... zwei Stunden später höre ich auf zu schluchzen und zu reden, wie ein Wasserfall. Es kam einfach über mich, ich musste Melinda alles erzählen, denn sonst wäre ich wohl durchgedreht. Ich fing an bei den letzten zwei Monaten, bis hin zu Taylor und Jason und unseren Streit über die zwei. Dennoch lies ich den Part mit der Ohrfeige aus, denn ich wollte nicht, dass Melinda schlecht über Ben denkt. Der alte Ben hätte so etwas nie getan und ich gebe ihm mittlerweile nicht mehr die Schuld dafür. Wir haben uns beide verändert. Schließlich erzähle ich ihr von dem gestrigen Abend und von der Erkenntnis, dass ich schwanger bin. Als ich fertig bin, trinkt Melinda einen riesigen Schluck Wein und verzieht danach das Gesicht. Ich schaue sie an und das Warten auf ihre Reaktion fühlt sich unerträglich an.
"Ich bin die schlechteste Tante der Welt.", sagt sie. "Was? Nein!", sage ich. "Oh doch, kaum bist du bei mir, verliebst du dich in ein Gang-Mitglied, wirst entführt und am Ende bist du schwanger." Sie sagt das, ohne mich anzusehen und kurz bereue ich, ihr alles gesagt zu haben. "Nein, Melinda, das wollte ich damit nicht sagen." Doch sie nimmt mich gar nicht wahr. "Deine Eltern haben dir immer alles vorgeschrieben und ich dachte, wenn ich dir hier ein bisschen Freiraum gewähre, wird es dir besser gehen." "Das stimmt ja auch. Melinda die letzten Monate habe ich so viel über mich gelernt." Sie nimmt einen weiteren Schluck. "Das mag ja sein, aber dass du jetzt schwanger bist... deine Eltern werden dir und mir das nie verzeihen." Der Schock über diese Aussage sitzt tief. Aber sie hat recht. Es ist alles anders gekommen, als sie sich erhofft hatten. Ich möchte gerade etwas sagen, da steht Melinda auf. "Ich gehe kurz ins Bad." Ich nutze die Zeit, um auf mein Handy zu schauen. Keine neue Nachricht von Ben. Ich bin irgendwie enttäuscht.
"So, ich habe mich wieder beruhigt.", sagt Melinda, pustet sich eine Strähne aus dem Gesicht und setzt sich neben mich. "Also, weiß Ben schon davon?", fragt sie und ich schüttle den Kopf. "Nein, wir reden gerade nicht miteinander." Sie legt ihre Hand an die Schläfe und denkt nach. "Er muss es erfahren, das ist dir klar, oder? Es sei denn du..." Sie beendet ihren Satz nicht, doch ich weiß, was sie sagen möchte. "Es sei denn, ich will es nicht haben." Spreche ich es für sie aus. "Ehrlich gesagt, war das mein erster Gedanke, aber dann war ich schon drauf und dran Kleidung zu kaufen und Ernährungstipps zu lesen." Melinda schmunzelt. "Ich bin für dich da, das weißt du, oder?" Ich nicke. "Gut. Also dann gibt es ab jetzt keinen Wein mehr für dich und mehr Wein für mich." Wir müssen lachen. "Wir müssen uns informieren, wie das alles nun weitergehen soll, wie es mit der Schule aussieht und so weiter." Die Schule. Gerade bin ich zurück im Alltag, da habe ich die nächste tolle Botschaft für den Direktor.
Als ich mich an diesem Abend ins Bett lege, fühle ich mich gar nicht so schlecht, wie die letzten Tage. Ich schlafe sofort ein und träume von meinem alten zu Hause.
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"Und wie hat sie reagiert?", fragt Kendra mich mit großen Augen. Ich erzähle ihr gerade von meiner großen Beichte, während wir Pommes im Sammy's essen. "Sie hat ihr Weinglas ausgetrunken und hat fast eine Panikattacke bekommen.", antworte ich. Kendra lacht. "Oh man, das ist alles so verrückt. Merkst du denn schon was?" "Nein, das ist doch noch viel zu früh...oder?", frage ich unsicher. Ich habe überhaupt keine Ahnung davon, hoffe aber, dass ich nach meinem Frauenarzttermin morgen aufgeklärter bin als zuvor. "Keine Ahnung, wahrscheinlich.", sagt Kendra und steckt sich die nächste Pommes in den Mund. Kurz darauf verschluckt sie sich und hustet los. Ich will eigentlich lachen, aber sie zeigt unauffällig hinter mich. Ich drehe mich um und sehe, dass Ben draußen vor der Tür steht. Ein Schauer durchzuckt mich und mein Herz fängt an zu rasen. Wir haben uns seit einer Woche nicht mehr gesehen und auch nicht mehr miteinander gesprochen. Gut, ich habe seine Anrufe abgeblockt und seine Nachrichten gelöscht, also bin ich wohl schuld daran. "Willst du zu ihm gehen?", fragt Kendra. Ich schüttle sofort den Kopf. "Nein, wieso sollte ich?" Die Frage ist doof, denn ich weiß genau, wieso ich hingehen sollte, aber in Wahrheit traue ich mich nicht. Es wäre außerdem kein guter Ort, so auf einem Parkplatz.
Ben betritt das Sammy's mit zwei Freunden von ihm, die ich einmal flüchtig gesehen habe. Sie schienen mir kein guter Umgang zu sein und er erzählte mir, dass sie zu denen gehörten, mit denen er früher sehr viel Mist gebaut hatte. Es bereitet mir Bauchschmerzen, ihn mit diesen Leuten zu sehen, aber immerhin ist keine andere bei ihm. Als er sich auf einen leeren Stuhl setzt, treffen sich unsere Blicke und ich sehe deutlich, wie er zusammenzuckt. Ich drehe mich schnell um und Kendra zieht eine Augenbraue hoch. "Schätzchen, das ist sowas von zu spät. Ihr habt euch gerade mehr als deutlich gegenseitig angestarrt." Ich seufze und fahre mir durchs Haar. "Er kommt. Maria, er kommt her.", sagt Kendra mit geschlossenen Lippen. Ich balle meine Hände zusammen, damit sie nicht so sehr zittern. "Hey.", sagt er stumpf, als er an unserem Tisch angekommen ist. "Hey.", sagen wir synchron. "Können wir kurz draußen sprechen?" Ich nicke und folge ihm auf den Parkplatz. Seine beiden Freunde flüstern sich etwas zu als wir an ihnen vorbeigehen. Er hält mir die Tür auf und wir gehen ein paar Schritte an die Seite.
"Bist du bei Melinda?", fragt Ben wie immer sehr direkt. "Ja, bin ich." sage ich. Er nickt und blickt dabei in die Ferne. "Und... wie geht's dir?" Seine Stimme ist unsicher. "Soweit gut. Ich gehe wieder in die Schule, hab alles mit dem Direktor geklärt." Er schaut diesmal auf den Boden und kickt einen Stein zwischen seinen Füßen hin und her. "Das ist gut, schätze ich." Betretenes Schweigen. "Es tut mir Leid.", sagt er schließlich. "Was genau?", frage ich. Er seufzt. "Es tut mir Leid, dass ich dich geohrfeigt habe." Ich nicke anerkennend, sage aber nichts. Ich wollte eine Entschuldigung und nun habe ich sie. Es fühlt sich jedoch kein Stück besser an, als vorher. Ich weiß nicht, ob ich mir eine andere Art von Entschuldigung erhofft hatte, eine mit mehr Gefühl und mit der er um mich kämpfen würde; stattdessen ist es eine formelle, distanzierte Entschuldigung geworden. "Du hast gesagt, du würdest mir nie so etwas antun.", setze ich einen drauf. "Ich weiß.", flüstert er. "Was ist das jetzt mit... uns?", frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern. "Ich habe keine Ahnung. Du bist gegangen, du ignorierst mich. Ich würde sagen, es ist vorbei." Es tut so weh das von ihm zu hören. Er hat recht, ich habe ihn vollkommen ignoriert und anfangs war ich mir sicher, dass alles vorbei ist, doch jetzt steht er hier vor mir und ich wünschte, ich könnte ihn berühren. Ich wünschte, das alles wäre nie geschehen und ich könnte mich in seinen Arm schmiegen. Er würde mich schützend an sich drücken und mich auf die Stirn küssen. "Willst du, dass ich dir deine restlichen Sachen bringe?", reißt er mich aus meinen Gedanken. Tränen schießen mir in die Augen. So soll das ganze jetzt enden? So kann es gar nicht enden, denn Ben hat keine Ahnung von dem, was hier eigentlich los ist. Ich nicke abwesend. "Okay, also dann..." Er dreht sich in Richtung Tür und ich würde ihn gerne aufhalten, ihm sagen, was los ist, doch ich habe eine Riesen Kloß im Hals. Er öffnet die Tür und signalisiert mir, durch zu gehen. Meine Füße setzen sich in Bewegung, auch wenn ich innerlich mit mir kämpfe.
Als ich am Tisch ankomme, hat Kendra zum Glück schon bezahlt und wir verlassen den Laden schnellstmöglich. "Bens Freunde sind widerlich. Der eine hat der Kellnerin auf den Arsch gehauen, da hätte ich mich am liebsten übergeben.", brummt sie. "Wie auch immer. Wie war das Gespräch? Ich nehme an, du hast es ihm nicht gesagt?" Ich schüttle den Kopf.
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Trust me, I am a Bad Boy. / Abgeschlossen
AdventureDie Geschichte wird derzeit überarbeitet. Die 16-jährige Maria wird von ihren Eltern zu ihrer Tante geschickt. Bei ihrer Tante wird sie es gut haben. Sie hat ein eigenes Café, in dem Maria aushelfen kann und sie kann die Schule beenden. Doch welche...