Mirko

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Maria POV

„Ist ja schon gut, ich begleite dich.", sage ich zu Kendra am Telefon, nachdem sie eine halbe Ewigkeit versucht hat, mich zu überreden. Wohin ich sie begleite? Zu der Party des Jahres in dem Club, in dem ich das letzte Mal war, als Ben mich und meine Freunde nach Hause schickte, bevor eine Massenpanik ausbrach. Der Laden stand danach kurz vor der Pleite, verständlicherweise. Der Ladenbesitzer wechselte und damit das Genre. Der Club ist schicker geworden, mit der angeblich besten Party zum Ende des Jahres, bevor die Feiertage beginnen.

Der Grund, wieso ich so ungern hingehen möchte, ist dass Ben, Taylor und alle anderen auch da sein werden. Sie sind gut mit dem Ladenbesitzer befreundet und verbringen dort regelmäßig ihre Abende. Seit dem ich mit Ben etwas trinken war, habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Es war nicht ganz fair von mir, aus dem Wagen zu steigen und in die Nacht zu verschwinden, aber ich konnte nicht anders. Seit fünf Jahren trug ich ein Geheimnis mit mir rum, dass ihn und mich betraf und je öfter ich ihn sah, desto mehr belastete es mich.

Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, klingelte mein Telefon erneut. „Aaron, wie geht es dir?", fragte ich zur Begrüßung. „Hey meine Süße! Gut gut, ich wollte nur mal hören, wie es dir so geht." Da ich in den vergangenen zwei Wochen kaum Zeit hatte, ihm zu berichten, holte ich ganz schön weit aus und hielt einen Monolog über mehrere Minuten. Ich erzählte ihm alles, angefangen bei meiner Tante und dem Café, über mein Praktikum, bis hin zu Ben. Es war schön jemanden zu haben, mit dem man uneingeschränkt reden konnte. „Ich weiß ja nicht, wie oft ich es dir noch sagen soll, aber du wirst das Kapitel niemals beenden können, solange er keine Ahnung von all dem hat." Ich lehnte mich zurück in den Sessel. „Ich weiß. Vielleicht ist der richtige Moment nun gekommen."

Ben POV

„Wann geht's heute los?", fragt David mich. „Keine Ahnung, vielleicht um 23 Uhr? Max und zwei der neuen sind noch bei den Martínez. Die werden erst spät zu Hause sein." David zieht sich ein Shirt über und lädt seine Waffe nach. „Ach, du willst die neuen auch mitnehmen?" Ich lache. „Verdammt, nein. Aber Max sollte mal wieder eine flachlegen. Der ist ganz schön gestresst in letzter Zeit." Nun muss auch David lachen. „Apropos, ich hab Mandy gestern in der Stadt getroffen. Die war ganz schön angepisst, weil du dich nicht mehr meldest." Ich verdrehe genervt die Augen. Wie unnötig von ihr, meinen Halbbruder darauf anzusprechen. „Sie geht mir auf die Nerven. Ich habe ihr von Anfang an klargemacht, was das zwischen uns ist." „Ist es wegen Maria?", fragt David und sieht mich erwartungsvoll an. „Ach, bullshit. Wieso denkt ihr alle, dass jeder scheiß mit ihr zusammenhängt?" Er lässt sich neben mich auf die Couch fallen. „Na weil es genau so ist."

In diesem Moment kommt Hunter in den Raum gerannt. Sein Blick ist gehetzt und er kriegt kaum Luft. „Ben, du musst mitkommen... er..." Ich hebe eine Augenbraue, weil ich aus seinem Keuchen und Flüstern kaum etwas verstehe. Er lehnt sich an den Türrahmen, atmet noch einmal durch. „Wir haben Mirko." Ich stehe sofort auf und kann nicht glauben, was ich da höre. David und ich schauen uns ungläubig an, dann stürmen wir sofort los. Ehe wir in mein Auto steigen, prüfe ich, ob ich meinen Schlagring dabei habe.

Wir kommen im alten Lager an und das Adrenalin in mir steigt ins unermessliche. Ich habe so lange darauf gewartet. Und da sehe ich ihn, gefesselt sitzt er auf einem Stuhl. Er sieht schon ziemlich mitgenommen aus, die anderen haben ihn gut bearbeitet. Auf dem Weg hier her erzählte Hunter mir, sie hätten ihn zufällig entdeckt. Dieser dumme Idiot ist in einen Streit mit einem Dealer geraten, der zwar keiner von unseren ist, aber ab und zu Stoff von uns bekommt. Dieser Dealer wollte uns Respekt zollen und weil er Mirko erkannt hat, hat er ihn verfolgt und uns angerufen. Dieser Kerl bekommt eine Lieferung gratis, so viel ist mal klar.

„Mirko, Mirko, Mirko...", beginne ich und setze mich auf einen Stuhl gegenüber von ihm. „Da versteckst du dich über Jahre vor uns und lässt deine Tarnung für ein bisschen Stoff draufgehen." Er lächelt mich an und seine von Blut überströmten Zähne kommen zum Vorschein. „Mir wurde langsam langweilig, weil ihr einfach zu schlecht seid, um mich zu finden." Ich schmunzle und schaue zu meinen Schuhen herab. Ich habe ausgerechnet die weißen angezogen, das war keine gute Idee. „Ich gebe Bastarden wie dir normalerweise keine Versprechen, aber dieses Mal mache ich eine Ausnahme: ich verspreche dir, ich werde dich leiden lassen." Ich stehe auf, ziehe meinen Schlagring auf und genieße es, dem Wichser ein paar mal ins Gesicht zu schlagen. Als ich aufhöre und mir die Hand abwische, höre ich leises Gelächter seinerseits. Der Mistkerl ist zäh, das muss ich ihm lassen. „Ich war wirklich enttäuscht, weißt du?" Was redet der für ein wirres Zeug? „Wovon?", frage ich.

„Ich war enttäuscht, dass so gar keine Reaktion darauf kam, dass ich deine kleine töten wollte. Leider hat mein Fahrer es vermasselt und wäre er nicht gestorben, hätte ich ihn wohl getötet." Ich schaue ihn entsetzt an und versuche krampfhaft zu verstehen, was er mir damit sagen will. „Ich fasse es nicht, du hattest keine Ahnung. Deshalb kam keine Reaktion. Deine Freundin ist härter im nehmen, als ihr alle zusammen."

Ich laufe an den anderen vorbei raus ins Freie. Ich zünde mir eine Zigarette an und schaue in den mittlerweile dunklen Himmel. Was hat er da gerade gesagt? Das kann unmöglich wahr sein. Ich wusste über alles Bescheid, was um Maria passierte, als wir zusammen waren. Oder vielleicht doch nicht?

Maria POV

Ich strich mein königsblaues Kleid glatt und stieg in die grauen Heels. Meine Haare hatte ich erst geglättet und anschließend leichte Locken rein gedreht. Ich trug noch etwas Parfüm auf und pünktlich wie ein Uhrwerk stand Kendra vor der Tür.

„Du siehst umwerfend aus.", sage ich. Sie trägt ein dunkelrotes, enges Kleid mit einem V-Ausschnitt und dazu schwarze Schuhe. Sie sieht aus wie die böse Versuchung in Person und ich frage mich, wie schnell ich wohl alleine auf der Party sein werde. „Und du erst! Komm, das Taxi wartet.", sagt sie und wir gehen raus in die Kälte.

Ben POV

Ich fuhr nach dem Gespräch direkt nach Hause und regte mich im Fitnessraum ab. Ich spielte immer wieder alles durch, aber ich kam einfach nicht darauf, was Mirko gemeint haben könnte. Mir blieb keine andere Wahl, als zu hoffen dass Maria heute Abend auch da sein würde. Es ist nicht der idealste Ort, um zu reden, aber das war mir egal.

Und nun saß ich mit den anderen in unserer Lounge. Der Laden war gut gefüllt und David reichte mir einen Whiskey. Das war mein dritter in kürzester Zeit. „Du denkst, du kriegst hier heute deine Antworten? Bisher habe ich Maria hier nicht gesehen.", sagt er und nimmt einen Schluck von seinem Gin. „Keine Ahnung.", sage ich nur.

Wenige Augenblicke später sehe ich sie. Sie sieht umwerfend schön aus in ihrem Kleid. Sie lächelt und flüstert Kendra etwas zu, die daraufhin zu lachen beginnt. Kendra... ich mag sie und gleichzeitig nervt sie unglaublich. Ich wusste, dass sie immer nur das beste für Maria wollte, aber dass sie mir damals nicht sagte, wo sie war, nahm ich ihr übel. Ich entschied mich dafür, beide erstmal im Auge zu behalten.

Maria POV

Der Club ist brechend voll, aber die Musik und die Stimmung gefallen mir. Als wir hier ankamen, holten wir uns sofort jeweils einen Gin Tonic und begaben uns auf die Tanzfläche. Ich bin ganz froh, dass Kendra mich doch überredet hat und so voll wie es hier ist, werde ich bestimmt niemandem begegnen.

Nur wenige Augenblicke später drehe ich mich um und sehe Taylor vor mir. Er lächelt mich an und instinktiv umarme ich ihn. „Hey, wie schön dich endlich mal wiederzusehen.", sagt er.

Trust me, I am a Bad Boy. / AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt