

Gedankenverloren mache ich mich fertig und auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Viel anderes bleibt mir gerade ja nicht übrig. 

Sascha und Hunter sitzen dort, trinken Kaffee. 

"Kann mich einer von euch zu Melinda fahren?", frage ich. Sie kreuzen ihre Blicke, dann schauen sie wieder zu mir. "Bitte", füge ich eindringlich hinzu. 

Hunter nickt. 

"Es wird nicht lange dauern", versichere ich ihm, als wir vor dem Café halten. 

"Ich warte im Auto", nickt er. 

Je näher ich an die Eingangstür trete, desto klarer wird das Schild, das dort über der Türklinke hängt: Vorübergehend geschlossen. 

Ich rüttle an der Klinke, doch die Tür bewegt sich nicht. Sie war noch nie verschlossen und ich brauche eine Weile, um meinen Schlüssel zu finden. 

In der Küche ist es dunkel, doch leise Geräusche dringen aus dem Arbeitszimmer. Ich folge ihnen und atme erleichtert aus, als ich Melinda sehe. Ich klopfe vorsichtig an den Türrahmen, damit ich sie nicht erschrecke. 

"Oh, hey mein Schatz", sagt sie überrascht. 

"Wieso ist das Café geschlossen?", frage ich und trete einen Schritt näher. 

Traurig schaut sie zu Boden, versucht die richtigen Worte zu finden. 

"Die Stadt spielt verrückt. Seit dem Lio nicht mehr da ist, gibt es zu wenig Männer für zu viele Geschäfte. Einige mussten schließen, damit nichts passiert. Ich habe mich freiwillig gemeldet", erklärt sie. 

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt